22. Dezember 2024
Recherche und Gefühl: Krimiautorinnen lesen im HDO
Dass der Nikolaus eine Lesung in den Stiefel steckt, ist ja eher ungewöhnlich. Gut, dass das Haus des Deutschen Ostens (HDO) in München diese Aufgabe übernommen und für den 6. Dezember zu einem Abend mit den Autorinnen Lioba Werrelmann aus Köln und Beate Sauer aus Bonn eingeladen hatte. Sie lasen in der Reihe „Frauen schreiben Geschichte(n)“ aus jeweils zwei ihrer Krimis und gaben danach im Gespräch mit Patricia Erkenberg vom HDO Einblicke in ihre Arbeit und ihr Werk. Das Publikum saß wie in einem Café an mehreren runden Tischen, konnte warme und kalte Getränke und kleine Snacks genießen und sich dank der Vorbereitungen des HDO-Fördervereins rundum wohl fühlen.

Lioba Werrelmann las aus ihren Siebenbürgen-Krimis „Tod in Siebenbürgen“ (2023) und „Tödlicher Winter“, der Ende November erschienen ist; die Lesung an diesem Abend im HDO war die erste aus dem neuen Band. Beate Sauer hatte ihre historischen Krimis „Echo der Toten“ (2018) und „Der Hunger der Lebenden“ (2019) mitgebracht, deren Handlung 1947 in Köln, der Eifel und dem Bergischen Land angesiedelt ist. Als verbindendes Thema der vier Bücher hatte Patricia Erkenberg eingangs „Hunger, Essen, Genuss“ ausgemacht, die in den vorgetragenen Auszügen auch eine Rolle spielten. Im Gespräch nach der Lesung ging es dann aber um ganz andere Dinge.

Ob Frauen anders schreiben als Männer, fragte Patricia Erkenberg, worauf Lioba Werrelmann spontan sagte: „Ich hoffe nicht!“; Beate Sauer schloss sich dem an, verwies aber darauf, dass Agatha Christie „wahnsinnig gute Plots“ erdacht habe. Aus dem Publikum wurde gefragt, warum die eine Autorin eine weibliche und die andere eine männliche Hauptfigur für die vorgestellten Bücher gewählt habe, was bei Sauers Friedrike Matthée am Thema liegt, denn es geht um die Weibliche Polizei in Köln, und bei Werrelmanns Paul Schwartzmüller auf einer Verlagsentscheidung beruht („Ich hätte lieber eine Frau gehabt“). Zu der auch aus dem Publikum kommenden Frage, wie die Reaktionen auf die Bücher aus den Kreisen der Aussiedler und Vertriebenen seien („Krittelei oder Dankbarkeit?“), erzählte Beate Sauer, sie habe nichts Explizites aus dem ostpreußischen Kreis gehört, aber von Zeitzeugen des Krieges nur Positives; Lioba Werrelmann berichtete von ausschließlich positiven Rückmeldungen von den Siebenbürger Sachsen, worüber sie sie sich sichtlich freute.
Mit einem Verweis auf Beate Sauers aktuelle Trilogie „Die Fernsehschwestern“ (der dritte, „Glücklich sind die Mutigen“, ist im November 2024 erschienen), Lioba Werrelmanns unter dem Pseudonym Lilly Bernstein geschriebene historische Romane (der neueste, „Sturmmädchen“, ist seit Februar 2024 im Handel) und den von Stefanie Bach betreuten Büchertisch, der nach der Veranstaltung fleißig frequentiert wurde, verabschiedete Patricia Erkenberg die Gäste, die die Gelegenheit nutzten, das eine oder andere Wort mit den Autorinnen zu wechseln und sich Bücher von ihnen signieren zu lassen.
Doris Roth
Schlagwörter: Lesung, HDO, Kriminalroman
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