4. Juni 2017

Heimattag 2017: Open-Air-Konzert mit dem Trio Acker

Nach mehrjähriger Pause wird es beim diesjährigen Heimattag in Dinkelsbühl am Sonntag-Abend wieder ein Open-Air-Konzert vor der Schranne geben. Nach Schlagermusik sowie Rock und Pop mit Ricky und Elvin Dandel oder Dragon of Transylvania und dem Sachsesch Owend mit Jürgen aus Siebenbürgen wird dieses Jahr erstmals Jazz zu hören sein, dargeboten von dem aus der alten Heimat angereisten „Trio Acker“.
„Es wurde Zeit“, wird manch einer sagen, der in Jazz-Clubs die Nische fand, die im totalitären Ceaușescu-Regime kleine Fluchten ermöglichte. Es wird auch Zeit, dass die siebenbürgisch-sächsische Öffentlichkeit über den Jazz-affinen Kreis hinaus ein Geschwisterpaar zur Kenntnis nimmt, das in den letzten Jahren im wahrsten Sinne des Wortes die Szene be-ackert und über Rumänien hinaus Aufmerksamkeit erregt hat.

Dass wir Petra (Gesang) und Michael Acker (Kontrabass) gemeinsam mit Albert Tajti (Klavier) erleben dürfen, ist der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien zu verdanken. Sie hat getreu dem Motto des Heimattages „Verändern – Erneu­ern – Wiederfinden“ diesen Programmvorschlag gemacht. Er ist in der Überzeugung angenommen worden, dass er mehr als nur ein Farbtupfer sein wird. Dass es ein Farbtupfer sein wird, garantiert schon allein die äußere Erscheinung der Frontfrau Petra Acker, deren Dreadlocks von der Aureole der Finalistin des Wettbewerbs „Vocea României“ („Die Stimme Rumäniens“, vergleichbar mit Deutschland sucht den Superstar) des Jahres 2014 umstrahlt werden. – Wie konnten wir so etwas übersehen?

Albert Tajti (Klavier) und Petra Acker (rechts) ...
Albert Tajti (Klavier) und Petra Acker (rechts) treten Sonntagabend vor der Schranne auf.
Übersehen wird man Petra Acker in Dinkelsbühl nicht, schon gar nicht überhören. Sie nicht und auch das Acker-Trio nicht. Dafür haben alle drei Ausnahmemusiker einfach zu viel Bühnenpräsenz – auch wenn man bei dem Kopfsteinpflaster vor der Schranne kaum von Bühne sprechen kann – und Bühnenerfahrung, die bis auf das Schuleintrittsalter zurückgeht. Seit damals machen Petra Simone – so der vollständige Name – und Michael Acker in dem Kinder- und Jugendensemble „Canzonetta“ mit, das ihre Mut­ter Ingeborg Acker 1994 in Kronstadt gegründet hat und bis heute leitet.

Seit der Schulzeit lebt auch Albert Tajti, einer der profiliertesten Jazz-Pianisten Rumäniens, mit und für die Musik. 1984 in Piatra Neamț in der Moldau geboren, hat er 2004-2009 an der Musikakademie „Gheorghe Dima“ in Klausenburg Komposition und Harmonielehre studiert und anschließend 2010-2012 Sommerkurse belegt für Solistik und Begleitung an der Academie ICon Arts, an der er dieses Jahr selber Kurse für Jazzmusik betreuen wird. Seit 2011 in Bukarest lebend, arbeitet er als Komponist, Arrangeur und Begleiter mit den erfolgreichsten Jazzmusikern Rumäniens zusammen. Er ist Mitglied mehrerer Ensembles, mit denen er CDs eingespielt hat und zahlreiche Auftritte im In- und Ausland bestreitet, auch bei renommierten Festivals wie Street Delivery Bukarest oder EUROPAfest Magdeburg.

Michael Acker ...
Michael Acker
Der 1989 in Kronstadt geborene Michael Acker landet, vom Jugendensemble „Canzonetta“ und von klassischer Gitarre ausgehend, bei Kontrabass und Bassgitarre. 2012 absolviert er das Studium der Jazzmusik an der Nationalen Universität für Musik in Bukarest. Im gleichen Jahr hat er als Duo mit Ana Cristina Leonte den Wettbewerb für Nachwuchsmusiker „Der Weg in die Berühmtheit“ in der Sektion „Jazz“ gewonnen und mit dem Elena-Mândru-Quintett seine erste CD eingespielt. Der Vorzeige-Bassist ist Mitglied mehreren Jazz-Formationen und tritt mit zahlreichen rumänischen wie internationalen Jazz-Größen auf, u.a. in Projekten wie „Ballads & Blues“ und bei Festivals im In- und Ausland.

Anders als Albert und ihr jüngerer Bruder wurde dem Rohdiamant Petra Acker – eigentlich Petra Simone Acker – der musikalische Schliff nicht durch ein Hochschulstudium verpasst. Sie selbst feilte daran, durch stetiges Musizieren und in der Auseinandersetzung mit allen nur erdenklichen Musikrichtungen, an denen sie sich so lange rieb, bis sie zueinander passten oder bis die nächste Versuchung Petras Suche nach dem musikalischen Kick für eine Zeitweil unterbrach. – Übrigens bietet der Heimattag die Gelegenheit, Petra Ackers Vielseitigkeit kennenzulernen, gestaltet sie doch neben dem Jazz-Konzert auch die musikalische Umrahmung der Preisverleihungen in der Sank-Pauls-Kirche mit klassischen Kompositionen von Professor Heinz Acker.

Schon in der 10. Klasse gründete Petra Acker mit „Holzkopf“ eine erste Band. Der Erfolg stellte sich erst mit der Funk-Band „The Others“ ein, die sie mit Bruder Michael 2005 gegründet hat. Durch zahlreiche Auftritte und durch die Zusammenarbeit mit herausragenden Musikern unterschiedlicher Musikrichtungen in Bands wie „Chilli Famill“ „What­ever Works“, „Tep Zepi“, oder „Tzuc & Petzi“ machte sich Petra Acker als Sängerin und Komponistin einen Namen, der über die Landesgrenzen und die Jazz-Szene hinaus strahlt. Im Herbst wird die CD mit Jazz-Kompositionen von Billy Taylor erscheinen, die Petra Acker in New York mit Steven Reich, Jimmy Madison und Dmitri Kolesnik eingespielt hat. Wer sich schon vorher und vor dem Heimattag auf das einzigartige Timbre der markanten Stimme von Petra Acker einlassen will, kann das tun und sich auf das Open-Air-Konzert einstimmen unter https://soundcloud.com/petra-acker. Damit ist man aber vor Überraschungen noch lange nicht gefeit.

H-W Schuster

Schlagwörter: Heimattag 2017

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