21. September 2022

Siebenbürger Sachsen des Kreisverbandes Nürnberg präsentieren bei Gredinger Trachtenmarkt attraktives Kulturprogramm

Verschoben ist nicht aufgehoben. Bereits im Jahre 2020 wurden die Siebenbürger Sachsen des Kreisverbandes Nürnberg eingeladen, in Greding am Trachtenmarkt aufzutreten. Und mussten sich zwei Jahre gedulden, bis es endlich so weit war. Mit zwei digitalen Beiträgen überbrückend, dem Film „Siebenbürgisch-Sächsische Trachten: Pflegen, verpacken und aufbewahren“ und dem „Imagefilm der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen Nürnberg“ konnten wir beim 29. Gredinger Trachtenmarkt am 3./4. September die Aufmerksamkeit der Organisatoren sogar steigern.
Gruppenbild aller teilnehmenden ...
Gruppenbild aller teilnehmenden Trachtenträgerinnen und Trachtenträger am Sonntag beim Gredinger Trachtenmarkt. Foto: Hermann Depner
Die Gredinger Stadtkapelle eröffnete schwungvoll und pünktlich am 3. September um 11.00 Uhr den Trachtenmarkt. Gefolgt von der Eröffnungsrede des Bürgermeisters Manfred Preischl, der die Siebenbürger Sachsen als „besondere Gäste“ begrüßte. Dann der große Moment. Wir durften in einem 30-minütigen Programm einem brauchtumsbegeisterten Publikum unsere Bräuche und wunderschönen Trachten und Trachtenlandschaften präsentieren. Die Bühne und der Zeitrahmen schienen im ersten Moment viel zu klein. Jedoch haben wir gekonnt alle Trachtenträger auf der Bühne untergebracht und auch der Tanzgruppe noch genügend Raum für ihre Darbietungen gegeben.

Es bot sich ein herrliches Bild allein bei der Aufstellung der ganzen Gruppe, wie bei einem Hochzeitszug, mit dem Roder Brautpaar voran, gefolgt von den Brauteltern und allen Trachtenträgern aus den verschiedenen Trachtenlandschaften aus ganz Siebenbürgen. Dazu die beiden Tanzgruppen. Die Tanzgruppe Nürnberg zeigte uns am Samstag die „Schwäbische Tanzfolge“, den „Kettlinger“ mit Propeller, und die fetzige „Herz-Schmerz-Polka“. Am Sonntag tanzte die Siebenbürgische Jugendtanzgruppe Herzogenaurach schwungvoll auf und es gab großen Applaus für die Tänze „Jungsächsisch“, „Uf am Rossboda“ und „Nagelschmied“.
Tanzgruppe Nürnberg in Aktion. Foto: Gerlinde ...
Tanzgruppe Nürnberg in Aktion. Foto: Gerlinde Zakel
Mit über 100 Trachtenträgern, zwei Brautpaaren und zwei Tanzgruppen konnten wir an diesem Wochenende durch unser abwechslungsreiches Programm sowohl Zuschauer als auch Veranstalter begeistern. Die Highlights waren folgende zwei Brauchtumsthemen: Hochzeit in Rode im Winter und Kronenfest im Sommer, wobei das Kronenfest ein noch heute gelebter Brauch in Herzogenaurach ist und heuer zum 20. Mal gefeiert wurde. Das Roder Brautpaar wurde am Samstag von Karline Folkendt und Dominik Depner dargestellt und am Sonntag von Silke Folkendt und Phillip Reuss.

Am Samstag präsentierte der Altknecht Martin Faff den Kronenfest-Brauch mit der Rede aus der Krone und einem Walzer mit der Maid Claudia Gross, beide aus der Tanzgruppe Nürnberg. Am Sonntag war Marc Pall der Darsteller des Altknechts und tanzte den Walzer mit Karolin Scheel, die beide Mitglieder der Jugendtanzgruppe Herzogenaurach sind.

