29. November 2024
Die letzte Pfütze Pflaumenschnaps/Zweiter Siebenbürgen-Krimi von Lioba Werrelmann
Paul Schwartzmüller ermittelt wieder! Ein halbes Jahr nach seinen abenteuerlichen Erlebnissen rund um einen Mord auf der Törzburg ist der Kölner Journalist zurück in seinem siebenbürgischen Heimatort und wird erneut in einen Kriminalfall verwickelt. Klirrende Kälte, meterhoher Schnee und gleich mehrere Tote erschweren das Wiedersehen mit Maia, das Paul so herbeigesehnt und sich ganz anders vorgestellt hatte …
Maia, die „lebenslanges Wohnrecht auf Pauls Hof“ genießt, weil seine Tante Zinzi es in ihrem Testament so verfügt hat, geistert seit ihrem Kennenlernen und dem turbulenten Sommer durch Pauls Kopf. „Seine Gedanken waren immer nur bei Maia gewesen.“ Der Siebenbürger Sachse, der all seine Sommer bei Tante Zinzi in Siebenbürgen verbracht hat, bis er 14-jährig mit dem Vater nach Deutschland ging, ist schwer verliebt, seit er das Erbe seiner Tante angetreten und sein Heimatland nach über 35 Jahren wieder besucht hat. Nun kehrt er mitten im Winter zurück, denn: „Maia aus dem Kopf zu bekommen, und sei es auch nur für ein Stündchen, das war ihm nicht gelungen.“ Von den Dorfbewohnern wird er freundlich empfangen, man isst und trinkt gemeinsam, vor allem den Selbstgebrannten des Nachbarn Ion, und am Ende landet Paul sturzbetrunken auf dem Boden des Jugendzimmers von Sorin, seinem alten Freund aus Kindertagen. Kaum ist Paul mit ordentlich Restalkohol im Blut am nächsten Morgen auf seinem Hof, um Maia endlich zu sehen, kommt auch schon die Polizei, und das Schicksal nimmt seinen Lauf. Als Tatverdächtiger in einem Mordfall wird er im Ehegefängnis der Kirchenburg eingesperrt; eine Polizeistation gibt es im Dorf nämlich nicht, und der Weg nach Hermannstadt ist wegen eines plötzlich einsetzenden Schneesturms unpassierbar.
Eingebettet in eine rasante Geschichte um illegalen Holzhandel, Korruption und soziale Ungerechtigkeit, erfahren die Leser in „Tödlicher Winter“ mehr über Pauls Vergangenheit und Familiengeschichte, spüren seiner Identitätsverwirrung nach, die ihm von den Dorfbewohnern gespiegelt wird („Und das ist genau das Schlimme. Dass ich dachte, du bist einer von uns. Aber das bist du nicht, und wahrscheinlich warst du es auch niemals.“), und erleben seine daraus resultierende innere Zerrissenheit („Die Siebenbürger Sachsen. Dieses seltsame Völkchen, der Abstammung nach war er einer von ihnen, und doch waren sie ihm immer fremd geblieben.“). Über allem liegt die beim Lesen fast spürbare eisige Kälte eines siebenbürgischen Winters, aber zum Glück ist Ions Ţuică, die tröstet und wärmt, nie weit, und wenn im Glas nur noch eine „letzte Pfütze Pflaumenschnaps“ übrig ist, wird gleich aus der anderthalb Liter fassenden Plastikflasche nachgeschenkt.
Die Kölner Autorin Lioba Werrelmann hat im vergangenen Jahr mit dem Krimi „Tod in Siebenbürgen“ den Auftakt zu ihrer Reihe „Paul Schwartzmüller ermittelt“ vorgelegt, der mit seiner Story, seinem Romanschauplatz Siebenbürgen und den liebevoll gezeichneten Figuren ein großes Lesevergnügen ist. Mit dem nun erschienenen zweiten Band „Tödlicher Winter“ liefert sie wieder einen spannenden siebenbürgischen Regionalkrimi, der dank Werrelmanns akribischer Recherche und Sorgfalt beste Unterhaltung mit Lokalkolorit bietet. Wer den ersten Band kennt, kann sich auf ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren freuen: Pušomori, das gewitzte Roma-Mädchen mit seinem altersschwachen Laptop, und die humorlose und unerbittliche Polizistin Hatmanu aus Hermannstadt sind nur einige von ihnen.
