15. September 2024

Hegt wird gesangen!: „De Astern“

„De Astern“ ist gegenwärtig eines der bekanntesten und beliebtesten siebenbürgisch-sächsischen Mundartlieder. In meiner Umfrage, die ich 2014-2016 während der Zusammenstellung der Liedersammlung „E Liedchen hälft ängden – Alte und neue Lieder aus Siebenbürgen“ durchführte, stand dieses Lied mit Abstand an oberster Stelle der Hitliste, gefolgt von „Bäm Hontertstreoch“ und „Af deser Iërd“.
Grete Lienert-Zultner hatte dieses wehmütige Abschiedslied in das Singspiel Bäm Brännchen (1931) eingefügt. Im Rahmen des ersten Großen Sachsentreffens 2017 in Hermannstadt wurde dieses Theaterstück unter großem Beifall vor etwa 2.500 Zuschauern im Hof des Frecker Brukenthal-Anwesens aufgeführt. Ein Ausschnitt dieser Aufführung mit De Astern, gesungen von den beiden Hauptdarstellern Lisa Gärtner und Hans Jürgen Dörr (Jürgen aus Siebenbürgen), ist unter http://youtu.be/Yx_nW5WMhoU zu sehen (40.089 Aufrufe). De Astern erklang 2017 auch von der Bühne auf dem Großen Ring in Hermannstadt mit den beiden Protagonisten und dem „Amazonas-Express“ mit tausendfacher Verstärkung des begeisterten Publikums. Dieser Videoclip auf YouTube, http://youtu.be/OkrbE-irO5E, ist in den letzten sieben Jahren rund 92.000 Mal aufgerufen worden. Grete Lienert-Zultner hätte sicher auch ihre Freude daran gehabt. Nach diesem großen Erfolg ist anzunehmen, dass De Astern noch mehrere Jahrzehnte die Hitliste der Mundartlieder anführen wird.

Informationen zu der Mundartdichterin Grete Lienert-Zultner in der Siebenbürgischen Zeitung, Folge vom 11. März 2024, Seite 6, oder hier.

Hören Sie „De Astern“ in fünf verschiedenen Interpretationen unter siebenbuerger.de/go/2L126.

Im siebenbürgisch-sächsischen Dialekt gibt es einige sprecherfreundliche Assimilationen, das bedeutet „Angleichungen“, „Anpassungen“. Diese ergeben sich dann, wenn im Redefluss ­zwischen Wörtern Laute aufeinandertreffen, die die gleichen Sprechinstrumente beanspruchen und bestehen in lautlichen Veränderungen. So in der Fügung „De Astern blähn“, wo vier Konsonanten (rn+bl) aufeinandertreffen, die Zunge und Lippen beanspruchen. Da wirkt die Assimilation durch Minderung der Konsonantenhäufung zu „De Astre blähn“. „Astern“ ist für das Sächsische ein Fremdwort, die Endkonsonantenkombination -rn zumal, aber das lehnt sich an die übliche und vertraute Konsonantenkombination -rlen an: barlen (betteln), fiereln (treffen – von „fädeln“), zarlen (streuen) oder an edmen (atmen), fedmen (fädeln). Wir konjugieren ich barlen, aber te barelst, ich zarlen – te zarelstich edmen, te edemst … Das e aus der Endung tritt zwischen die Konsonanten rl oder dm. Ähnlich bei Astern, das im Sprachfluss mit blähn zu Astre assimiliert wird, siehe Liedersammlung „E Liedchen hälft ängden“ S. 111.

Neuerdings werden viele Ausdrücke dem Deutschen angepasst. Grete Lienert-Zultner hat auch die neuere Form „Astern“ verwendet.

Möge jeder das Lied so singen, wie es seinem Sprachempfinden entspricht, Hauptsache ist, die Freude am Singen in Mundart bleibt bestehen.

Angelika Meltzer

Schlagwörter: Hegt wird gesangen, Lieder, Mundart

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