26. Februar 2006

Dieter Acker: Ovationen für den Schöpfergeist

In einer bewegten Dankesrede würdigte Prof. Dr. Siegfried Mauser, Rektor der Hochschule für Musik und Theater München, am 6. Februar im Großen Konzertsaal der Münchener Musikhochschule vor zahlreichem Publikum die künstlerische Persönlichkeit Prof. Dieter Ackers. Der gebürtige Hermannstädter hat über drei Jahrzehnte durch seine kompositorische Tätigkeit diese Institution mitgeprägt und durch seine außergewöhnlichen pädagogischen Qualitäten Generationen von Studenten dazu verholfen, die Hochschule auch schöpferisch mitzugestalten.
Aus einer zu diesem Anlass von der Hochschule erstellten CD mit Musik Ackers aus drei Jahrzehnten zitierte Prof. Mauser, dass sich „die Expressivität seiner Musik innerhalb aller Nuancen des Lyrischen wie des Dramatischen bewegt und in vielen Punkten auf eine auf Verständlichkeit, Fasslichkeit und Hörbarkeit ausgerichtete Aussage hinausläuft. Die Fasslichkeit im eigenen Werk hat ihr Pendant in der Erfassbarkeit der Werke anderer, die er als Hochschullehrer den vielen Studenten verschiedener Generationen vermittelte. So wie es ihm dort jederzeit gelang, komplizierte Texturen verständlich, einsichtig und in ihrer stilistisch-historischen Bedeutung erfahrbar zu machen, so gelingt es ihm auch im eigenen Werk, die Nachvollziehbarkeit im Verlauf der gestalteten musikalischen Zeit zu garantieren.

Verabschiedet: Prof. Dr. h.c. Dieter Acker, Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2005. Foto: Christian Schoger
Verabschiedet: Prof. Dr. h.c. Dieter Acker, Träger des Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreises 2005. Foto: Christian Schoger
Neben den vielen Preisen, die Dieter Acker zu Recht als Komponist erhielt, 2005 auch den Siebenbürgisch-Sächsischen Kulturpreis, zeugen nicht zuletzt auch die vielen Interpreten von Rang, die sich seiner Werke widmen, von deren ungewöhnlicher Qualität: Mit dieser CD will die Hochschule für Musik und Theater München sowohl dem Komponisten als auch dem prägenden Pädagogen danken.“ Unter großem Applaus übereichte Rektor Mauser sodann dem sichtlich bewegten Jubilar und künftigen Pensionär einen Blumenstrauß verbunden mit der Hoffnung, dass aus seiner Feder noch viel Musik entstehen möge und die noch bei ihm verbliebenen Komponistenstudenten weiterhin in den Genuss kommen mögen, mit dieser künstlerischen Persönlichkeit konfrontiert zu werden.

Dass der schöpferische Geist Dieter Ackers – trotz dessen schwierigen Schicksals und seiner ernsten Krankheit der letzten Jahre – nichts an seiner Kraft eingebüßt hat, beweist die inhaltliche Gestaltung des nachfolgenden Abschiedskonzertes, das mit gleich vier Erstaufführungen von acht Programmpunkten aufwartete. So erklangen als Münchener Erstaufführung die „Meditation für Violoncello und Klavier“ (2003) sowie die „Sonate für Horn und Klavier“ (2003), beide in herausragenden Interpretationen hochkarätiger Kollegen: Prof. Reiner Ginzel (Violoncello) und Prof. Gitti Pirner (Klavier) bzw. Prof. Wolfgang Gaag (Horn) und Nino Gurevitsch (Klavier). Nicht minder beeindruckten die beiden deutschen Erstaufführungen: „Arkaden I für Violine und Klavier“ (1995) mit Anna Kalandarschwilli (Violine) und Andreas Skouras (Klavier), sowie die „Sonate für Posaune und Klavier“ (1997) mit Prof. Wolfram Arndt (Posaune) und Giorgio Hillebrand (Klavier), ein wahrer Meilenstein der Posaunenliteratur, der ohne Frage als Prüfstein bläserischer Virtuosität und interpretativer Herausforderung seinesgleichen suchen dürfte. Ackers feinsinniges Einfühlungsvermögen hinsichtlich der technisch-strukturellen als auch musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten des jeweiligen Instrumentes offenbarte sich in den beiden zu Anfang erklungenen Werken: die „Sonate für Cembalo“ (2001) und das „Caprice pour harpe seule“ (1989), in exzellenter Interpretation von Andreas Skoura (Cembalo) und Christoph Bielefeld (Harfe), deren technisch-emotionale Eindringlichkeit dem Zuhörer unter die Haut ging.

Dass Dieter Acker in seinen Grundzügen ein Romantiker, in seiner Wesenseigentümlichkeit ein Lyriker ist, bezeugen die vier Dichtersonaten nach Mörike, Hölderlin, Eichendorff und Rilke. In seiner „Rilke-Sonate für Violine und Klavier“ (1983) – in beeindruckender Interpretation von Prof. Klaus Schilde (Klavier) und Gertrud Schilde (Violine) – schwingt Ackers empfindsame, stark naturverbundene Seele, die übrigens wie alle anderen Dichtersonaten leise, friedlich verlöscht, worin sich, trotz oft wilder, dramatisch aufbegehrender Gesten und Höhepunkte, besinnliche Introvertiertheit breit macht im Sinne einer zutiefst empfundenen Demut, eines sich selbst auferlegten „Mutes zu Dienen“ – seiner Begabung, seinen Werken gegenüber! Nicht zuletzt soll hier noch das achte zur Aufführung gelangte Werk „Spuren einer Tragödie“ (2001) für Klavier Solo eine besondere Erwähnung finden. In dem Pianisten Michael Schneid erhielt es eine intensiv-verinnerlichte, höchst adäquate Interpretation. Ein wundervoller Abend fand seinen krönenden Abschluss in rauschenden Ovationen vorrangig für den Schöpfergeist Dieter Acker, aber auch die zahlreichen Interpreten und Wiederschöpfer.

Ein großzügig vorbereiteter Empfang seitens des Rektorats der Hochschule bot dem gefeierten Maestro abschließend Gelegenheit, tief gerührt einem engeren Kreis von Bluts -und Tonverwandten, Kollegen, engen Freunden sowie den zahlreich erschienenen Studenten, namentlich Rektor Prof. Dr. Mauser seinen Dank auszusprechen. Zuallererst dankte er jedoch Gott und seiner Familie für ihre Hilfe und Unterstützung, diesen Tag erlebt haben zu dürfen, in Räumen, worin er 34 Jahre lang seine ganze Liebe verschenkt habe und vielen Generationen angehender Musiker und Komponisten Freund und geistig-musischer Wegbereiter sein durfte.

Peter Szaunig


Schlagwörter: Musik

Bewerten:

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.