7. August 2017

Studienreise auf den Spuren Brukenthals und des Barocks

In diesem Jahr feiern die habsburgischen Erblande den 300. Geburtstag der Kaiserin Maria Theresia – eine außerordentliche Frau in der Geschichte. Zu ihren engen Mitarbeitern gehörte auch ein evangelischer Siebenbürger Sachse: Samuel Freiherr von Brukenthal (1721–1802). Ihm widmete der Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde am 17.-18. Juni 2017 in Hermannstadt eine internationale Fachtagung anlässlich der vor 200 Jahren erfolgten Eröffnung des ersten öffentlichen Museums in Südosteuropa (siehe Bericht in der Siebenbürgischen Zeitung Online vom 9. Juli 2017). Zusätzlich zur Tagung organisierte Konrad Gündisch eine zehntägige Studienreise „Auf den Spuren Samuel von Brukenthals und des Barocks“.
Diese Studienreise besuchte Orte aus Brukenthals Biographie: die Studienorte Halle und Jena, die Residenzen Wien, Prag und Dresden, seine Wirkungsstätten und zentrale Orte in Siebenbürgen: Klausenburg, Hermannstadt, Karlsburg und Mühlbach. Dazu standen besondere Plätze des Barockzeitalters, in dem Brukenthal lebte, auf dem Programm: Brünn, Großwardein, Debrecen, und zugleich reiste man auf den Wegen und Spuren von Brukenthal. Zur rundum gutgelaunten Gruppe der Mitreisenden gehörte auch Dr. Frank Schuster, der aus genauem Quellenstudium die Reiserouten und die Reisegewohnheiten Brukenthals referierte. Dr. Lupold von Lehsten, stellvertretender Direktor des Instituts für Personengeschichte in Bensheim, Referent der Tagung und Teilnehmer der Studienreise, berichtet im Folgenden über diese Fahrt.

Den Anfang machten die Studienorte Brukenthals: Halle und Jena. In Jena stoppte der Bus an der modernen Universitätsbibliothek, wir wurden von Prof. Dr. med. Uwe Klein und seiner Frau begrüßt. Er führte uns in das Hauptgebäude der Universität Jena mit dem bekannten Gemälde von Ferdinand Hodler (Aufbruch der deutschen Studenten in den Freiheits-Krieg von 1813) in der Aula und weiteren Werken von Auguste Rodin, Ludwig von Hofmann und Erich Kuithan (vgl. dazu Matthias Steinbach: Der Fall Hodler. Krieg um ein Gemälde 1914-1919. Berlin 2014). An der Wand betrachteten wir Rektorenporträts des 17. bis 20. Jahrhunderts. Das Hauptgebäude wurde 1905-1908 an der Stelle des alten Jenaer Stadtschlosses errichtet. Hauptfinanzier war die Carl-Zeiss-Stiftung, der Architekt Theodor Fischer (1868-1938). Anlässlich der 350-Jahrfeier wurde das Gebäude 1908 eingeweiht. Anschließend wurde die wunderbare spätgotische Hallenkirche von Jena mit der Grabplatte Luthers besichtigt. Die Kirche hat kein Querschiff. Statt unter einer Vierung steht hier der Altar unter einer besonderen Gewölbegestaltung, dem Stern von Jena. Dieser entwickelt sich aus drei Säulenpaaren und wird dadurch sechsstrahlig, der im inneren Kranz auf acht Strahlen erweitert wird. Im Zentrum des Sterns befindet sich das "Himmelfahrtsloch", durch das ein Kruzifix nach oben gezogen oder eine Taube hineingelassen wurde. Weiter finden sich Epitaphien von Pfarrern und Grabsteine u.a. der Familien v. Kospoth und v. Streitwitz (vgl. dazu: Kurt Zahn, Die Pfarrer der Superintendentur Jena bis zum Ausgang des 18. Jahrhunderts. Leipzig 1999).
Studienreise auf den Spuren Brukentals und des ...
Studienreise auf den Spuren Brukentals und des Barock: Gruppenbild in Halle. Foto: Michael Kreis
Auf dem Marktplatz wurde das Standbild Kurfürst Johann Friedrich des Großmütigen besucht, benachbart findet sich das Historische Rathaus (erbaut 1377f., 1413 Fertigstellung, 2. H. 17. Jh. Neugestaltung der Bürgermeisterstube, 1755 Errichtung des Turmes, Verlegung der spätgotischen Kunstuhr mit "Schnapphans" unter die Turmhaube). Im Durchgang zum Innenhof der Alten Universität sind in moderner Fassung Grabsteine von Professoren angebracht (u.a. Struve), im Innenhof ist der Renaissance-Treppenturm mit dem großen kurfürstlichen Wappen geschmückt. Hier befindet sich der Eingang in eine historische Ausstellung, dahinter der ehemalige Anatomie-Saal. Während der Studienzeit in Jena erwarb Brukenthal bereits Bücher, und 1798 wurde er wegen seiner Mineraliensammlung Ehrenmitglied der Jenaer Mineralogischen Sozietät.

