30. September 2014

Baudenkmäler gewürdigt

Michael Kroner: Baudenkmäler der Siebenbürger Sachsen. Zeugnisse eines jahrhundertealten Kulturerbes. Eckartschrift 214, Eckartschriften-Verlag, Wien, 2014, viele Bilder, Landkarten, 112 Seiten, 8,80 Euro, ISBN 978-3-902350-50-3, erhältlich im Buchhandel oder beim Eckartschriften-Verlag, Fuhrmannsgasse 18 A, 1080 Wien.
Es ist kein leichtes Unterfangen, auf gerade mal 112 Seiten (in Taschenbuchformat) die gesamte Geschichte der Siebenbürger Sachsen seit ihrer Einwanderung im 12. Jahrhundert und bis bzw. auch nach ihrer Auswanderung ab 1990 (nahezu) lückenlos darzustellen, wenn auch im Zusammenhang mit ihren bis heute erhaltenen Baudenkmälern. In einer allgemein zugänglichen Sprache formuliert, ist dem Historiker Dr. Michael Kroner dieser Überblick zweifellos gelungen, und neben der chronologischen Darstellung der einzelnen bau- bzw. kunstgeschichtlichen Epochen und ihrer Bauten hat er auch bedeutende Bauwerke oder Siedlungskerne einzeln gewürdigt. Darüber hinaus sind vor allem die Beantwortung der Frage nach Möglichkeiten der Sicherung dieser Bauwerke für die Zukunft (u.a. über persönliche Initiativen) und die Vorstellung der in Siebenbürgen inzwischen tätigen Stiftungen, Vereine und deren Initiativen außerordentlich hilfreich.

Der Historiker bedient sich in seiner Darstellung naturgemäß der einschlägigen Fachliteratur, die freilich in einigen Bereichen heute überholt ist, da noch nicht alle Ergebnisse der archäologischen Untersuchungen der letzten zwanzig Jahre veröffentlicht worden sind. Dass beispielsweise das Burzenland nicht erst durch den Deutschen Ritterorden (ab 1211) besiedelt worden ist, sondern deutsche Siedler bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts dort ansässig wurden, wie von Kroner angedeutet, konnte anhand der untersuchten Gräberfelder inzwischen nicht allein für Marienburg nachgewiesen werden. Grabungen in den großen Stadtkirchen, wie etwa in Schäßburg, Hermannstadt oder vor kurzem im Honterushof der Schwarzen Kirche in Kronstadt, haben freilich nirgendwo archäologische Zeugnisse erster Holzkirchen entdeckt, wohl aber die gemauerten Vorgängerbauten. Die Wahl des Bauplatzes für die Kirche geht sicher auf die Erstbesiedlung zurück (wie auch die Struktur und Parzellierung der Siedlungen), und eine Analyse der Standorte zeigt eindeutig deren strategische Lage, sei es auf einem leicht zu verteidigenden Hügel (z.B. Birthälm) oder in sumpfigem Gelände an einem Wasserlauf (z.B. Meschen), der zur Anlage eines Wassergraben um den Kirchhof sehr hilfreich war. Das wiederum bedeutet, dass die Siedler das Wissen um die Befestigung des Kirchhofes aus ihrer deutschen Heimat mitgebracht haben und dass natürlich auch die Pfarrkirchen in den (nachmaligen) Städten befestigt wurden, wenn auch heute lediglich in Mediasch erhalten. Die Errichtung der Verteidigungsanlagen mit Wehrmauern, Türmen, Toren, Wehrgängen usw., aber auch der im späten 15. Jahrhundert erfolge Ausbau des Kirchengebäudes selbst zur Wehrkirche, war selbstverständliche Aufgabe der jeweiligen Ortsgemeinschaft, was letztlich erklärt, wieso die Kirchenburgen zum Identitätssymbol der Siebenbürger Sachsen geworden sind. Die Tatsache jedoch, dass in Siebenbürgen – im Gegensatz zu den vielen anderen Gebieten Europas mit Kirchenbefestigungen – auf so kleinem Raum eine solch beeindruckende Anzahl von Kirchenburgen erhalten ist, ist meines Erachtens darauf zurückzuführen, dass diese in das tägliche Gemeinschaftsleben des Dorfes im Jahresverlauf eingebunden waren und entsprechend genutzt und gepflegt wurden.

Heute sind diese Dorfgemeinschaften (wie auch die städtischen) der Siebenbürger Sachsen in Siebenbürgen nicht mehr vorhanden, so dass die Frage mehr als aktuell ist, welche Möglichkeiten der Sicherung ihrer gebauten Vergangenheit bestehen. Immer wieder neue Initiativen zeitigen Erfolge, und somit möge dem Buch eine möglichst weite Verbreitung beschieden sein. Da es sich an alle interessierten deutschsprachigen Leser wendet, ist es den Herausgebern zu danken, auf den von Michael Kroner verwendeten Kulturbegriff bezüglich all der im Verlauf der Geschichte in Siebenbürgen ansässigen Völker hinzuweisen, der für uns Siebenbürger Sachsen immer selbstverständlich war.

Christoph Machat

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Schlagwörter: Buch, Kulturerbe, Siebenbürgen

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Neueste Kommentare

  • 02.10.2014, 13:13 Uhr von gogesch: Bücher zum Thema Kirchenburgen gibt's in den Buchhandlungen in Siebenbürgen wie Sand am Meer. Ob da ... [weiter]
  • 30.09.2014, 08:45 Uhr von Ortwin Bonfert: Kirchenburgen gehören sicherlich zu den signifikantesten Baudenkmälern der Siebenbürger Sachsen, ... [weiter]

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