Ein abschließender Höhepunkt im Programm war die Präsentation der Trachten aus einigen Trachtenlandschaften Siebenbürgens. Die Vielfalt, die es zu sehen gab, war beeindruckend. Die Zuschauer wurden mit auf eine Reise durch Siebenbürgen genommen. Die Moderatorin Gerlinde Zakel malte ein buntes Bild der Trachtenlandschaften, beginnend in Nordsiebenbürgen mit den farbenfrohen Trachten aus dem Nösnerland. Die Reise ging weiter durch das Zwischenkokelgebiet mit der Beschreibung der Roder Brauttracht mit dem auffälligen „Kramz“– einem Borten mit einem achtstrahligen Stern aus Kunstblumen –, hin zum Burzenland, wo der Dreiklang in der Farbgebung schwarz-weiß-gold herrscht und die Spitzenhaube bei den Frauen sowie der Burzenländer Rock bei den Herren typisch ist. Danach ging es über den Alt-Fluss weiter in das Repser Gelände nach Deutsch-Weißkirch, wo sich eine mittelalterliche, weiße Schleierung der Frauen erhalten hat sowie der Kürschen und die blaue Bockelung kennzeichnend sind.
Präsentation siebenbürgisch-sächsischer Trachten ...
Präsentation siebenbürgisch-sächsischer Trachten in Greding. Foto: Heidrun Depner
Weiter ging die Reise westlich ins Harbachtal, nach Alzen, wo Trachtenträger aus drei Generationen die Trachtenvielfalt zeigen konnten. So zum Beispiel die Kirchentrachten der Frauen mit Tuch, mit Haube, der gebockelten jungen Frau, der konfirmierten Maid mit Borten, die Kindertracht sowie die Männertracht. Im Harbachtal ging die Reise weiter nach Agnetheln, wo eine Bürgertracht, eine gebockelte Frau und ein Dolmann und Marderhut bei der Männertracht gezeigt werden konnte. Weiter ging es in das Weinland und das Gebiet der Großen und Kleinen Kokel, wo die unterschiedlichen Merkmale der Trachten aus Peschendorf, Meschendorf, Mediasch, Rode und Baaßen präsentiert wurden.

Passend zur weiter westlich gelegenen Hermannstädter Gegend konnte die Stolzenburger Tracht bewundert werden. Im Mittelpunkt dabei standen der sogenannte Stolzenburger Mantel von 1884 und das altsächsische Trachtengeschmeide, wie zum Beispiel das schöne Heftel, der Spangengürtel, die Schleiernadeln und die Goldstickerei an den Trachtenhemden.

Zu guter Letzt erreichten wir weiter westlich den Unterwald. Hier zog eine Reußmarkter Tacht in ihrer Einzigartigkeit alle Blicke auf sich. Bei der Frauentracht konnte der kostbare Radmantel mit Holzbrettkragen, der sogenannte „Kirjen“ (Kürschen), der mit rotem Samt und Hermelin umfasst war, sowie eine über 100 Jahre alte Schürze mit Namen und dem Datum der Konfirmation bewundert werden. Die Besonderheit der Männertracht stellte das altväterliche Hemd und der breite Gürtel aus Leder mit vielen Ornamenten und Taschen dar. Unser Programm durften wir an diesem Wochenende insgesamt vier Mal wiederholen und konnten dadurch besonders viele Besucher begeistern. Eine wahre Meisterleistung aller Trachtenträger, die von Tag zu Tag mehr wurden, da sich einige Teilnehmer spontan meldeten, was uns sehr erfreut hat.

Des Weiteren fand an beiden Markttagen jeweils um 16 Uhr, der Vortrag „Urzeln – Ein Fastnachtsbrauch aus Siebenbürgen kommt nach Deutschland“ von Doris Hutter statt.

Bei der Trachtenpräsentation wurde hervorgehoben, dass für die Deutschen aus Siebenbürgen, die Siebenbürger Sachsen, die Tracht seinerzeit nicht nur ein Kleidungsstück war, mit dem sie ihre Volkszugehörigkeit ausdrückten, sondern gleichzeitig auch Bekenntnis zu ihrer Gemeinschaft und ihrem Brauchtum war und weiterhin ist. Diese enge Verbindung von Tracht und Brauchtum sicherte das Fortbestehen der Tracht bis in unsere Gegenwart.

Der Gast-Infostand des Kreisverbandes Nürnberg. ...
Der Gast-Infostand des Kreisverbandes Nürnberg. Foto: Gerlinde Zakel
Eine Überraschung erlebten wir am Langosch-Stand. Unsere Freunde aus Schwabach (Familie Thiess) waren dort vertreten, und die Tochter Denise Thiess präsentierte die ungarische Tracht der Mutter aus Großthoren (Căpușu Mare) in Siebenbürgen. Natürlich baten wir sie auf die Bühne, um diese Tracht zu präsentieren. Was für ein herrliches Bild!

Die Ausstellung der Nordsiebenbürger Tracht von Katrin Weber im Pavillon des Bezirks Mittelfranken zog ebenfalls viele interessierte Besucher an.

Dass wir mit unserem bunten Programm nicht nur die Zuschauer, sondern auch die Veranstalter begeistert haben, konnten wir aus der überschwänglichen Dankesrede von Michael Ritter vom Bayerischen Landesverband für Heimatpflege auf dem Podium nach unserem Auftritt entnehmen. Er meinte, dass noch keine Gastgruppe so zahlreich auf der Bühne vertreten gewesen sei, was aber ein wunderbarer Beweis dafür sei, dass die heimatlichen Traditionen weiterlebe und dass der Zusammenhalt funktioniere. Weiterhin danke er, dass wir nicht nur unsere Schränke, sondern auch im wahrsten Sinne des Wortes auch unsere Schatztruhen geöffnet hätten.