Lange genossen die Teilnehmer die Aussicht von dem ehemals 'sozialistischen' Hochhaus Jentower des Architekten Hermann Henselmann, welches 1969-1972 anstelle eines vom Zweiten Weltkrieg verschonten historischen Wohn- und Geschäftsviertel errichtet wurde und die Universität beherbergte, aber 1995 vom Land Thüringen für 1 DM veräußert wurde und bis auf die Stahlbeton-Konstruktion neu errichtet wurde. Hier konnte man Café und Kuchen genießen. Nach Nordwesten erklärte Herr Klein den Aufstieg der napoleonischen Truppen auf die Hochebene in der Nacht vor der Schlacht von Jena und Auerstädt. Nach Westen bleibt der Blick auf die Zeiss-Werke und die neue Universität im Gedächtnis. Am Berghang sind große Datschen-Siedlungen der ehemaligen Parteibonzen zu sehen. Nach Osten wurde das Haus der Jenaer Urburschenschaft mit der gold-rot-schwarzen Fahne gewürdigt.

Nun ging die Reise nach Halle an der Saale zu den Franckeschen Stiftungen weiter. In der barocken Kulissen-Bibliothek wurden am Ende der wieder hergestellten historischen Aufstellung Transylvanica des 18. Jahrhunderts gezeigt, die in Halle entstanden waren. Die Porträts der Hungarica-Sammlung der Franckeschen Stiftungen sind bereits ediert worden. Ohne Frage wurde Brukenthal, der in Halle 1743 die Freimaurerloge „Les trois clefs d’or“ gründete, durch die einzige vollständig erhaltene Naturaliensammlung (barocke Wunderkammer) der Franckeschen Stiftung auch zu seiner eigenen Sammlung inspiriert. Durch die Stiftungsgebäude und die Wunderkammer führte sehr abwechslungsreich Dr. Claus Veltmann. Vor dem Standbild von Hermann August Francke wurde ein Gruppenfoto gemacht.

In Dresden ergab sich ein Rundgang durch die Altstadt und an der Elbe entlang. Die Frauenkirche, die Residenz, Residenzkirche, Semperoper wurden individuell ausführlich besichtigt.

Der Einstieg in die Besichtigung Prags gelang vortrefflich am Technikmuseum mit einem Spaziergang durch den Letná-Park mit seinen immer noch abschreckenden Resten des "Stalin-Containall" und dem wunderbaren Blick auf die Brücken Prags. Die Mariánské hradby entlang betraten wir die Prager Burg (Hrad). Den in Haupt-, Seiten- und dem nördlichen Querschiff erst zwischen 1887 und 1929 gebauten neogotischen Veitsdom mit dem Grab u.a. des Königs Georg Podiebrad (1420-1471, Führer der Utraquisten), der Anna von Böhmen und Ungarn (1503-1547), die endgültig die Ansprüche an diese Länder den Habsburgern zubrachte, überließ man den Massen an Touristen (vor allem aus Fernost und den USA). Die besondere Aufmerksamkeit der Reisegruppe galt dem Denkmal des Hl. Georg vor dem Südportal, das 1373 von den Klausenburger Bronzegießern Georg und Martin gegossen worden sein soll.

Dann ging es die Jiřská am Alten Königspalast (wunderbare Renaissance), den Palästen der Rozmbersky, Rosenberg, Lobkowicz vorbei durch den Zahrada Na valech-Park (am Prager Fenstersturz vorbei) zur Nerudova, der Straße in die Altstadt hinunter, dann durch die Mostecká bis zur Karlsbrücke. Die in offenen Läden angebotenen Baumstriezel erinnerten bereits an Siebenbürgen und wurden mit Begeisterung genossen. Ein strammer Marsch durch die rechtsseitige Altstadt der Moldau folgte bis zum Pulverturm, an der Synagoge im maurischen Stil vorbei, und dann zum Hauptbahnhof, um unseren Bus wieder zu finden.

