5. Oktober 2014

Treppenbaukurs in Reichesdorf: Interview mit dem bayerischen Tischler Christian Rummel

om 1. bis 12. Juli 2014 fand in Reichesdorf ein Treppenbaukurs unter der Leitung des Tischlers Christian Rummel statt. Der 29-jährige Bayer, der als Wandergeselle das erste Mal im Oktober 2007 nach Hermannstadt kam, lebt seit 2010 in Siebenbürgen und seit 2012 in Reichesdorf. Der Treppenbaukurs fand bereits zum dritten Mal statt, erstmals jedoch auf einem in der Dorfmitte von Reichesdorf gelegenen siebenbürgisch-sächsischen Hof, auf dem der gebürtige Öttinger seine Werkstatt eingerichtet hat. Angemeldet hatten sich fünf Wandergesellen, die extra aus Deutschland angereist waren, sowie ein Restaurator des Astra-Museums in Hermannstadt, der sich für die Kunst des Treppenbaus interessiert. Während der zwei Wochen wohnten die sechs Teilnehmer privat, also mit Familienanschluss, bei seiner Ehefrau und der zweijährigen Tochter. So begann jeder Tag bereits mit dem gemeinsamen Frühstück, bevor es dann zum Unterricht ging. Monika Schneider-Mild ist zum Treppenbaukurs gefahren und hat mit dem Wahl-Reichesdorfer über seinen Kurs und das Leben in Reichesdorf gesprochen.
Warum hast du dich mit deiner Familie ausgerechnet für Reichesdorf entschieden, und wie gefällt es dir hier?

Hier gibt es ein sehr internationales Flair, das gefällt uns. Außerdem ist die Architektur sehr schön und die Leute hier sind nett. Inzwischen sind wir in der Dorfgemeinschaft sehr gut integriert – man hilft sich auch viel unter den Nachbarn. Sagen wir es so: Ich freue mich auf jeden neuen Tag!


Wer gehört zu deinen Arbeitgebern?

Hauptsächlich ist das die Evangelische Kirche A. B. in Rumänien, aber es gibt auch öffentliche Aufträge. Außerdem habe ich private Kunden, darunter häufig Leute aus dem Ausland, aber auch oft Rumänen, die ihre Häuser denkmalgerecht restaurieren möchten.


Zum Kurs: Wie muss man sich deinen Unterricht vorstellen, geht es nur um historische Techniken?

Erst einmal gibt es für die Kursteilnehmer Theorie – da läuft der Video-Beamer eine Woche lang. Obwohl wir die Treppen dann selber berechnen und auf Papier planen, finde ich es wichtig, auch moderne Möglichkeiten im Treppenbau zu erläutern und zu präsentieren. Zur grafischen Darstellung verwende ich das Programm „Trevoplan“.

Wie gefällt es deinen Kursteilnehmern?

Meiner Auffassung nach sehr gut. Meine Kurse sind immer nah an der Praxis, ich überlade sie nicht mit unnützem Wissen. Das urige Ambiente in der zum Klassenzimmer umgestalteten Scheune kommt auch ganz gut an.

Der Tischler Christian Rummel (3. von links) mit ...
Der Tischler Christian Rummel (3. von links) mit den Teilnehmern der Treppenbaukurses in Reichesdorf. Foto: Moni Schneider-Mild
Immerhin ist das ja ein Kurs mit „Familienanschluss". Klappt das?

Die sechs Teilnehmer wohnen bei uns im Gästezimmer, sitzen bei uns mit beim Frühstück und integrieren sich gut in Haushalt und Hof. Für uns ist das aber nichts Ungewöhnliches, da wir sowieso fast permanent Freiwillige, Wandergesellen, Familie oder anderweitig Leute bei uns zu Besuch haben.


Wie hat dir denn der Kurs bisher gefallen?

Bisher funktioniert alles prima. Ganz besonders freut mich die rumänisch-deutsche Zusammenarbeit zwischen den Kursteilnehmern. Zwischendurch ist es auch sehr lustig, denn der Restaurator aus dem Astra-Museum heißt Dan und immer, wenn ich im Unterricht mit den Worten „und dann“ fortfahre, fragte er „Da?“.


Welches ist dein nächstes berufliches Projekt?

Das Einschindeln des Birthälmer Glockenturmes mit handgespaltenen Holzschindeln. Bis dahin arbeite ich an der Vollendung der diesjährigen Restaurierungsarbeiten am Gebälk des Glockenturms. Parallel dazu ist die Instandsetzung des Birthälmer Sakristeidaches geplant.


Wird es wieder einen Treppenbaukurs geben?

Ich mache den Kurs ja „aus Spaß an der Freude“ und deshalb ist der nächste Kurs auch schon für 2015 geplant.


Danke für das Interview und weiterhin gutes Gelingen!

Schlagwörter: Reichesdorf, Handwerk, Bayern, Kurs

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