16. Mai 2016

Bildende Künstlerin Pomona Zipser stellt in England aus

Im April ereilte die Kunstliebhaber die Meldung aus Berlin: Pomona Zipser wird im Laufe des Monats Juli eine ihrer Skulpturen im Forest of Dean Sculpture Trail in Gloucester aufstellen. Von Anfang Juni bis 15. Juli ist die Künstlerin vor Ort und baut aus dem Holz der dort wachsenden Edelkastanie (sweat chestnut) ihre Skulptur auf. Die angekündigte Aufstellung ist eine große Ehre, aber auch Herausforderung, betont die in Hermannstadt geborene Künstlerin.
Pomona Zipser, Tochter der Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreisträgerin Katharina Zipser, studierte von 1979 bis 1985 Malerei bei Mac Zimmermann an der Akademie der Bildenden Künste München und Bildhauerei an der Akademie der Künste Berlin. Sie war Meisterschülerin bei Lothar Fischer. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Die Arbeiten der Bildhauerin und Malerin Pomona Zipser (Webseite: www.pomonazipser.com) befinden sich seit vielen Jahren in den wichtigsten Museen der Welt sowie in zahlreichen Privatsammlungen von Berlin, München über Antwerpen bis San Francisco. Wenige wissen aber, dass sie auch als Illustratorin von Büchern in Erscheinung getreten ist. Es sind, zugegeben, besondere Bücher, Bücher für Liebhaber.

In der Edition Mariannenpresse erschien 1986 eine einmalige Ausgabe von 200 arabisch nummerierten und signierten Exemplaren eines Buches mit Original-Lithographien von Pomona Zipser. Autor der seltenen Bucherscheinung ist der in Hermannstadt geborene Schriftsteller Paul Schuster. Der Autor der Novelle „Heilige Cäcilia" suchte in seinem Bekanntenkreis nach einer Künstlerin, die das geplante Buch bebildern sollte, erzählt Pomona Zipser schmunzelnd. So trafen sie aufeinander, der ältere Schriftsteller Paul Schuster und die junge Künstlerin Pomona Zipser. Als sie dann ihre Entwürfe zeigte, verstand Paul Schuster erstmals die Welt nicht mehr, weil es zwei ganz und gar unterschiedliche Welten waren. Die Weisheit siegte und er fing an, die Lithographien der Künstlerin zu akzeptieren, lieben, nein, lieben nicht, sagt Pomona. So entstand ein Buch, das bei Sammlern und Buchliebhabern sehr begehrt ist. Einen Großteil ihres Œuvres, Holzskulpturen und Papierarbeiten von 1992 bis 2003, kann man in dem Katalog „Haus oder Weg“ (von der galerie tammen busch in Berlin 2004 herausgegeben) bewundern. Ihr Schaffen ist von spielerischer Kombinatorik bestimmt, gepaart mit einer surrealen Phantastik, die aber trotzdem von einer klaren Statuarik des Körpergefüges geprägt ist, stellt Fritz Jacobi in seinem Essay fest. Zipsers Skulpturen, wiewohl von einer fragilen Lebendigkeit, beweisen gleichzeitig Stabilität mit dynamischen Elementen. Ihre Hilfsmittel, oft Draht und Seil, verbinden einzelne Holzelemente zu einer erstaunlichen Symphonie, die, im Gleichgewicht stehend oder aufgehängt, eine innerliche Harmonie ausströmen.
Modell der Skulptur, die von Pomona Zipser im ...
Modell der Skulptur, die von Pomona Zipser im Forest of Dean Sculpture Trail in Gloucester im Juli 2016 aufgestellt wird. (Edelkastanie/ sweat chestnut, Farbe, 390 x 800 x 500 cm). Foto: Pomona Zipser
Als eine Besonderheit im Katalog gilt – als Textbeitrag getarnt –, das Gedicht „Ohne Titel“ von einem der größten Sprachkünstler der deutschen Literatur, Oskar Pastior. Die erstaunliche Symbiose zwischen Wortkunst und Skulpturen zweier in Hermannstadt geborener Künstler hat Einmaligkeitscharakter.

Als ein Beispiel für ein sympathisch-skurriles Buch kann man den 2007 in München erschienenen Band „Der erste Hermannstädter war ein Räuber“ bezeichnen. Der Autorin Johanna Letz, eine phantasiereiche Erzählerin, ist es gelungen, Geschichten zu erfinden, die sicherlich auch für Kinder geeignet sind; Erwachsene aber, die eine kindliche Freude am leicht Absurden bewahrt haben, sollten dieses Buch besitzen – nicht zuletzt aufgrund der Zeichnungen von Pomona Zipser, die sich als eine humorvolle und eigenwillige Illustratorin entpuppt und somit auch diesem Buch den Stempel der Einmaligkeit aufdrückt.

Immer öfter stellt Zipser ihre skulpturalen Arbeiten auch in München aus, so im August 2015 in der Galerie Klaus Lea in der Türkenstraße. Dass sie mit unterschiedlichen Materialien und Größen arbeiten kann, bewies ihre Aluminium­skulptur im öffentlichen Raum, aufgestellt im Umfeld der Berlinischen Galerie Berlin; die Skulptur ist 900 kg schwer.

Josef Balazs

Schlagwörter: Zipser, Ausstellung, England

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