Mit diesem ging es dann durch die Böhmische Ebene nach Osten. In der mährischen Hauptstadt Brünn konnte die Reisegruppe einen Spaziergang durch die Altstadt unternehmen. Unterhalb des Spielbergs (berühmtes Gefängnis) steht heute vor der Kostel Jana Amose Komenského ein rosaroter Panzer. Benachbart in der Veveři neben dem Krankenhaus fand der Bus eine Haltemöglichkeit. Der Rundgang führte uns am Místodritelský Palác vorbei zur St.-Jakobskirche. Hier wurde neben dem Grabmal für Ludwig Raduit de Souches, des Verteidigers Brünns gegen die Schweden (von Z. Kerker, 1722) noch das schöne Netzgewölbe aus dem frühen 16. Jahrhundert bewundert.

Um die Weißen Karpaten zu umgehen, nutzte der Schinker-Bus die Route um Preßburg herum. So fuhren wir das Marchtal hinab, schon jetzt zwei Mal über die Donau, die Burg von Preßburg in der Ferne liegen lassend. Anschließend ging es an der Waag entlang, zur Nitra und in das Tal des Gran zum Slowakische Erzgebirge. Erst bei Dunkelheit erreichte der Bus Altsohl, welches dann am nächsten Morgen besichtigt wurde. Die Siedlung Altsohl entwickelte sich im Anschluss an ein Kastell über dem Fluss Gran an einem sehr alten bedeutenden Handelsweg. Das Kastell ist ein eindrucksvoller Bau des 14. Jahrhunderts von König Ludwig I. von Ungarn. Mitte des 16. Jahrhunderts wurde es im Stil der Renaissance ergänzt. Beide Male waren italienische Bauten Vorbilder. Später war Altsohl Sitz einer Nebenlinie der Esterházy. Auch in Altsohl befindet sich eine Sankt-Elisabeth-Kirche – noch heute ist die Hälfte der Bevölkerung katholisch. Die Kirche ist 1381 bis 1390 erbaut, eine Innenausstattung ist aus der Renaissance-Zeit erhalten. Bemerkenswert sind die Fundamente eines Baptisteriums im Südwesten der Kirche.

Von Altsohl ging die Reise vorbei an Großsteffelsdorf und Miskolcz in das Tal der Theiss. Nordwestlich von Miskolcz lag auch die Burg Rákóczi bei Sárospatak, in der 1207 die Hl. Elisabeth zur Welt kam. Die Reise streifte das Schlachtfeld von Mohi am Fluss Sajó, wo am 10. April 1241 die über den Verecke-Pass (auch 895 der 'Magyarenweg') eingefallenen Reiterscharen des Mongolen Batu-Khan (ursprünglich 150.000 Mann mit bis zu 500.000 Pferden) ein von König Béla IV. von Ungarn angeführtes ungarisches Heer vollständig vernichteten. Nur zwei Tage zuvor hatte ein mongolisches Truppenkontingent bei Liegnitz ein schlesisches Ritterheer aufgerieben. Die Mongolen zogen weiter über den Balkan, und erst wegen des Todes Ögedeis und des Streites um seine Nachfolge zurück in die Ausgangsgebiete in Asien. Mit Hilfe der auch 1241 unterlegenen Kumanen konnte Béla IV. die Mongolen später, 1262, abwehren.

Eine weitere Station der Reise war das Zentrum des Calvinismus in Ungarn, Debrecen (2016: "Reformationsstadt Europas"), wo die große Reformierte Kirche besichtigt wurde, die 1626/28 von der Stadtbevölkerung mit Unterstützung von György Rákóczi errichtet wurde, aber 1805/24 nach einem Brand im klassizistischen Stil wieder aufgebaut worden war. In diesem Bau fand 1849 während der Revolution die ungarische Nationalversammlung statt. Der Sessel, in dem Lajos Kossuth gesessen hatte, wird noch gezeigt. Kossuth hatte von diesem Sessel aus am 14. April 1849 die Unabhängigkeit Ungarns vom Habsburger-Reich erklärt, war aber schon wenige Wochen später ins Exil ins Osmanische Reich, dann nach London und nach Italien gegangen (+ Turin 20.3.1894).

