21. Juni 2017

Bedeutender Arzt und Lyriker: Dr. Carl Henning starb vor 100 Jahren

Eine Familie mit bester siebenbürgisch-sächsischer Prägung. Die Henning-Ahnen verschlug es im 18. Jahrhundert von Hermannstadt nach Schäßburg. Der hier zu Ehrende wurde in Broos geboren, wo die Familie vorübergehend ansässig war, in der Folge in Bistritz. Carl Henning war verheiratet mit Thusnelda, geb. Hermann aus Kronstadt, deren Bruder, der bekannte Maler Hans Hermann, seine berufliche Laufbahn in Mediasch begonnen und in Hermannstadt fortgesetzt hatte, wo sich der Kreis schließt.
Der bedeutende Arzt und Lyriker Carl Henning wurde am 14. Februar 1860 in Broos geboren, wo sein Vater als Finanzrat tätig war. Nach Gymnasialjahren in Temeswar, wohin sein Vater als Leiter des Königlich-Ungarischen Gebührenbemessungsamtes (Finanzamt) avanciert war, studierte er Medizin in Wien. Seinen Studieneifer belegt die Äußerung seiner Studienkollegen: „Wenn man noch so früh in den Seziersaal kommt, ist der Henning schon da, und wenn man noch so spät weggeht, ist der Henning noch da.“ Die frühzeitige Neigung zu zeichnerischer Betätigung führte dazu, dass Henning die vorhandenen klinischen Anschauungsmittel durch plastisch-koloristische Darstellung der Krankheitsbilder bedeutend verbessern konnte. Im Rahmen der Medizinischen Universität von Wien gründete er das Institut für Moulagen, das sind Wachspräparate, vornehmlich für Lehrzwecke, wo er eine unübertroffene Anzahl von Krankheitsnachbildungen schuf und infolgedessen als Meister auf diesem Gebiet auf zahlreichen medizinischen Kongressen in verschiedenen Ländern mit höchsten Ehrungen ausgezeichnet wurde.

Carl Henning ...
Carl Henning
Zu einem Wohltäter vieler Leidender wurde Dr. Carl Henning durch die Erfindung der elastischen Gesichtsprothesen, durch die viele Entstellte ein normales Aussehen und damit ­Lebensfreude und Berufsmöglichkeit wiedererlangen konnten. Insbesondere gelang dies bei den vielen Kriegsverstümmelten in den Jahren des Ersten Weltkriegs. Bei der Herstellung der Prothesen und den entsprechenden Versuchen hatte er auch mit giftigen Substanzen zu tun. Die Tragik wollte es, dass eine in das Labor eingedrungene Fliege, die von dem Gift gesogen hatte, ihn stach und er innerhalb von drei Tagen, am 3. Juni 1917, im Alter von 57 Jahren in Wien der Vergiftung erlag.

Als praktischer Arzt war er nur wenige Jahre tätig, er widmete sich vor allem der Behandlung der Armen, fügte dem Rezept ab und zu auch eine Geldspende beifügte.

Als Turner und Fechter hatte er die Gründung des Wiener Akademischen Turnvereins angeregt, den er zu großer Blüte führte, bewundert angesichts seiner Reckengestalt und seines wallenden Bartes. Er verfügte auch über eine poetische Ader, wovon drei Bände lyrischer Natur sprechen. Verheiratet war er mit Thusnelda, geb. Hermann, bekannt durch Gedichte, Kurzgeschichten, und vor allem durch den „Hölzernen Pflug“, die Chronik eines siebenbürgischen Geschlechts, ein bedeutendes Werk der siebenbürgisch-sächsischen Literatur.

Im Naturhistorischen Museum in Wien wurde zu Ehren von Carl Henning ein separater „Henning-Raum“ geschaffen, im Rahmen einer Pathologisch-Anatomischen Sammlung und unter Mitwirken seines Enkelsohnes Ing. Gernot Henning. Der Verfasser dieses Beitrags ist ein Großneffe von Carl Henning.

Julius Henning


Carl Henning

Seelengröße

Nichts Größeres gibt’s von allem Größen,
Nichts Rareres von dem, was selten,
Als Unrecht, das dir zugestoßen,
Mit einer Wohltat zu vergelten.

Gemütspflege

Wo der Gesanglehrer müßig geht,
Der Nervenarzt hoch im Ansehn steht.
(Aus der Sammlung „Lebensfluten“)

Schlagwörter: Henning, Dichter, Arzt

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