17. November 2014

Walter Engels Sammelband „Blickpunkt Banat“

Auf ein Schaffen von 44 Jahren blickt Walter Engel zurück, und so sind in dem Sammelband „Blickpunkt Banat“ mit Studien, Aufsätzen, Gesprächen und Rezensionen von 1968-2012 auf 566 Seiten eine stattliche Menge literaturkritischer Beiträge zusammengekommen, die eines gemeinsam haben: Sie reihen sich in die „rumäniendeutsche literaturkritische Syntax“ ein, um es abgewandelt mit Peter Motzan zu formulieren. In dessen Buch über die rumäniendeutsche Lyrik nach 1944 hatte dieser nämlich rhetorisch gefragt, ob sich die rumänische Wirklichkeit mit rumäniendeutscher literarischer Syntax adäquat ausloten lasse? Nun, abgesehen von der etwas im Sinne der 80er Jahre in Rumänien formulierten Frage, beweist Walter Engel mit diesem Band, dass man sehr wohl zumindest die Literaturkritik auch aus dem rumäniendeutschen Blickwinkel betreiben kann.
So stellt er in seinem Band Überlegungen zur Regionalliteratur der Banater Deutschen an, zieht Parallelen zur Literatur im deutschen Sprachraum, erforscht die Kontakte zwischen Siebenbürgen und dem Banat, lässt die Mundartliteratur nicht außer Acht, und so weiter und so fort. In zahlreichen Einzelstudien widmet er sich beispielsweise der Hermannstädter Zeitung, oder speziell Kulturschaffenden wie Adam-Müller Guttenbrunn, Josef Gabriel (d.Ä. und d.J.), Otto Alscher, Peter Barth, Franz Liebhard, Alfred Kittner, Stefan Heinz-Kehrer und anderen. Der Band umfasst nach einer ausführlichen Einführung vier Teile mit Studien und Aufsätzen, Profilen und Porträts, Gesprächen über Literatur und Kultur, Rezensionen und Theaterkritiken und schließlich einen Anhang.

Der 1942 in Deutschsanktmichel geborene Literaturwissenschaftler und Publizist ist im Banat aufgewachsen und arbeitete nach dem Studium der Germanistik zunächst als Deutschlehrer in Heltau, um später zur Zeitung nach Hermannstadt zu wechseln. 1972 kam er an die Universität nach Temeswar, 1980 wanderte er aus, um bereits 1981 in Heidelberg zu promovieren. 1988 wurde er Direktor des Hauses des Deutschen Ostens in Düsseldorf, des heutigen Gerhart-Hauptmann-Hauses. Wie Eduard Schneider in seinem fundierten Vorwort schreibt, entwickelte sich die 18-jährige Amtszeit von Walter Engel zu einem „überregional bedeutsamen Ost-West-Dialog“.

Und auch in diesem Buch atmen die Beiträge den gleichen Geist einer berechtigten Schwärmerei für die Kultur einer Minderheit und eines Aufspürens ihrer Wirkung auf die rumänische und auf die deutsche Kultur. Zuweilen fühlt es sich an wie ein Griff in eine Wunderkiste, da vergessene Autoren und Übersetzer auf einen zukommen, zuweilen lässt es Bücher, gerade in den Rezensionen, in neuem Licht erscheinen. Dabei ließ Walter Engel auch ideologisch angehauchte ältere Texte ohne nachträgliche Korrekturen veröffentlichen, was zu begrüßen ist. Es wurde also ein Buch für solche, die sich intensiver mit dem Banat und nicht zuletzt mit dieser vielschichtigen Persönlichkeit beschäftigen wollen.

Edith Ottschofski



Walter Engel: „Blickpunkt Banat“. Beiträge zur rumäniendeutschen Literatur und Kultur, Verlag Landsmannschaft der Banater Schwaben, München, 2013, 28 Euro, zu bestellen bei der Landsmannschaft der Banater Schwaben e.V., Karwendelstraße 32, 81369 München, E-Mail: Landsmannschaft[ät]banater-schwaben.de, Telefon: (0 89) 23 55 73-0.

Schlagwörter: Banat, Sammelband, Buchvorstellung

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