9. November 2017

Ansichtskarten dokumentieren Karpaten

Der Beginn des 20. Jahrhunderts war die „große Zeit“ der Ansichtskarten: Neue Verkehrsmittel machten das Reisen für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich, effiziente Druckverfahren die Herstellung von Ansichtskarten preiswert.
Verbunden mit dem Wunsch der Reisenden, Bekannte, Verwandte und Arbeitskollegen über ihre Reisen zu informieren, stieg die Zahl der versandten Ansichtskarten rasant an. Auch das Sammeln von Ansichtskarten erreichte eine bis dahin unbekannte und später nicht erzielte Beliebtheit.

Diese bereits zu Beginn des Ersten Weltkriegs bestehende Nachfrage nach Ansichtskarten wurde in Siebenbürgen weiter gesteigert durch die Präsenz fremder – insbesondere deutscher und österreichisch-ungarischer – Truppen. Militär und Hilfspersonal war vorwiegend nahe der damaligen Grenze zwischen Österreich-Ungarn und Rumänien stationiert – und damit oft in oder am Fuße der Karpaten, deren Kammlinie über weite Streckenabschnitte die Grenze zwischen Mittelmächten und Entente bildete. Nach dem Kriegseintritt Rumäniens Ende August 1916 wurden verstärkt Truppen nach Siebenbürgen gebracht, die manchmal bis zum Ende des Weltkriegs im November 1918 blieben.

Die Nachfrage nach Ansichtskarten aus ihrem Operationsgebiet durch Soldaten und zivile Armeeangehörige hat unter anderem die Druckerei Joh. Drotleff aus Hermannstadt gestillt, indem sie eine Serie von Ansichtskarten mit dem Titel „Siebenbürgische Karpathen“ auflegte – und bis weit über das Kriegsende hinaus fortführte. Bisher ist keine Übersicht dieser Serie bekannt, die vermutlich etwa 100 verschiedene Ansichten umfasste, welche teilweise in mehreren Auflagen (einige mit leichten Änderungen beispielsweise bei der Beschriftung) erschienen sind. Diese Ansichtskarten dokumentieren Gebirgsnamen, zeigen Wandergebiete und Hütten, sie geben einen Ausschnitt des Lebens im Gebirge wider. Wegen dieses dokumentarischen Werts ist es ein lohnenswertes Unterfangen, die unterschiedlichen Motive, ihre Auflagen und die Verwendungszeiträume zu erfassen.
Ansichtskarte aus der Reihe "Siebenbürgische ...
Ansichtskarte aus der Reihe "Siebenbürgische Karpathen“.
Eine Übersicht der mir im Original vorliegenden oder als Datei von anderen Sammlern erhaltenen Karten kann als Word-Datei unter http://freihandel.info/AK/Karpaten-Drotleff.docx heruntergeladen werden. Als Ordnungsmerkmal wurde dabei die auf den Karten eingedruckte Nummerierung verwendet; die Tabelle enthält zudem Angaben zum Erscheinungsjahr sowie den durch Stempel oder Beschriftung dokumentierten Verwendungszeitpunkt. Wünschenswert wäre es, die Lücken in der Tabelle zu füllen, die vorhandenen Angaben zu ergänzen und – wo nötig – zu korrigieren. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie mir Ergänzungen und Änderungsvorschläge per E-Mail: uwe.konst [ät] arcor.de zukommen lassen könnten. Dankbar bin ich auch für Hinweise, wer sich mit dieser und anderen Serien von Ansichtskarten zu den Karpaten insbesondere in Siebenbürgen beschäftigt oder Informationen zu dem herausgebenden Unternehmen, der Druckerei Drotleff in Hermannstadt, hat.

uk

Schlagwörter: Postkarten, Militär

Bewerten:

15 Bewertungen: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.