Eine kleine Stadtrundfahrt gab es durch Großwardein, wo besonders der barocke Palast des Erzbischofs (aus der Zeit Brukenthals, von Franz Anton Hillebrandt als Palais der 365 Fenster für Maria Theresia errichtet) umkurvt wurde. In einer kleinen Seitenstraße gelangten wir zur Festung, die großenteils wie aus dem Ei gepellt renoviert wurde, aber noch der Entwicklung als Kultur- und Tourismuszentrum harrt.

Nun ging es an der Schnellen Kreisch entlang (E 60) über den Königstein, Huedin nach Klausenburg. In Huedin sah man die ersten Zigeuner-Paläste (Huedin hatte nach Wikipedia 2002 fast 9.500 Einwohner, 58,5 % Rumänen, 32,5 % Ungarn, 9 % Hutzi-Zigeuner/Rudari) und eine bemerkenswerte reformierte Kirche (Chor aus dem Jahr 1483, alter Turm mit vier Turmreitern). 1907/1910 wurde wie oft in der Gegend eine griechisch-katholische Kirche errichtet, die heute eine rumänisch-orthodoxe Kirche ist. Auf dieser Fahrt zeigte sich eindrucksvoll der nördliche Teil der Siebenbürgischen Westgebirge.

In Klausenburg war 1443 Matthias Corvinus geboren worden. Als jüngerer der beiden Söhne von Johann Hunyadi war er 1458 zum König von Ungarn und Kroatien gewählt worden und 1469 bis 1490 Gegenkönig von Böhmen. Matthias kaufte (!) von Friedrich III. die Stephanskrone für 80.000 fl. und krönte sich am 29. März in Stuhlweißenburg (zwischen Balaton und Budapest, heute Partnerstadt von Karlsburg). Von dem Königreich Böhmen, welches er von seinem ersten Schwiegervater Georg Podiebrad erobern wollte, konnte er nur die Nebenländer (Lausitzen, Schlesien usw.) unter seine Hoheit bringen. Durch seine zweite Ehefrau Beatrix von Aragon, Prinzessin von Neapel, kam die Renaissance von Italien nach Ungarn.

Der Direktor des Kunstmuseums Dr. Lucian Nastasa Kovács führte unsere Gruppe durch das Bánffy-Palais, ein klassischer vierflügeliger barocker Palast um einen arkadengesäumten Innenhof, erbaut von dem Architekten Johann Eberhard Blaumann. Links von der Einfahrt führt ein Treppenhaus in den ersten Stock. Rundherum finden sich in den Sälen und Räumen durchaus ansprechende Gemälde, angefangen von einem Altar von Sommerburg (16. Jh.) über das Biedermeier, Art-deco um 1900, die Avantgarde, bis zu den neueren rumänischen Malern Nicolae Grigorescu, Ștefan Luchian, Dimitrie Paciurea, Theodor Pallady, Camil Ressu und Vasile Popescu, aber auch "important personalities of the Transylvanian art" sind vertreten: Elena Popea, Alexandru Popp, Nagy Albert, Theodor Harsia, Petru Feier, Walther Wiedmann, Egon Marc Lovith und viele mehr. Eine Sonderausstellung zeigte Fotografien, insbesondere zur jüngsten Vergangenheit Rumäniens. Nach einem Abstieg in die eindrucksvollen Keller gab es im Direktorenzimmer einen Begrüßungstrunk.

Schon das Hotel lag auf dem Weg von Klausenburg am Kleinen Somesch in das Tal des Ariesch (Goldfluß), von dem der Weg weiter das Miereschtal hinabführte. Konrad Gündisch berichtete, wie in Zeiten der sozialistischen Diktatur auf dem Hügel bei Fußballübertragungen im Fernsehen Bauern ihre Grundstücke verpachteten, damit hier Freiluftantennen- und Empfangsgeräte aufgestellt wurden und Massen hinzuliefen, um zu bezahlen und zuzuschauen. Wichtigstes Ziel war an diesem Tag Alba Iulia (Weißenburg/seit 1711 Karlsburg/Gyulafehérvár) mit seiner fantastisch restaurierten Festungsanlage, der romanischen römisch-katholischen (ungarischen) Kathedrale, der direkt daneben erbauten rumänisch-orthodoxen Krönungskathedrale und ersten siebenbürgischen calvinistischen Akademie (gegründet durch Gabriel Bethlen mit Johann Heinrich Alstedt und Johann Heinrich Bisterfeld 1622) oder der Halle der Einheit, in der Vertreter der Rumänen Siebenbürgens am 1. Dezember 1918 für den Anschluss an Rumänien votierten und so den Weg zu einem großrumänischen Staat freimachten. 1922 wurden König Ferdinand I. und Königin Maria in der rumänisch-orthodoxen Kathedrale gekrönt. Maria war eine Enkelin der Queen Victoria und des Prinzen Albert und zugleich des Zaren Alexander II. und der Marie Prinzessin von Hessen und bei Rhein.

