20. November 2025

Deutsche Erstaufführung der „Hexenszenen“ in Heidelberg

Die deutsche Erstaufführung der „Hexenszenen“, eines siebenbürgischen Melodrams von Prof. Heinz Acker, fand am 26. Oktober 2025 in der Peterskirche von Heidelberg statt. Die rund 200 Zuschauer in der vollbesetzten Kirche erlebten einen eindrucksvollen Abend, beginnend mit einer kraftvollen Eigenkomposition des Chors der Evangelischen Studierendengemeinde Heidelberg (ESG) als Teil 1 des Abends, dirigiert von Xaver Detzel, einem einstigen Studenten Ackers. Mitglieder des Chors hatten die „Ausbruchstimmung“ komponiert, die sie nun zusammen mit dem Orchester der Peterskirche aufführten. Angeregt durch Ackers „Hexenszenen“, nehmen die Autoren der „Ausbruchstimmung“ mit ihrer Komposition Stellung zu den Verwerfungen, die zu den Hexenverfolgungen führten und auch heute noch aktuell sind: Verdächtigung – Ausgrenzung – Diskriminierung und Gewaltanwendung. Die Interpretation erbrachte frenetischen Beifall der Besucher, bevor es zum eigentlichen Abendprogramm überging, der Erstaufführung der „Hexenszenen“.
Bei den „Hexenszenen“ in Heidelberg wirkte ...
Bei den „Hexenszenen“ in Heidelberg wirkte Komponist Heinz Acker auch als Dirigent, neben ihm die Solisten Marion Egner und Tim Lucas (v. re.). Foto: Sebastian Acker
Prof. Heinz Acker ging zum Dirigentenpult, daneben nahmen die beiden Solisten, die Mezzosopranistin Marion Egner und der Bariton Tim Lucas, Platz. Sie trugen die Texte in Gesang und gesprochenen Textpassagen vor, abwechselnd solistisch oder im Duett, je nachdem, wie es der Text des Melodrams vorsah. Heinz Acker erläuterte im Programmheft, das man beim Eingang kaufen konnte, den Hintergrund seiner Schöpfung: „Zur Komposition meiner ,Hexenszenen‘ bin ich durch einen Bildzyklus der Künstlerin Sieglinde Bottesch (Hermannstadt/Ingolstadt) inspiriert worden, der Szenen von Hexenverfolgungen äußerst eindringlich widergibt. Aus dem exemplarischen Hermannstädter Hexenprozess von 1697 wie auch aus weiterem Archivmaterial von zahlreichen Prozessen aus Schäßburg, Mediasch und Mühlbach habe ich ein Textbuch entwickelt, das drei exemplarische Fälle mit unterschiedlichem Gerichtsverfahren nachzeichnet.“ Die ursprünglich vier Sätze, beginnend mit „Verdächtigung“, gefolgt von „Im Kerker“, „Tanz mit dem Teufel“ und „Der Prozess“, wurden beim Großen Sachsentreffen im Augst 2024 in der evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt uraufgeführt, wo der obengenannte Bariton schon mitwirkte.

Auf Anregung aus dem Publikum fügte Heinz Acker dem Werk nachträglich einen versöhnlichen fünften Satz, ein Requiem, hinzu, „ein Totengesang für die zu Unrecht verdächtigten und gefolterten Frauen. Hier glättet sich die oft lautmalerisch-aggressive Ausdrucksform der vorigen Sätze zu einem friedvollen Ausklang“, ergänzt der Komponist. Dieses Requiem wurde bereits durch die Formationen der Löwensteiner Musikwoche im April 2025 in Heilbronn aufgeführt.

Der Chor der Evangelischen Studierendengemeinde Heidelberg der Peterskirche wurde übrigens von Ulrich Wien, der 1986 bis 1992 an der Uni Heidelberg studierte, begründet. Prof. Dr. Ulrich Andreas Wien, gebürtiger Pfälzer, engagiert sich bekanntlich seit Jahrzehnten vielfach in und für Siebenbürgen.

Das Publikum beehrte die ergreifende Aufführung mit anhaltendem Applaus. Prof. Acker brachte damit wieder einmal seine schöpferische und fachliche Brillanz zum Ausdruck.

Ortwin Götz

Schlagwörter: Konzert, Heidelberg, Heinz Acker

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