13. Juli 2006

Ein Museumswochenende für Sechshundert

Gundelsheim, im Juni 2006: Spektakuläres im eigentlichen Sinne, also Augenöffnendes, elektrisierte am letzten Wochenende des Monats die urgemütliche, anheimelnde Grundstimmung der Kleinstadt. Allerdings sollte sich diesmal das Aufsehen-Erregende nicht - wie bei Stadtfesten üblich - in den engen Straßen abspielen, sondern hoch über der Stadt, im Schloss Horneck. Auch hatte das, das Neckartal dominierende Stadtwahrzeichen nicht in erster Linie als Kulisse für den festlichen Anlass dazustehen, vielmehr sollte es als Hauptakteur das in und um sich herum gespielte Stück ausfüllen.
"Burgen, Schlösser, Wehranlagen" lautete 2006 das Schwerpunktthema des interkommunalen Projektes "Kulturregion Heilbronn", das seit 1995 Jahr für Jahr die gemeinsamen kulturellen Aktivitäten der Stadt Heilbronn und der Kommunen des Landkreises Heilbronn auf einen Nenner bringt. In diesen Themenkreis fügte sich ausgezeichnet die mehr als 700-jährige Geschichte der ehemaligen Ritterburg und späteren Schlossanlage Horneck. Schlicht, freundlich, aufmunternd und kein bisschen belehrend sollte man die Vergangenheit wachrütteln, den Stadtbewohnern ihr Wahrzeichen näher bringen, den Ortsfremden das Interesse für Gundelsheim auffrischen und alle gemeinsam mit den neuen Facetten des heutigen Horneck bekannt machen.

In Teamarbeit wurde das Zielbündel anvisiert und - wie sich letztlich zeigte - auch erreicht. Zu den Mitveranstaltern gehörten das "Heimathaus Siebenbürgen", das die Schlossanlage zur Verfügung stellte und auch in der Organisierung des Festes schaffensfreudig mitmischte, die Stadt Gundelsheim, der engagierte lokale Kulturverein "Kulturetta", die Arbeitsgemeinschaft für Regionalgeschichte "Aspectus Novus" und - inmitten des Geschehens - das Siebenbürgische Museum, das nun mit seinen Räumlichkeiten in doppelter Weise, als rein musealer Anziehungspunkt und als Teil des Schlosses, das Interesse der Besucher zu wecken versuchte. Eine sicherlich lohnende, wenn auch nicht einfache Aufgabe, mussten sich doch die einladenden Ankündigungen der bunten, extra für diesen Anlass gedruckten Plakate des Museums gegen das vielfältige Angebot von sonstigen Veranstaltungen (darunter die sächsische Jugendtanzgruppe aus Heilbronn, das Balladenquartett "De Lidertrun", aber auch Kabarett und Irish Folk!) als mindestens genauso interessant behaupten. Offensichtlich erwiesen sich aber der versprochene freie Eintritt bis 21 Uhr sowie die täglichen Sonderführungen als lockend genug, um die lebhafte Konkurrenz sowohl der anderen Darbietungen als auch der allgegenwärtigen WM-Fußballübertragungen lautlos zu umgehen. Dabei wurden sogar Zielgruppen erreicht, die sich nicht unter die "normalen" Museumsbesucher einreihen lassen, mitunter auch Personen, die höchstwahrscheinlich noch nie ein Museum von innen erlebt hatten. Doch auch für sie und alle anderen schien der Museumsraum im Laufe der drei Tage immer vertrauter zu werden. Berührungsängste schwanden zusehends, man ging ein und aus mit zunehmender Selbstverständlichkeit, es wurde irgendwie wärmer in den alten Mauern.

Am Abend des 25. Juni, als das Fest zu Ende ging, durfte das Siebenbürgische Museum mit weit über 600 eine Rekordzahl von Besuchern verzeichnen.

Marius J. Tataru

(gedruckte Ausgabe: siebenbürgische Zeitung, Folge 11 vom 15. Juli 2006, Seite 10)

Schlagwörter: Gundelsheim, Musik, Tanzgruppen

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