8. August 2019

Gedicht von Hellmut Seiler für Werner Söllner

Am 19. Juli ist der aus dem Banat stammende Lyriker Werner Söllner im Alter von 67 Jahren gestorben (siehe "Werner Söllner gestorben", SbZ Online vom 27. Juli 2019). Der aus Reps stammende und in Backnang lebende Autor Hellmut Seiler hat dem Verstorbenen das nachfolgende Gedicht gewidmet.

September, Mai

Motto: „Er musste verdursten. Keiner konnte ihm das Wasser reichen.“ (Karl Kraus)

Für Werner Söllner, am 3. August 2019

Je herbstlicher es für dich ward, je heftiger
die Dispute um hingebogene Analogien ausfielen,
dann ganz ausfielen, und je schärfer
der Wind dir Jammer entgegnete vor der Haustür,
die hinter dir zufiel – das Schönste, Kürzeste
wird aus der Welt gewesen sein, kaum dass du es,
manchmal betreten, atmend betreten –
und je eisiger die Tropfen ins Gesicht schlagen,
desto heller, sommerlicher scheint das Gedicht.

Dein in unsichtbare Watte verpacktes Gedicht.

Denn: „Die Wahrheit ist ein Regenwurm: nicht
schön, aber nützlich; und wenn du ihn teilst,
leben beide Teile selbstständig weiter“.

Und – manchmal – kommt er ans Licht.

Hellmut Seiler

Hellmut Seiler bei einer Lesung in München ...
Hellmut Seiler bei einer Lesung in München (2018). Foto: Konrad Klein

Schlagwörter: Seiler, Gedicht, Nachruf, Lyriker, Söllner, Banat

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