8. März 2025
Zeitgenössische Malerei und alte sächsische Handarbeiten im Siebenbürgischen Museum
„Verdichtete Zeit – Handarbeit“ ist der Titel einer Ausstellung, die am Freitag, dem 28. März, im Siebenbürgischen Museum auf Schloss Horneck in Gundelsheim eröffnet wird. Gezeigt werden neue Werke der Berliner Malerin Ágnes Lörincz und siebenbürgische Handarbeiten aus der Textiliensammlung des Museums.

„Die Ausstellung hat zwei ganz verschiedene Ebenen“, sagt Dr. Irmgard Sedler, Vorsitzende des Trägervereins und Kuratorin der Ausstellung. „Sie sind aber durch zahlreiche Gemeinsamkeiten miteinander verbunden und ergeben so eine neue Einheit.“ Lörincz setzt sich in ihren Werken mit Stoffen in zweifacher Weise auseinander. Sie findet ihre Inspiration in der Welt der Textilien und untersucht Stoffe auf ihre Beschaffenheit und Muster, macht sie also zum inhaltlichen Thema ihrer Arbeiten. Aber sie verwendet Stoffe auch als Material für ihre Collagen. Dazu sagt die Malerin: „Neben der Haptik der Stoffe faszinieren mich besonders das Muster [der Textilien] und die Frage, wie ein echtes Muster in der Malerei weitergeführt und transformiert wird.“
Es geht also um eine Kunstausstellung, die zugleich einen kulturgeschichtlichen Aspekt integriert. Sedler hat bereits Anfang der 2000er Jahre eine Ausstellung mit den Werken von Ágnes Lörincz in der Städtischen Galerie Kornwestheim kuratiert und einen Katalog erarbeitet. Später hat Dr. Markus Lörz der Künstlerin eine weitere Ausstellung in der Städtischen Galerie in Bad Wimpfen kuratiert und eingerichtet.
Im Mittelpunkt der aktuellen Gundelsheimer Ausstellung stehen Werke, die in einer besonderen Technik gestaltet sind. Gemeinsam mit László Kiss hat sie eine Siebdrucktechnik erfunden, mit der sie mit Schaumstofffarbe Muster auf Textilien druckt, dass sie wie gehäkelte, geklöppelte, geknotete, geflochtene oder gestickte Spitzen aussehen. „Wir entdeckten eine spezielle Siebdruckfarbe, die unter Wärmeeinwirkung plastisch aufschäumt und so eine reliefartige Struktur bildet. Diese Farbe ermögliche es uns, täuschend echte Nachbildungen von Spitzenmotiven auf beliebige Stoffe zu übertragen, die wie echte, handgearbeitete Spitzen wirkten“, beschreibt die Künstlerin die Technik. Irmgard Sedler nennt das eine Mimetik-Kunst, weil sie die Spitzen täuschend echt imitiert. Die Auswahl der Bilder und die Kuratierung der Kunstpräsentation liegt in den Händen von Dr. Markus Lörz.

Ágnes Lärincz, Jahrgang 1959, ist in Cristuru Secuiesc (Szeklerkreuz, ungarisch Székelykeresztúr) in Rumänien geboren, besuchte das Kunstgymnasiums in Neumarkt am Mieresch (Târgu Mureş) und die Kunsthochschule in Klausenburg. Sie lebt seit 1985 in Deutschland und seit 2008 in Berlin.
Julia Mayerhöffer stellt diesen Werken von Lörincz rund 25 Exponate aus dem Depot des Museums gegenüber, die Techniken sichtbar machen, die in Siebenbürgen bei den Sachsen verbreitet waren. Da sind beispielsweise Filetarbeiten mit einem Gitterwerk aus quadratisch verknüpften Fäden, das dann so bestickt wurde, dass verschiedene Muster entstehen. Dazu werden gleichzeitig auch die Filetnadeln und -stäbe ausgestellt.
Eine weitere Vitrine ist dem Thema Klöppeln gewidmet. Bei dieser Technik werden Garne, die auf spindelförmige Spulen aus Holz (Klöppel) aufgewickelt sind, so miteinander verknüpft, dass ein vorher festgelegtes Spitzenmuster entsteht. Heute werden diese Techniken kaum noch bei Handarbeiten eingesetzt, da solche Spitzen ab dem Ende des 19. Jahrhunderts maschinell hergestellt werden konnten.
„Meine Lieblingstechnik ist die Faltenreihung“, sagt Mayerhöffer und ergänzt: „Sie ist typisch für Siebenbürgen und ziert vor allem weibliche Trachtenhemden.“ In einer Vitrine werden Muster von Reihungen gezeigt, die wohl im Handarbeitsunterricht verwendet wurden.
Zur Ausstellung erscheint eine Infobroschüre.
Margrit Csiky
Schlagwörter: Ausstellung, Malerei, Handarbeit
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