Beim diesjährigen Heimattag der Siebenbürger Sachsen hat die Autorin nicht nur aus ihrem ersten Krimi gelesen, sondern die Zeit in Dinkelsbühl für intensive Nachforschungen genutzt. „Ich hatte so viel Spaß und so viele beglückende Begegnungen, dass sich mein Notizbuch wie von allein füllte“, schreibt sie im Nachwort zu „Tödlicher Winter“, das voll des Lobes für das Pfingsttreffen ist. Einige Notizen aus diesen Tagen haben ihren Weg in den neuen Krimi gefunden, und man kann nur hoffen, dass auch in Zukunft Siebenbürger Sachsen ihre Erinnerungen mit Lioba Werrelmann teilen, damit sie, die ohne familiäre Bindungen in den Karpatenbogen ist, noch viele weitere ihrer atmosphärisch dichten Siebenbürgen-Krimis schreiben kann. Und falls Sie noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für Siebenbürgen-Fans und Leseratten sind: Hier ist es.
Eingebettet in eine rasante Geschichte um illegalen Holzhandel, Korruption und soziale Ungerechtigkeit, erfahren die Leser in „Tödlicher Winter“ mehr über Pauls Vergangenheit und Familiengeschichte, spüren seiner Identitätsverwirrung nach, die ihm von den Dorfbewohnern gespiegelt wird („Und das ist genau das Schlimme. Dass ich dachte, du bist einer von uns. Aber das bist du nicht, und wahrscheinlich warst du es auch niemals.“), und erleben seine daraus resultierende innere Zerrissenheit („Die Siebenbürger Sachsen. Dieses seltsame Völkchen, der Abstammung nach war er einer von ihnen, und doch waren sie ihm immer fremd geblieben.“). Über allem liegt die beim Lesen fast spürbare eisige Kälte eines siebenbürgischen Winters, aber zum Glück ist Ions Ţuică, die tröstet und wärmt, nie weit, und wenn im Glas nur noch eine „letzte Pfütze Pflaumenschnaps“ übrig ist, wird gleich aus der anderthalb Liter fassenden Plastikflasche nachgeschenkt.
Die Kölner Autorin Lioba Werrelmann hat im vergangenen Jahr mit dem Krimi „Tod in Siebenbürgen“ den Auftakt zu ihrer Reihe „Paul Schwartzmüller ermittelt“ vorgelegt, der mit seiner Story, seinem Romanschauplatz Siebenbürgen und den liebevoll gezeichneten Figuren ein großes Lesevergnügen ist. Mit dem nun erschienenen zweiten Band „Tödlicher Winter“ liefert sie wieder einen spannenden siebenbürgischen Regionalkrimi, der dank Werrelmanns akribischer Recherche und Sorgfalt beste Unterhaltung mit Lokalkolorit bietet. Wer den ersten Band kennt, kann sich auf ein Wiedersehen mit vielen bekannten Figuren freuen: Pušomori, das gewitzte Roma-Mädchen mit seinem altersschwachen Laptop, und die humorlose und unerbittliche Polizistin Hatmanu aus Hermannstadt sind nur einige von ihnen.
Beim diesjährigen Heimattag der Siebenbürger Sachsen hat die Autorin nicht nur aus ihrem ersten Krimi gelesen, sondern die Zeit in Dinkelsbühl für intensive Nachforschungen genutzt. „Ich hatte so viel Spaß und so viele beglückende Begegnungen, dass sich mein Notizbuch wie von allein füllte“, schreibt sie im Nachwort zu „Tödlicher Winter“, das voll des Lobes für das Pfingsttreffen ist. Einige Notizen aus diesen Tagen haben ihren Weg in den neuen Krimi gefunden, und man kann nur hoffen, dass auch in Zukunft Siebenbürger Sachsen ihre Erinnerungen mit Lioba Werrelmann teilen, damit sie, die ohne familiäre Bindungen in den Karpatenbogen ist, noch viele weitere ihrer atmosphärisch dichten Siebenbürgen-Krimis schreiben kann. Und falls Sie noch auf der Suche nach einem Weihnachtsgeschenk für Siebenbürgen-Fans und Leseratten sind: Hier ist es.
Doris Roth
Lioba Werrelmann: „Tödlicher Winter“. Paul Schwartzmüller ermittelt. Ein Siebenbürgen-Krimi. Eichborn Verlag, Köln, 2024, 304 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3-8479-0154-9.Schlagwörter: Buchbesprechung, Kriminalroman, Siebenbürgen, Literatur
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