6. Oktober 2015

Literarischer Abend im HDO

Knapp 50 Interessierte waren am 1. Oktober zu einem literarischen Abend ins Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München gekommen. Die aus Siebenbürgen stammende Autorin Iris Wolff las aus ihrem zweiten Roman „Leuchtende Schatten“.
Zu einer „Premiere“ konnte HDO-Direktor Prof. Dr. Andreas Otto Weber die Gäste an diesem Abend begrüßen: Zum ersten Mal hatten das HDO, das Institut für Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität München (IKGS) und der Verband der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, vertreten durch den Bundeskulturreferenten Hans-Werner Schuster, gemeinsam eine Veranstaltung im HDO organisiert. Dr. Florian Kührer-Wielach begrüßte an seinem ersten offiziellen Arbeitstag als Direktor des IKGS ebenfalls das Publikum und nutzte die Gelegenheit, sich bei seinem Vorgänger, Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch, der als Gast in der ersten Reihe saß, für „wunderschöne zwei Jahre“ zu bedanken.

Die Moderation des Abends übernahm die Literaturwissenschaftlerin Dr. Enikő Dácz, stellvertretende Direktorin des IKGS, die gemeinsam mit Iris Wolff auf der Bühne saß. Abwechselnd fragte die eine und antwortete und las die andere, so dass sich ein reizvolles Wechselspiel ergab und einiges über die Entstehungsgeschichte des Romans „Leuchtende Schatten“, die Arbeits- und Herangehensweise der Autorin und auch deren nächstes Buchprojekt zu erfahren war. Sie habe nicht schon immer Schriftstellerin werden wollen, antwortete Iris Wolff auf die erste Frage der Moderatorin, denn man brauche Lebenszeit und müsse Ideen sammeln um schreiben zu können. Zudem schreibe sie sehr langsam, gehe oft über ihre Texte und frage sich, ob sie auch Schriftstellerin sei, wenn sie gerade nicht schreibe – eine Frage, über die es sich nachzudenken lohnt.
Dr. Enikő Dácz (links) und Iris Wolff. Foto: ...
Dr. Enikő Dácz (links) und Iris Wolff. Foto: IKGS
Die Autorin las vier Szenen aus ihrem im März 2015 erschienen Roman, anhand derer man sich gut in ihre „sehr lyrische Sprache, ihr Gespür für Details und ihr Gefühl für das Malerische“, so die Moderatorin, einfühlen konnte. Auch dialektale Einsprengsel waren in diesen Textauszügen zu hören, die für Erheiterung im Publikum sorgten – einige der siebenbürgisch-sächsischen Mundart Mächtige müssen wohl da gewesen sein … Dialekt sei Heimat, sagte die gebürtige Hermannstädterin Iris Wolff, und bestimmte Wörter, von denen sie viele aus dem Familienwortschatz übernommen habe, könne man eben nicht übersetzen.

Ob sie eine Vorliebe für Bruchstellen habe, fragte Enikő Dácz gegen Ende des Abends, habe doch ihr erster Roman „Halber Stein“ die Auswanderung der Siebenbürger Sachsen, der zweite „Leuchtende Schatten“ deren Situation in den vom Zweiten Weltkrieg überschatteten 1940er Jahren zum Thema. Es sei eine bewusste Entscheidung gewesen, über Siebenbürgen und die Siebenbürger Sachsen zu schreiben, antwortete die Autorin, eine Identitätssuche, und sie (die als Neunjährige nach Deutschland kam, wie man im Lauf des Abends auch erfahren konnte) sei mit dem Thema noch nicht fertig. So darf sich der geneigte Leser also auf einen weiteren Roman von Iris Wolff mit siebenbürgischem Bezug freuen. Wann er erscheinen wird? Darauf wollte sich die Autorin an diesem gelungenen Abend, der mit einer kurzen, aber gut frequentierten Signierstunde ausklang, noch nicht festlegen.

Doris Roth

Schlagwörter: Lesung, München, HDO, Wolff

Bewerten:

33 Bewertungen: o

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.