14. Januar 2015

Ausstellung von Renate Mildner-Müller

Eine Bombenstimmung herrschte am Nikolausabend 2014 in der von Freunden, Verwandten und Interessierten besetzten Kunstgalerie des historischen Rathauses von Ebersberg. In „ihre“ Galerie hatte die Kronstädterin Antje Krauss-Berberich zum Genuss hochwertiger Kunst von Renate Mildner-Müller, zum Erleben eines rhetorischen Schmankerls als Einführungsrede, verfasst und vorgetragen von Hans Bergel, zu guten Gesprächen und – was in den letzten Jahren Usus geworden ist – zu einem anschließenden Abendschmaus bei Suppe, Krautwickel und guter Laune eingeladen.
Schon in ihrer Eröffnungsansprache betonte Antje Krauss-Berberich, dass sie dieser Ausstellung entgegengefiebert hatte; bedeute das doch für sie und für Ebersberger Kunstbegeisterte über zwei Monate lang ein großes Spektrum von fantasievoller Kunst, die mal sozialkritisch-heiter, doch immer symbolträchtig menschliche Schwächen oder Stärken anspricht und dadurch unerschöpfliche Gedankengänge herausfordert. Es sei ihr ein besonderes Anliegen, wenigstens einmal im Jahr Künstler oder Literaten nicht nur aus ihrer Heimatstadt, sondern aus ganz Siebenbürgen und darüber hinaus die Gelegenheit zu bieten, in Ebersberg auszustellen.

Eine besondere Ehre sei es für sie und die Künstlerin, dass der allseits geschätzte Schriftsteller und Freund Hans Bergel für die Einführungsrede seine freudige Zustimmung gab.
Ausstellungseröffnung in Ebersberg, von links: ...
Ausstellungseröffnung in Ebersberg, von links: Renate Mildner-Müller, Hans Bergel, Antje Krauss-Berberich
„Ich kenne Renate, wie ich vor kurzem nachrechnete, seit ihrem zwölften Lebensjahr. Das Elternhaus der 1940 im siebenbürgischen Kronstadt Geborenen lag zwei Minuten von meiner Wohnung entfernt. Die 15-Jährige erhielt ersten systematischen Unterricht beim Grafiker Harald Meschendörfer, sie absolvierte als Meisterschülerin ihres Jahrgangs 1966 die Klausenburger Kunst-Akademie und lebt seit 1977 in Deutschland, wo sie – in Winnenden in Baden-Württemberg – auch als Kunstpädagogin wirkte. (…) Ich schlage vor, sie als eine Künstlerin zur Kenntnis zu nehmen, die uns gleichermaßen zum befreienden Lächeln wie zum befreienden Nachdenken einlädt.“

„Renate Mildner-Müller gehört für mich in den Kreis jener schöpferischen Naturen, deren Sicht vom Menschen und von der Welt dem postmodernen Drang zur Entformung der Bildelemente überall dort widersteht, wo der endgültige Bruch mit der Bindung ans Überlieferte zur Versuchung wird.“ Mit diesen Worten begann Bergel seine Einführung in das Werk der von ihm sehr geschätzten Künstlerin, die er seit ihrer Kindheit kennt und deren Werdegang er mit sichtlicher Bewunderung miterlebte. „Wohl sind die Distanz zum Überkommenen und die Ironie angesichts einer unreflektierten Übernahme in ihrem gesamten Werk als gestaltende Impulse unübersehbar. Doch sind es nicht jene Distanz und jene Ironie, die sich das Zerstörerische zur Orientierung nehmen, sondern – so seltsam es sich anhören mag – Distanz und Ironie werden in ihren Arbeiten als Bejahung sichtbar. Renate Mildner-Müller formt um, sie formt neu – gleichviel, ob es um Figuren oder Figurationen geht –, sie erfindet eine Gestaltenwelt, die uns hellwach werden lässt. (…) Ihre ausgeprägte gestalterische Vitalität wirkt dabei als konstruktive bildnerische Intelligenz auf jedem Blatt, das ich von ihr kenne. Es ist nicht die ätzende Intelligenz des Mephisto, sondern die fröhliche des Till Eulenspiegel. Nicht Auslöschung des Vorhandenen ist also das Anliegen, sondern dessen Filterung im Sinne der Rückbesinnung auf das Unverzichtbare: auf die Form.“

Der musikalisch geprägte Mensch Hans Bergel schlug einen Bogen von der Kunst Mildner-Müllers zur Musik: „Bei aller Strenge und Zügelung des Ausdrucks auf den Blättern dieser Frau, bei aller überbordenden Fantasiefülle auch ihrer künstlerischen Mitteilungsfreude erscheint mir als eine der bestimmenden Kräfte ihres Werkes das, was der Musiker Giocoso nennt: das schlafwandlerisch sichere Spiel auf der Tastatur der inhaltlichen und formalen Mittel. Der wie im Traum gemeisterte Balanceakt auf dem Seil in schwindelnder Höhe über nicht erkennbare Tiefen.“ Hans Bergel wies darauf hin, dass die Kunst Mildner-Müllers „nicht zuletzt von eminenter Musikalität“ sei. Damit meinte er nicht, „dass viele ihrer Blätter wie märchenhaft entworfene Notenschlüssel, Notensysteme oder Partituren aussehen, nein, ich meine die tänzerischen Rhythmen, die sich uns beim Anblick ihrer Arbeiten mitteilen. Die Leichtigkeit und das heitere Melos ihres Vortrags sowohl in den konkret als auch in den abstrakt formulierten Arbeiten im Grafischen wie im Chromatischen. Das Tänzerische im Kosmos ihrer Strukturen und Gestalten ist der Musik zutiefst verwandt. (…) Wer diese Beobachtung in die Betrachtung ihrer Bilder einbezieht, wird sich einen wesentlichen Zugang zu ihnen erschließen. Dass Frau Antje Krauss-Berberich als Galeristin für die in diesem schönen Rathaus untergebrachte Ausstellung verantwortlich zeichnet, sei mit Dank und mit der Bitte um gelegentliche Wiederholung angemerkt.“

Die Ausstellung ist bis Ende Januar, Montag-Donnerstag von 8.00-17.00 Uhr, Freitag von 8.00-12.00 Uhr zu besichtigen oder jederzeit nach Vereinbarung per E-Mail: a.berberich [ät] ebersberg.de, oder Telefon: (08092) 20617.

Antje Krauss-Berberich

Schlagwörter: Ausstellung, Ebersberg, Mildner-Müller

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