1009 wurde Weißenburg Sitz der kirchlichen Organisation Siebenbürgens, des von König Stephan I. von Ungarn gegründeten Bistums von Transylvanien. In der Zeit zwischen 1541 und 1690 musste die Stadt eine osmanische Oberherrschaft hinnehmen, war kurzzeitig 1599 bis 1601 gar Regierungssitz des walachischen Woiwoden Michael des Tapferen, des Sohnes der Teodora aus dem Geschlecht der Cantacuzino (rumänische Seitenlinie der Kantakuzenos, Nachfahren des byzantinischen Kaisers Matthaios Asanes Kantakuzenos, ca. 1325–1391) und eines unbekannten Vaters, seit Mitte des 16. Jahrhunderts bis 1700 war die Kathedrale calvinistisch. Im Widerstand gegen den Kommunismus kam dem Bischof Áron Márton (1938–1980) wegen seiner Unbeugsamkeit, Tapferkeit und Würde höchste Bedeutung zu. In der nach dem Mongoleneinfall 1241 neu erbauten Kathedrale St. Michael (für die Ungarn auch St.-Stephans-Kathedrale) findet sich auch die Familiengrablege des ungarischen Reichsverwesers und Heerführers Johann Hunyadi (+ 1456) mit seines Sohnes Ladislaus (1433–1457).

Die Festung wurde nach Zerstörungen durch die Türken und der Eroberung durch die Truppen Kaiser Karls VI. im Auftrag des Prinzen Eugen von Giovanni Morando Visconti ab 1714 im Vauban-Stil erbaut.

Von Karlsburg ging es dann über die A1 weiter nach Hermannstadt am Zibin-Fluss. Nur wenige Kilometer südöstlich von Hermannstadt fließt der Zibin in den Alt, der aus den Ostkarpaten kommt und nach Süden am Fogarascher Gebirge entlang fließt, ehe er durch den Roten-Turm-Pass (Trajanspass) die Südkarpaten zur Donau hin durchbricht. Hier am Pass trafen die wichtigsten Handelsrouten schon im Mittelalter zusammen, so dass in einer Sumpfebene Hermannstadt entstand. Knapp 25 Km östlich von Hermannstadt wurde die Sommerresidenz von Brukenthal in Freck am Alt besucht. Über den nach Nordosten abfallenden Park, eine kleine Kopie von Schönbrunn, blickte man ursprünglich über den Alt-Fluss. Heute liegt noch die Straße zwischen weitgehend verwahrlostem Park und dem Fluss. In drei Parterre-Räumen in der Mitte des Hauptgebäudes befindet sich eine sehr umfangreiche Sammlung siebenbürgischen Kulturgutes, die aber noch aufgearbeitet werden muss. In modernen Partyzelten gab es ein hier in Freck durch die Familie Klingeis fantastisches Essen.

Von hier ging die Brukenthal-Exkursion weiter nach Norden, nach Leschkirch im Harbachtal, zu Brukenthals restlos verwahrlostem Geburtshaus (http://kirchenburgen.org/location/leschkirch-nocrich/). Das Geburtshaus liegt genau gegenüber der Kirche. Diese wurde leider Anfang des 19. Jahrhunderts gänzlich neu errichtet und von Frau Müller aus Alzen aufgeschlossen. Die Kirche hatte eine Befestigungsanlage mit fünf Wehrtürmen und einem Zwinger aus dem 15. Jahrhundert, die nur teilweise restauriert ist – wie das nebenan befindliche Pfarrhaus.

Auf dem Rückweg nach Hermannstadt besichtigte die Gruppe die Kirchenburg von Holzmengen. Bei der Kirche von Holzmengen haben sich aus dem 13. Jh. das Westportal sowie die Pfeiler und Arkaden erhalten. Besonders das Westportal zeigt fantastische romanische Figuren. Zwei Rundmauern des 15. Jahrhunderts wurden durch einen eindrucksvollen Torturm verbunden. In der inneren Mauer finden sich Spuren von Wehrgang und Vorratsräumen der Nachbarschaften. Ein Verein „Nachhaltiges Holzmengen“ (Asociația Hosman Durabil) fördert die Dorfentwicklung. Der Verein „Europäisches Jugendbegegnungszentrum Kirchenburg Holzmengen“ (CEPIT Hosman) veranstaltet Jugendveranstaltungen und engagiert sich für den Erhalt des mittelalterlichen Ensembles der Kirchenburg. (Vgl. http://kirchenburgen.org/location/holzmengen-hosman/ und http://holzmengen.ro).