Am Samstagabend konnten die Besucher des Marktes und alle Aktiven beim traditionellen musikalischen „Rumlumpen“ in gemütlicher Runde den Abend ausklingen lassen.

Ein recht herzliches Dankeschön an die über 100 Mitwirkenden und aktiven Trachtenträger des Kreisverbandes Nürnberg, unter anderem aus der Tanzgruppe und der Jugendtanzgruppe Nürnberg, sowie der Siebenbürgischen Jugendtanzgruppe Herzogenaurach. Danke auch an die Trachtenträger des Kreisverbandes Ingolstadt, die uns mit Trachtenträgern an beiden Tagen tatkräftig unterstützt haben, sowie den Helfern neben der Bühne, am Infostand, den Fahrern der Fahrgemeinschaften und Unterstützern beim Ankleiden und Bockeln der Frauen. Viele haben den weiten Weg nicht gescheut und reisten unter anderem an aus Nürnberg, Fürth, Erlangen, Schwabach, Herzogenaurach, Großhabersdorf, Pollenfeld, Frankfurt, Roßtal, Eckental, Zirndorf, Haag, Oberasbach, Wilhermdorf, Lonnerstadt, Obermichelbach, Roth, Neuburg, Manching und Ingolstadt. Alle zusammen haben zum Gelingen beigetragen, unsere Siebenbürger Sachsen würdig vertreten sowie die Vielfalt und weltweite Präsenz hervorgehoben. Danke auch an das Organisationsteam für die zusätzliche tatkräftige Unterstützung beim Infostand von Freitag bis Sonntag. Unser Infostand zog viele neugierige Marktbesucher an, die sich mit viel Interesse über unsere Trachten und Bräuche informierten.
Auftritt der Jugendtanzgruppe Herzogenaurach. ...
Auftritt der Jugendtanzgruppe Herzogenaurach. Foto: Gerlinde Zakel
Und auch an unseren Fotograf und Filmemacher Hermann Depner sowie an unsere Reporterin Karline Folkendt ein herzliches Dankeschön. Die Filmdokumentationen werden für Sie auf der Homepage https://siebenbuerger-sachsen-nuernberg.de bereitgestellt.

Danke vor allem an Annette Folkendt, Vorsitzende des Kreisverbandes Nürnberg, für dieses schöne Projekt, das sie in vielen Vorgesprächen im Vorfelde erst möglich machte, und auch ein Dankeschön an das in mich gesetzte Vertrauen, für die Projektleitung. Finanzielle Hilfe erhielten wir für dieses Projekt vom Kulturwerk der Siebenbürger Sachsen e.V. Auch hierfür dankt der Kreisverband Nürnberg dem Entscheidungsgremium. Dieses Wochenende in Greding wird allen aktiven Trachtenträgern, den mitgereisten Eltern und Verwandten sowie Freunden der Siebenbürger Sachsen, die das erste Mal dabei waren, in Erinnerung bleiben. Voller Bewunderung ob der Vielfalt des Angebotes, das sich an 100 Ständen darbot. Somit war es eine Bereicherung für unsere Siebenbürger Sachsen, den Gredinger Trachtenmarkt näher kennenzulernen. Er ist seit 29 Jahren Anlaufstelle, Börse und Einkaufsmöglichkeit für alle, die sich für Trachten interessieren. Viele nutzten diese Gelegenheit und kauften Trachtenzubehör ein, wie Bänder oder Schnürstiefel für die Frauen. Ein reiches Angebot rund um die Tracht: Stoffe, Bändern, Spitzen, Trachtenschuhe, Hüte, Kurzwaren und vieles mehr wurden an Markttagen angeboten, dazu noch das kulturelle Programm und die kulinarischen Köstlichkeiten. Eine rundum gelungene Organisation durch den Bayerischen Landesverein für Heimatpflege e. V., den Bezirk Mittelfranken und die Stadt Greding.

Die Siebenbürger Sachsen können stolz auf ihre Gemeinschaft sein, die das erst möglich machte. Deshalb: „Lasst uns zusammenhalten, solange das Leben währt. Gemeinsam können wir mehr vollbringen, als jeder für sich allein“ (Spruch aus Peschendorf).

Gerlinde Zakel, (Kulturreferat)

Julia Zakel (Jugendreferat)

Kreisverband Nürnberg



Bildergalerie zum Gredinger Trachtenmarkt

Schlagwörter: Trachten, Kulturprogramm, Nürnberg, Greding, Tanzgruppe

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