21. Dezember 2017

Georg Mick ist der gute Geist von Schloss Horneck

Was wäre Schloss Horneck ohne ihn? Die riesige, uralte Schlossmauer ist vom jahrelangen Wildwuchs befreit, der Dachboden sieht wie eine aufgeräumte Wohnzimmerstube aus, der Heizungskeller wie ein hergerichtetes Museum. Der Grabstein Wernhers von Horneck, des zweiten Komturs der Deutschordensburg (1306, das älteste Denkmal aus dem Schloss), ist freigelegt. Georg Mick, 58 Jahre, aus Gergeschdorf ist erst seit Januar 2017 Hausmeister im Schloss. Noch kein Jahr ist vergangen und jeder staunt über die Ergebnisse seiner Leistung. Keine Firma war hier am Werk, sondern ein einzelner hochmotivierter Mensch mit dem starken Willen, dem Schloss wieder Glanz zu verleihen.
Es grenzt schon fast an ein Wunder, was Georg in Eigenregie auf Schloss Horneck geschaffen hat. Was ihn dazu motiviert und woher er diese Energie nimmt, diese Gedanken beschäftigten mich schon das ganze Jahr hindurch. Georg Mick ist sehr dankbar, dass er nach sehr schwerer Krankheit eine Lebensaufgabe gefunden hat. „Ich möchte jede freie Minute und meine ganze Kraft diesem Schloss widmen und bin sehr dankbar, dass ihr mir diese Aufgabe gebt.“, sagte er mir an jenem Tag, als ich ihn kennenlernte, im März 2017.

Packt mit unermüdlichem Fleiß an: Georg Mick im ...
Packt mit unermüdlichem Fleiß an: Georg Mick im Heizungsraum von Schloss Horneck. Fotos Lucian Binder-Catana
„Als Gundelsheimer Sachse kenne ich die Wichtigkeit des Schlosses sowohl für die Gundelsheimer als auch für die Siebenbürger Sachsen.“ Er ist stolz und fühlt sich geehrt, Hausmeister im Schloss zu sein, und arbeitet weit über seine Dienstobliegenheiten hinaus, um diese wichtige Sache zu unterstützen.

Georg hatte im Februar angefangen, die Schlossmauer vom Wildwuchs zu befreien, täglich zwei bis vier Stunden nach seiner Arbeit. Er brauchte dazu tausende Stunden, hunderte Tage, bis zu acht Monate. Bewundernswert war seine Ausdauer, Zentimeter um Zentimeter weiter zu machen, die Geduld, Wurzel um Wurzel eigenhändig aus der Mauer zu ziehen, die große Vorsicht, um Mauersteine vor weiterer Beschädigung zu schützen. Jedes Mal, wenn wir wieder das Schloss besuchten, schaute noch ein weiterer Teil der Mauer sauber hervor. „Der Ritter aus dem Märchen, der nach dem Jahrhundertschlaf das Schloss von der Dornenhecke befreit“, fiel mir dazu ein. Alleine die Mauer an der Burghalde unter dem Wald ist 400 m lang und ist nun sauber.

„Wenn ich etwas angefangen habe, möchte ich es auch unbedingt gut zu Ende bringen!“, bekräftigt Georg. „Ich möchte, dass es schön und ordentlich aussieht, wenn man im Schloss ankommt. Das ist für mich so, wie früher jeder Siebenbürger Sachse vor seinem Haus gekehrt hat, damit man gerne in sein Haus kommt. Der erste Eindruck zählt.“ Das ist die einfache Erklärung von Georg. Und wie ein „richtiger“ Siebenbürger Sachse das tut, empfängt er uns oft mit Buchteln, Hanklich oder ­Mici. Die Buchteln kamen sogar bei Regierungsleuten und bei der Konservatorin der Denkmalpflege sehr gut an.
Die Vorher-Nachher-Bilder der Schlossmauer ...
Die Vorher-Nachher-Bilder der Schlossmauer vermitteln einen Eindruck von Georg Micks akribischer Arbeit. Foto: Lucian Binder-Catana
Als ehemaliger Fußballer und Fallschirmspringer fällt ihm körperliche Arbeit nicht schwer. „Sechs Schubkarren voller Taubenmist habe ich alleine aus dem kleinen Turm der Umfassungsmauer heruntergebracht“, erzählte er uns bei der Führung in den Turm, der davor kaum betreten werden konnte. Den Unrat der Fledermäuse und Tauben, die Berge unnötigen Hausrat auf dem ganzen Dachboden, da kann Georg die vielen Schubkarren gar nicht mehr zählen. Beeindruckende Leistung, die man nie einem einzelnen Menschen zutrauen würde. Im Sommer befreit er auch den historischen Heizungsraum von Hausratsresten, und die Dächer vom Moos. Georg zeigt uns bei jedem Besuch, was er noch alles geschafft hat. Er kennt keine Arbeitszeiten, ist immer da, wenn er gebraucht wird oder wenn er etwas beenden möchte, egal ob es Wochenende, frühmorgens oder spätabends ist. Und dabei ist er immer freundlich. Hon.-Prof. Dr. Konrad Gündisch erzählte, dass er erst unlängst wieder zwölf Stunden lang im Schloss mit Handwerkern blieb, weil die Heizung ausgefallen war. Am nächsten Tag konnte dann das rumäniendeutsche Fernsehteam auf dem Schloss im Warmen filmen.

Entgegen aller ärztlichen Prognosen ist Georg heute gesund und wir hoffen, dass es so bleibt. Motivation versetzt doch Berge, denke ich, und Weihnachtsengel müssten so aussehen wie Georg. Zumindest von der Gesinnung her. Für uns ist Georg Mick Ritter mit edler Gesinnung, Heinzelmann mit unermüdlichem Fleiß, ein Engel, der Wunder vollbringt, kurz: unser guter Geist auf Schloss Horneck! Vielen Dank, Schorsch (Georg), für diesen unglaublichen Einsatz und für das positive Beispiel, das du uns und sehr vielen Menschen vorlebst!

Heidrun Negura

Schlagwörter: Schloss Horneck, Gundelsheim, Porträt

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Neueste Kommentare

  • 21.12.2017, 19:16 Uhr von Doris Hutter: Eine echt schöne und aufbauende Weihnachtsgeschichte! Dank an die aufmerksame Autorin! Der ... [weiter]

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