Auf dem Heimweg wurde dann ein längerer Halt in dem Karlsburg benachbarten Mühlbach eingelegt, eine alte Stadt, die nahe der Mündung des Sebeș in den Mieresch liegt. Hier starb 1540 der siebenbürgische Fürst Johann Zápolya. 1341 wurde Mühlbach als Stadt erwähnt und wurde Sitz des Mühlbacher Stuhls. Trotz starker, teils noch erhaltener Befestigungen wurde die Stadt 1438 von den Türken erobert und die Bevölkerung in die Sklaverei geführt. Unter den Versklavten war auch Georg, der unter dem Namen "Georg von Ungarn" über seine Erlebnisse im osmanischen Reich später einen bedeutenden Bericht verfaßte, den "Tractatus der moribus, condicionibus et nequicia turcorum" (1480, hg. von Reinhard Klockow: Köln/Weimar 1994). Weitere bedeutende Persönlichkeiten aus Mühlbach waren der Pfarrer und Schriftsteller Johann Friedrich Geltch (1815-1851), Georg Friedrich Marienburg (1820-1881), der Afrikaforscher Franz Binder (1824-1875) und das Wunderkind Carl Filtsch (1830-1845), einem Pianisten und Komponisten, Lieblingsschüler und Lieblingsinterpret von Frédéric Chopin in Paris und auch Schüler von Franz Liszt. Er starb in Venedig an der Tuberkulose.

An der Festung Deva vorbei ging es auf der romantischen Landstraße durch das Tal des Mieresch nach Arad und weiter nach Szeged an der Theiß. Das Novotel lag direkt am Rande der Altstadt. So begannen wir sogleich am Nachmittag mit dem Rundgang durch die beeindruckende Jugendstil-Stadt. Die Votivkirche (später Kathedralkirche) wurden 1913 begonnen und in den 1920er Jahren im neoromanischen Backsteinstil vollendet. Faszinierend waren die über 90 Büsten von Persönlichkeiten, die für Ungarn von Bedeutung waren und aus Wissenschaft, Politik, Kultur, Literatur und Wirtschaft stammen, im Pantheon um den Domplatz. Besonders beeindruckte Szeged durch seine zahlreichen, wunderbaren Jugendstilbauten.
Studienreise auf Samuel von Brukenthals Spuren: ...
Studienreise auf Samuel von Brukenthals Spuren: Gruppenbild vor dem Maria-Theresia-Denkmal in Wien. Foto: Michael Kreis
Letzter wichtiger Abschluss der Reise war eine Tour durch Wien. Zunächst wurde Schönbrunn mit Park als Vorbild für Brukenthals Sommerschloss in Freck besichtigt. Dann war ein Besuch am Maria-Theresia-Denkmal (1888) zwischen Naturhistorischem und Kunsthistorischem Museum obligatorisch. Denn hier ist Brukenthal nach einem Programm von Alfred Ritter von Arneth mit Haugwitz, Grassalkovich, Riegger und Sonnenfels als Vertreter der Verwaltung abgebildet. Neben den hohen Ministern werden auf dem Sockel des Standbilds vor allem die hohen Militär, Künstler und Wissenschaftler gewürdigt. Der Gang durch die Hofburg schloss den Besuch in der Augustinerkirche mit der Gruft der Herzen der Habsburger mit ein. Auch bei der ehemaligen ungarischen Hofkanzlei (heute Ungarische Botschaft) und wohl auch bei der ehemaligen Siebenbürgischen Kanzlei kam die Reisegruppe vorbei – aber hierzu wird der zu erwartende Tagungsband näheres bieten.

Auf der weiteren Rückfahrt wurde das traditionelle Liedgut gepflegt, wurden Gedichte, kunstgeschichtliche Hinweise und Reden vorgetragen. Als Reisegruppe war man so sympathisch zusammengewachsen, dass der Abschied schwer fiel und der Wunsch nach einer Fortsetzung allgemein groß war.

Lupold von Lehsten

Schlagwörter: Reisebericht, Studienreise, AKSL, Tagung, Hermannstadt, Brukenthal, Jena, Halle, Wien

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