19. Juni 2025
Ållerlå Håndwerk än Dinkelsbühl: Lebendige Mundartlesung
Beim Heimattag in Dinkelsbühl konnte man die Vielfalt und den Humor der siebenbürgisch-sächsischen Mundartliteratur erleben. Sieben Autoren trugen mit humorvollen und tiefgründigen Texten zur Bewahrung unserer siebenbürgisch-sächsischen Mundart bei. Ein besonderer Höhepunkt war das gemeinsame Singen zweier beliebten Lieder mit dem Publikum.

Doris Hutter, Kulturreferentin des Landesverbands Bayern im Verband der Siebenbürger Sachsen, begrüßte die Anwesenden gut gelaunt in Mundart. Nach ihren einführenden Worten leitete sie schwungvoll über zu einem der schönsten Lieder von Grete Lienert-Zultner (1906-1989), dem Wängertliedchen (Angderm Wängert, än de Biemen), das Angelika Meltzer anstimmte und auf der Gitarre begleitete.
Neben Doris Hutter nahmen zwei Autorinnen und vier Autoren auf der Bühne Platz. Sie zeigten sich sichtlich erfreut über die Anwesenheit von Pfarrer i.R. Bernddieter Schobel, langjähriger Betreuer der Rubrik Sachsesch Wält in der Siebenbürgischen Zeitung.
Den Auftakt machte Günther Schuster (Mediasch/Nürnberg), der 2000 das Mediascher Infoblatt initiiert und 2005 das Beiblatt Medwescher Tramiter – ausschließlich in Mundart – ins Leben gerufen hatte. Passend zum Heimattag präsentierte er stolz den neuen Sammelband Der Medwescher Tramiter (siehe Siebenbürgische Zeitung Online), mit ausgewählten Texten aus den losen Beiblättern, in dem auch seine eigenen Beiträge abgedruckt sind. Thematisch stand das Handwerk im Mittelpunkt – so las er Sproochwärkzech und Sachsesch liësen vor.
Arthur Waadt (Kleinalisch/Marklkofen-Poxau), Uhrmacher, Maschinenbauer und passionierter Mundartdichter, brachte mit seinem Gedicht Irjend e Såchs päddert ierest ängden das Publikum zum Schmunzeln – ein augenzwinkerndes Porträt handwerklicher Improvisationskunst in Schäßburger Mundart. Helmuth Zink (Großschenk/ Perkam), bekannt als Moderator bei Radio Siebenbürgen, ist ein fester Bestandteil bei Mundarttreffen. In markanter Großschenker Mundart trug er das Gedicht Det richtij Hemdwerk vor. Malwine Markel (Deutsch-Weißkirch/Schwabach) stellte mit ihrem Prosatext Der Wooner das bereits fast vergessene Wagner-Handwerk in den Fokus. Sie schreibt in Hochdeutsch wie in Mundart sowohl Lyrik als auch Prosa und hat sich als vielseitige Autorin etabliert.
Da Oswald Kessler (Kerz/München) derzeit in seiner Heimat verweilt, trug Doris Hutter stellvertretend sein Gedicht Der Kåfferschmid vun Härmestådt vor – ein Beitrag aus seinem 2024 erschienenen Gedichtband Sommerdäsch mät siwwe Kruoden.
Hilde Juchum (Maldorf/Frauendorf/Rohrenfels) hat ein besonderes Gespür für humorvolle und komische Alltagsszenen. Ihr Gedicht Än der Friserie sorgte für herzhaftes Gelächter. Juchum ist durch zahlreiche Veröffentlichungen und ihre erfolgreichen Lustspiele in Mundart bekannt. Zum ersten Mal live erleben konnten viele Zuhörer Roland Widmann (Mediasch/Geretsried), der mit seinen feinsinnigen Gelegenheitsgedichten – häufig über WhatsApp verbreitet – längst Kultstatus erreicht hat. Er trug De Greta Garbo vor, ein Werk aus dem neuen Der Medwescher Tramiter-Sammelband.
Den Abschluss gestaltete Doris Hutter (Agnetheln/Augsburg) selbst mit dem Gedicht Truoichten. Als passionierte Trachtenträgerin erinnerte sie u.a. an die vielseitige Arbeit, die in der Herstellung der siebenbürgischen Trachten steckt. Danach sagte sie augenzwinkernd: „Såchsesch liësen äs net esi iefach, wonn et net der iejän Dialekt äs… Gliewt mer, det Schreiwen äs menor esi schwer. Åwwer såchsesch Riëden uch sängen, dåt äs det Hescht! Åsi, sängt mät!“ Angelika Meltzer stimmte das beliebte Lied Medche, wällt te de Kanter nihn an, das dank vorbereiteter Liedblätter fröhlich mitgesungen wurde.
Zum Schluss bedankte sich Doris Hutter bei den Mitwirkenden, bei Angelika Meltzer für die musikalische Umrahmung, bei Annette Folkendt für das Filmen und besonders bei den Autoren, die mit ihren Texten zur Bewahrung der siebenbürgisch-sächsischen Mundart beitragen.
G. M.
Schlagwörter: Heimattag 2025, Mundart, Lesung
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