19. April 2022

Eindrucksvoller Schlusspunkt: "Fremd : Vertraut. Hermannstadt : Kronstadt – Zwei Städte in Siebenbürgen"

An besonderem und, dank ihrer einzigartigen Architektur, auch besonders wirkungsvollem Ort, der Allerheiligen-Hofkirche der Münchner Residenz, wurde die Finissage einer eindrucksvollen Ausstellung im Haus des Deutschen Ostens (HDO) begangen: „Fremd : Vertraut. Hermannstadt : Kronstadt – Zwei Städte in Siebenbürgen“.
In der zeitlosen, schmucklosen Eleganz des früheren Kirchenraums sind klug auch die (Wund-)Male vergangener Zeiten belassen und darin eingearbeitet worden. Im Angesicht gegenwärtiger Zerstörung sei dies ein Symbol der Hoffnung betonte der Direktor des HDO, Professor Dr. Andreas Otto ­Weber, in seiner Begrüßung der Gäste, unter denen sich auch die Familie von Hans Bergel eingefunden hatte.

In seinen, im besten aller Sinne keineswegs abschließenden Gedanken zu der Finissage setzte sich Professor Dr. Jürgen van Buer, dessen großformatige Schwarzweißfotografien von Kronstadt und Hermannstadt Kern der Ausstellung sind, mit dem Gegensatzpaar „fremd-vertraut“ auseinander, mit der darin eingebauten Spannung und dem darin enthaltenen Erkenntnispotential. Dabei lag sein besonderer Fokus auf dem Dazwischen, das sich hierdurch eröffnet und mit dem Reflexionsraum, zu dem es sich weitet.

Auf einen wunderbaren Spaziergang durch Kronstadt und durch Hermannstadt sowie durch die Zeiten nahm Dr. Gerhild Rudolf, Leiterin des Begegnungs- und Kulturzentrums Friedrich Teutsch der Evangelischen Kirche A.B. in Rumänien in Hermannstadt, die Zuhörer mit. Man lehnte mit ihr als Schülerin an den von der Sonne gewärmten Steinen der Schwarzen Kirche in Kronstadt und schaute, das Pausenbrot in der Hand, zum Denkmal des großen siebenbürgischen Reformators Honterus hoch, dessen Name die sich im Kirchhof befindende Schule trägt. Man eilte dann mit ihren Kindern in Hermannstadt über den Schulhof, der ebenfalls zugleich Kirchhof ist, vorbei am Standbild eines anderen großen Theologen, Bischof Georg Daniel Teutsch. Man ließ das quirlige Leben der Cafés und Pubs des heutigen Kronstadt auf sich wirken und beobachtete Spaziergänger und Passanten im Stadtpark von Hermannstadt. Wie bei der Fotografie wird einem dabei bewusst, dass es auf die Perspektive ankommt und auf eine offene, beseelte Wahrnehmung, um den Zauber des übergeordnet Typischen wie auch des jeweils Einzigartigen zu entdecken: „Kronstadt und Hermannstadt. Durch die eine Stadt sehe ich die andere Stadt“, so auch der Titel ihres Vortrags.
Dr. Christoph Boettcher, Lilia Antipow, Christoph ...
Dr. Christoph Boettcher, Lilia Antipow, Christoph Henschel, Prof. Dr. Jürgen van Buer, Hildegard Bergel-Boettcher, Monika Henschel, Dr. Gerhild Rudolf, Elke Raschdorf-Bergel, Dafydd Bullock, Nicola Birkhan, Konstantin Pfitz, Peter Clemente, Prof. Dr. Andreas Otto Weber, Josef Balazs. Foto: HDO
Das Schlusswort gebührte dem Kurator wie auch Initiator dieser so gelungenen Ausstellung, Josef Balazs. In seinen kurzweiligen Betrachtungen weitete er die Perspektive noch einmal ins Virtuelle und damit quasi ins Unendliche: In diesem Raum wird die Ausstellung nämlich weiterhin zu besuchen sein. Ab Mai macht sie Station im Teutsch Haus in Hermannstadt.

Zum Betrachten und Sinnieren lädt auch der im Logos Verlag Berlin erschienene wunderschöne Katalog zur Ausstellung ein, mit den Fotografien sowie Texten von Carmen E. Puchianu und Josef Balazs.

Musikalisch gekrönt, weit mehr als nur umrahmt, wurde der Abend von dem Peter Clemente String Quintet. Dessen Darbietung eines Dvořák Werkes und die live Uraufführung des Streichquintetts „Siebenbürgen“ von Dafydd Bullock wurden, in Anwesenheit des Komponisten, mit begeistertem Applaus und Bravi-Rufen bedacht.

IO

Schlagwörter: Kulturwerk, Ausstellung, München, Fotografie, Finissage

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