23. April 2023

„Paul Celan – Die rumänische Dimension“: Petre Solomons Buch erstmals in deutscher Übersetzung

Die Jahre 1945 bis 1947, die der junge Paul Celan in Bukarest verbrachte, waren prägend für sein poetisches Schaffen. Das behauptet sein engster Freund von damals, Petre Solomon, der über diese Zeit ein Erinnerungsbuch geschrieben hat. Zum ersten Mal liegt es nun auf Deutsch vor, erschienen im April 2023 in der Edition Noack & Block unter dem Titel „Paul Celan – Die rumänische Dimension“.
Die Freundschaft mit Petre Solomon, selbst Dichter und Schriftsteller, begann 1946 in Bukarest beim Verlag „Cartea Rusă“ (Das russische Buch), wo beide als Übersetzer tätig waren, und hielt bis Celans Tod an. 1945 verließ Paul Celan, der damals noch Paul Antschel hieß, seine Heimatstadt Czernowitz und ging nach Bukarest, wo er mehr als zwei Jahre blieb, bevor er 1947 nach Wien und von dort schließlich nach Paris weiterzog. Solomons Erinnerungsbuch erschien zuerst 1987 im Bukarester Kriterion-Verlag, 2008 dann die zweite, vom Autor selbst revidierte Auflage. Darin schildert Solomon die Erfahrungen, die er mit Celan in den schwierigen Jahren der Nachkriegszeit teilte, und fängt überzeugend ein, wie tiefgreifend die Bukarester Zeit Celans weitere Entwicklung prägte, bevor er zu einem der größten Dichter deutscher Sprache wurde. Solomon berichtet über die Veröffentlichung der berühmten „Todesfuge“, die erstmals 2. Mai 1947 auf Rumänisch in der Zeitschrift Contemporanul unter dem Titel „Tangoul morții“ (Todestango) erschienen ist, von ihm selbst ins Rumänische übersetzt, sowie über Celans Pseudonym, das Jetty, die Frau von Celans Freund und Mentor Alfred Margul-Sperbers, aus dem Wort „Ancel“, der rumänischen Schreibweise von „Antschel“, schuf.

Zudem gewährt der Autor einen umfassenden Einblick in Rumäniens Hauptstadt jener Jahre, insbesondere aber in Celans Persönlichkeit, die sich durch Lebensfreude, Wertschätzung rumänischer Dichterfreunde und Sinn für Humor auszeichnete. Auch Celans fruchtbare Verbindung zur rumänischen surrealistischen Bewegung erwähnt er sowie weitere interessante Details, die für Bewunderer Celans von großem Interesse sein könnten. Angereichert ist der Band mit Fotos aus dem Bestand der Familie Solomon, die der Sohn des Autors, Alecu Solomon, dem Verlag zur Verfügung stellte. Das Buch lädt somit ein, eine weniger bekannte Dimension, die rumänische, in Paul Celans Schaffen zu entdecken. Und das lohnt sich allemal!

Maria Herlo

Petre Solomon: Paul Celan – Die rumänische Dimension. Erinnerungen – Einflüsse – Prägungen, übersetzt und herausgegeben von Maria Herlo, Edition Noack & Block, Berlin, 2023, 314 Seiten, 25,00 Euro, ISBN 978-3-86813-155-0
Paul Celans berühmtes Gedicht "Todesfuge" ...
Paul Celans berühmtes Gedicht "Todesfuge" erschien in rumänischer Übersetzung von Petre Solomon am 2. Mai 1947 in der Zeitschrift "Contemporanul" in Bukarest.

Schlagwörter: Rezension, Buchvorstellung, Celan

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