12. Oktober 2025

Ein einzigartiges Liederbuch der Siebenbürger Landler aus Großau, Großpold und Neppendorf

Ein einzigartiges Liederbuch ist vor kurzem unter dem Titel „Landlerisch g’sunga“ im Schiller Verlag herausgegeben worden. Passend zum Buch ist der Umschlag, gestaltet von Leonie Wiedenhof-Grießhober, die mit einem Neppendorfer Landler verheiratet ist. Bereits vor einigen Jahren bildete sich eine Arbeitsgruppe um Dagmar Baatz (Großau), Elke Endörfer (Neppendorf) und Christa Wandschneider (Großpold). Die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter, die zur Entstehung dieses gelungenen Liederbuches beigetragen haben, stellen sich am Ende des Buches den Lesern und Musikliebhabern kurz vor.
Susanne Weingärtner bringt es auf den Punkt: „Allen, die eine Note, einen Vers oder auch nur eine Idee, wo man nach Melodie suchen könnte, beigetragen haben, kann mit Worten nicht angemessen gedankt werden.“ Dazu schreibt der langjährige Sänger der „Lidertrun“ Karl Heinz Piringer (Großpold) diese Kernaussage: „Die vorliegende Liedersammlung möge nicht nur unseren Gesang bereichern, sondern dadurch auch unsere Identität stärken und unser Selbstbewusstsein als LANDLER neu beleben.“

Im Buch werden die drei Landlergemeinden Großau, Großpold und Neppendorf in kurzen Beiträgen vorgestellt, damit auch wenig Kundige in die Materie eingeführt werden. Dazu gibt es passende Fotos: Kirche, Kirchenburg, Arbeitsalltag, Kleidung und Kirchentracht.

Die Landler hatten sich der österreichischen Obrigkeit widersetzt, ihren evangelischen Glauben abzulegen, um katholisch zu werden. Deshalb mussten sie ihre österreichische Heimat verlassen und wurden nach Siebenbürgen verbannt. Die ersten österreichischen Lutheraner kamen 1734, vor allem nach Neppendorf und Großau. Unter Kaiser Karl VI. gab es in der Zeitspanne 1734-1737 insgesamt sieben Transporte von Emigranten aus dem Salzkammergut (Oberösterreich) nach Siebenbürgen. Mehr als zwanzig Jahre später hat die Kaiserin Maria Theresia weitere Evangelische nach Siebenbürgen deportieren lassen. Sie kamen vor allem aus Kärnten und der Steiermark und siedelten sich hauptsächlich in Großpold an. So sind auch die Sprachunterschiede in dem jeweilig gesprochenen Dialekt sehr deutlich. Die Landler haben sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in die sächsischen Gemeinschaften integriert, haben aber ihre Identität erhalten: „Nit los di, e!“

Die landlerischen Lieder haben als Thematik das Besingen der prächtigen siebenbürgischen Landschaft, die Liebe zur Freiheit, das Feiern der Jahresfeste, sie zeugen auch vom Heimweh und dem Verlust der österreichischen Heimat. Enthalten im Buch sind auch Kinderlieder, Kinderreime, Liebeslieder, Lieder aus dem Leben und vom Abschied. Enthalten sind aber auch Alm-Jäger- und Wildschutzlieder sowie das Besingen der einzelnen Jahreszeiten.

Es handelt sich vor allem um alpenländisches Liedgut aus Österreich und Bayern, das in den drei Landlergemeinden Großau, Großpold und Neppendorf gesungen wurde. Die Lieder sind nicht allzu lang, mit nicht sehr vielen Takten, haben aber oft Wiederholungen. Gesungen wird oft zweistimmig, mit einer Oberstimme, die eine Terz über der Hauptstimme liegt.

Dass ein waschechter Landler dieses sehr wertvolle Liederbuch vorstellen darf, ist mit Sicherheit kein Zufall. Das Liederbuch „Landlerisch g’sunga“ ist empfehlenswert, nicht nur für Landler. Wir wünschen allen viel Spaß und Freude beim Singen dieser Lieder.

Helmut Leonbacher (Hermannstädter Zeitung)


„Landlerisch g’sunga“. Lieder der Siebenbürger Landler aus Großau – Großpold – Neppendorf. Schiller Verlag, Hermannstadt/Bonn, 2025, 216 Seiten, 24,80 Euro, ISBN 978-3-94958-362-9. In Hermannstadt liegt das Buch in der Schiller-Buchhandlung und im Erasmus-Büchercafé auf.

Schlagwörter: Lieder, Landler, Großau, Großpold, Neppendorf

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