24. September 2021

„Neuanfänge – Heimatvertriebene in Bayern“: Sonderausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg

Das Haus der Bayerischen Geschichte (HdBG) in Regensburg beschäftigt sich seit langem intensiv mit dem Thema „Flucht und Vertreibung“. In seinem Museum hat es vor allem die Seite der Integration in den Vordergrund gestellt. Schließlich galt es in den Jahren nach Kriegsende, Hunderttausende von deutschstämmigen vor allem aus Polen und der Tschechoslowakei Vertriebenen in das noch stark agrarisch geprägte Bayern einzubinden. Gerade die ländlichen Regionen, in die wegen der Wohnungsnot der zerstörten Städte zuerst der Zustrom erfolgte, leisteten dabei Pionierarbeit.
Umgekehrt brachten viele Vertriebene technisches und industrielles Know-how in das Land und erwarben sich erhebliche Anteile am wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre. Diese wichtige Epoche dokumentiert das HdBG durch Zeitzeugeninterviews und Sammelaktionen. Besonders intensiv verliefen die Arbeiten zur Corona-Zeit. Der Freistaat Bayern setzte hierfür zusätzliche Fördermittel ein. Das Resultat zeigt das HdBG nun in der aktuellen Sonderausstellung „Neuanfänge – Heimatvertriebene in Bayern“ in der Bavariathek.
Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der ...
Dr. Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, Kurt Stenzel, Zeitzeuge im Portal des HdBG und Landtagsabgeordneter Josef Zellmeier, MdL bei der Eröffnung der Ausstellung in Regensburg (von links). Bildquelle: Uwe Moosburger, altro - die fotoagentur
Die Integration der Heimatvertriebenen in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Weltkrieg war eine der größten Herausforderungen der jüngeren bayerischen Geschichte, die trotz anfänglicher Schwierigkeiten aus heutiger Sicht als Erfolgsgeschichte gilt. Das Wirtschaftswunder als Gemeinschaftsleistung der alten und neuen Bayern begünstigt dabei den Abbau von gegenseitigen Vorurteilen und die dauerhafte Integration. Glaswaren aus Konstein im Landkreis Eichstätt, Nylonstrümpfe aus Immenstadt im Allgäu oder Back- und Puddingpulver aus Barbing bei Regensburg: Diese Produkte stehen für die Unternehmensgeschichten der Firmen Phönix, Kunert und Ernst Müller, erfolgreiche Gründungen von Heimatvertriebenen.

Anlässlich des 75. Jahrestages der Ereignisse von 1945/46 widmet das Haus der Bayerischen Geschichte dem Thema „Flucht, Vertreibung und Integration“ eine Sonderausstellung in der Bavariathek, dem Projektzentrum des Hauses der Bayerischen Geschichte am Regensburger Donaumarkt. Eröffnet wurde sie am 15. September durch den Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte Augsburg-Regensburg, Dr. Richard Loibl. Bei diesem Anlass dankte die Schirmherrin, Sylvia Stierstorfer, MdL, Beauftragte der Bayerischen Staatsregierung für Aussiedler und Vertriebene, in ihrem Grußwort Dr. Loibl für die Konzeption und Vernetzung der Ausstellung mit verschiedenen Bildungsangeboten. Die digitale Erzählung „Neuanfänge“ bringt die Inhalte von Ausstellung und Plakatserie ins Netz – angereichert um interaktives Kartenmaterial, Interviews mit Zeitzeugeninnen und Zeitzeugen und zahlreiche Fotos. Dieses Angebot setzen Lehrkräfte im Unterricht oder Schülerinnen und Schüler bei Recherchen zuhause ein.

Die Sonderausstellung ist noch bis zum 15. April 2022 im HdBG, Donaumarkt 1, in Regensburg zu besichtigen (Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag, 9.00-15.00 Uhr, Samstag und Sonntag, 11.00-17.00 Uhr). Der Eintritt ist frei. Weitere Informationen finden Sie online unter: https://www.museum.bayern/ausstellungen/sonderausstellungen/neuanfaenge.html.

Schlagwörter: Bayern, Geschichte, Heimatvertriebene, Polen, Tschechoslowakei, Sudetendeutsche, Flucht und Vertreibung, Museum, Ausstellung, Regensburg, Stierstorfer, Aussiedlerbeauftragte

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