5. Juli 2020

Hilde von Stolz – von Siebenbürgen aus in die Filmwelt

Am 8. Juli 1903 wurde die spätere Ufa-Schauspielerin Hilde von Stolz als Hilda Stolz in Klausenburg geboren. Gegen den Widerstand ihrer Eltern ging die junge Frau Anfang der 1920er Jahre nach Wien, um am Max-Reinhardt-Seminar Schauspiel zu studieren. In dieser Zeit ergänzt sie auch – vermutlich aus künstlerischen Gründen – ihren Namen um den Zusatz „von“. Ihr Theaterdebüt gab sie an den Wiener Kammerspielen, als Wendla in Wedekinds „Frühlingserwachen“.
Autogrammkarte Hilde von Stolz ...
Autogrammkarte Hilde von Stolz
Ihre ersten Stummfilme drehte von Stolz 1928 in Wien. Sie spielte die Hannerl in „Der Schulmeister vom Lichtenthal“. Autor und Regisseur des Films über den Komponisten Franz Schubert war James A. Fitzpatrick, der damals Künstlerportraits drehte und später mit Reisedokumentationen berühmt wurde. Der Zeitschrift Filmwelt zufolge legte Fitzpatrick Hilde das Pseudonym „Helen Steels“ nahe, denn „Hilde von Stolz“ sei ein „für Amerika filmunmöglicher Name“.

1928 übersiedelte Hilde nach Berlin. Hier agierte sie in ihrer zweiten größeren Filmrolle als Hauptdarstellerin neben Reinhold Schünzel in dessen Stummfilm-Inszenierung „Don Juan in der Mädchenschule“, für die Paul Dessau die Musik schrieb. In einer Filmkritik im Berliner Tageblatt zu ihrem Auftritt in „Was kostet Liebe?“ hieß es: „Und da stellt sich Helen Steels vor, mit anmutigem Profil, en face aber – mit den breiten Flächen unter den Lanzett-Augen – etwas kätzchenhaft, bald lauernd, bald demütig. Sie ist als Porzellan-Naive gefällig.“

Ab 1933 trat Hilde von Stolz unter ihrem richtigen Namen auf. In diesem Jahr spielte sie in Werner Hochbaums „Und morgen beginnt das Leben“, der 2018 im Rahmenprogramm der Berlinale noch einmal Beachtung fand. Der Film zeichnet ein beklemmendes Bild der Weimarer Republik vor Hitlers Machtübernahme. Der Tonfilm gab ihr zudem die Möglichkeit, ihre gesanglichen Fähigkeiten zu beweisen. „Ich liebe den Tonfilm, denn er gibt dem Künstler die Möglichkeit, vor der kritischen großen Menge der Kinogemeinde seine Fähigkeiten zu erproben …“, wird von Stolz in der Filmwelt zitiert. Anlass für den Artikel war ihre Rolle in dem Ufa-Musicalfilm „Mein Herz ruft nach dir“ (1934) neben dem gefeierten Operntenor Jan Kiepura. In die erste Reihe der Ufa-Diven schaffte es von Stolz jedoch nicht. Meist musste sie sich mit großen Nebenrollen zufriedengeben, in denen sie oft elegante Damen und auch Femmes fatales wie die Schauspielerin Lydia Link in „Traumulus“ verkörperte.

Unklar ist, wie von Stolz der Nazi-Herrschaft ab 1933 gegenüberstand; belegt ist dagegen, dass sie in schlimmen Propagandafilmen mitwirkte, unter anderem in „Jud Süß“ und „Fronttheater“. Nach dem Krieg war Hilde von Stolz nur noch selten in kleineren Rollen zu sehen, so in „Ehe im Schatten“ (1947) und „Die Christel von der Post“ (1956). Von Stolz starb, von den Medien weitgehend unbeachtet, am 16. Dezember 1973 in West-Berlin. Ihr filmisches Schaffen ist weitgehend erforscht; ihr Privatleben liegt dagegen noch im Dunkeln. Weder über ihre Beziehungen noch darüber, ob sie Nachkommen hat, gibt es Informationen. Vielleicht hilft die Veröffentlichung dieses Artikels dabei, die Rätsel zu lösen.

Johannes Ackner

Schlagwörter: Porträt, Schauspielerin, Klausenburg, Kino, Film, Theater, Ufa

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