2. April 2016

Geplantes Filmprojekt: Seine Rumänienreise will Wolfgang Ettlich nach 25 Jahren wiederholen

1990 lernte ich einen Siebenbürger Sachsen aus Schäßburg in München kennen, der nach der Öffnung des Eisernen Vorhangs sofort Rumänien verlassen hat und mit der Familie nach Bayern gezogen ist. Durch dieses Treffen entstand die Idee, eine filmische Entdeckungsreise zu machen, wie beim Fall der Mauer 1989, nur hieß das Land nicht DDR, sondern Rumänien.
So entschloss ich mich, im Oktober 1990 nach Rumänien zu reisen, für mich und mein Team ein unbekanntes Land. Unsere Reiseroute war nicht geplant. Wir wussten nur, dass wir die Kleinstadt Kleinkopisch bei Mediasch besuchen wollten, da ­das Magazin National Geographic eine Titelgeschichte über diesen Ort schrieb („Dreckigste Stadt Europas“). Eine Umweltkatastrophe, wo die Menschen unter einer Blei- und Rußfabrik litten und die Natur zerstört wurde.

Die Reise damals

Kaum verließen wir Ungarn und kamen in Rumänien an, spürten wir bei den Menschen ähnliche Sorgen und Ängste, wie sie die DDR-Bürger nach dem Fall der Mauer hatten, aber genauso hatten sie auch Hoffnung und Zuversicht. Kurz nach der Grenze sagte man uns, wir sollten unbedingt in die Industriestadt Baia Mare fahren. 250 Meter hohe Schlote, rostige Großhallen und aufgewühlte Schutt-Brachen würden dort das Stadtbild prägen und so war es auch. Die Reise führte uns weiter in die Westkarpaten. Dort trafen wir Bergbauern, deren karges, arbeitsreiches Leben aus Viehzucht und kleinen Handwerkstätigkeiten (Holzrechen, Sensenstielen und Holzbottichen) bestand. Wir begleiteten sie mit der Kamera einige Tage und beobachteten sie bei ihrem Verkauf. Wir waren sehr beeindruckt von ihrem Lebensalltag.
Dreharbeiten in Kleinkopisch im Jahr 1990, von ...
Dreharbeiten in Kleinkopisch im Jahr 1990, von links nach rechts: ­Harald Mandl (Autor), Wolfgang Ettlich (Regie), Hans Albrecht Lusznat (Kamera), Zoltan Ravasz (Ton) und Peter Weber (Umweltpartei).
Über Mediasch ging es nach Kleinkopisch. Wir konnten es kaum glauben, welche Umweltkatastrophe uns dort erwartete. Die Aufnahmen, die wir damals mit der Kamera machten, sahen unwirklich aus. Alles schwarz – die Häuser, Straßen und selbst die Menschen machten einen dunkeln Eindruck. Hier konnte wirklich nichts wachsen oder gedeihen.

Uns gelang es damals, Aufnahmen der schwarzen Dystopie zu machen. Wir begleiteten und interviewten Männer im Morgengrau auf dem Weg in die Fabriken. Die Arbeiter waren wortlos, als hätte ihnen der schwarze Ruß die Sprache genommen.

Nach dem Besuch der „schwarzen Stadt“ hatten wir Sehnsucht nach einem Siebenbürger-Sachsen-Dorf und so kamen wir nach Hetzeldorf. Hier war es grün, aber man spürte bereits die Aufbruchsstimmung der Bewohner in den vermeintlich „goldenen Westen“ – vor allem die jungen Sachsen packten ihre Koffer. Die Alten wollten ihre Heimat nicht verlassen. Dann ging es Richtung Donaudelta. In Daneș lernten wir die Bancus kennen, eine Cortorari-Roma-Familie. Ceaușescu verbot ihnen die Wanderschaft und ließen sie zwangsansiedeln. Die Familie erhoffte sich durch die Wende vor allem Anerkennung und wirtschaftlichen Erfolg. Über Kronstadt ging es bis nach Tulcea. Hier begann das Abenteuer Donaudelta. Wir mieteten ein Boot und ließen uns auf Vorschlag des Kapitäns nach Mila 23 fahren. Wir wohnten bei den Fischern und filmten sie bei ihrer täglichen Arbeit. Fast alle Bewohner lebten von der Donau. Sie bot ihnen Fisch als Nahrungsquelle und Schilf als nachwachsenden Rohstoff zum Heizen oder als Baumaterial.

Warum ich diese Reise nochmals machen möchte

Ich bin überzeugt, dass der Fall des Eisernen Vorhangs für die Menschen in Europa genauso wichtig ist, wie der Fall der Mauer in Berlin. Vor allem für die Menschen, die in der DDR und hinter dem Eisernen Vorhang lebten, begann eine spannende Zeit, große gesellschaftspolitische Veränderungen standen für sie an. Die Ausgangssituation in Rumänien war für mich gleich, deshalb besuchte ich nach dem historisch-politischen Ereignis die ehemalige DDR und Rumänien immer wieder, um den Zustand und Wandel der Gesellschaft mit der Kamera festzuhalten. Natürlich war der Fokus der deutschen Medien zu dieser Zeit in erster Linie auf die deutsche Wiedervereinigung gerichtet. Über den Wandel in Osteuropa/Rumänien wurde und wird wenig berichtet, damals wie heute. Das ist der Grund, warum ich mich an die Leserinnen und Leser der Siebenbürgischen Zeitung wende mit der Bitte um ihre Unterstützung meines Filmprojektes. Alle Interessierten können mich per E-Mail kontaktieren: info [ät] wolfgang-ettlich.de. Mehr Informationen über meine Filmarbeit bietet die Webseite www.ettlich-film.de.

Wolfgang Ettlich

Schlagwörter: Film, Siebenbürgenfahrt

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