5. August 2006

Anselm Roths kurzweiliger Führer durch Heltau und Michelsberg

Vorneweg: Drei der neun Kapiteltitel dieses Städteführers herausgreifend, kann man nur eine Empfehlung aussprechen: Sehen Sie das Büchlein, dann kaufen Sie es, denn Sie werden staunen, lieber Leser! Da wird nicht lange um den heißen Brei geredet, sondern kurz und informativ, bilderreich mit flottem Wort und farbenprächtiger Illustration eine Stadt vorgestellt.
Eine Stadt? Nun ja, um eine Stadt, die eigentlich aus zwei sehr unterschiedlichen Gemeinden besteht, die ehedem öfter die feindselige Konkurrenz gepflegt denn die gutnachbarschaftliche Zusammenarbeit gesucht haben: dem freien Marktflecken Heltau und dem untertänigen Dorf Michelsberg. Weil aber „das Schicksal so seinen eigenen Humor hat“ (Anselm Roth), gehören sie seit einer Verwaltungsreform zusammen, werden von einem Bürgermeister „regiert“ und, vor allem: Sie ergänzen einander vortrefflich – das ist eine der ersten Feststellungen des staunenden Lesers. Hier Michelsberg, das trotz des Bevölkerungsverlustes der Jahre 1989/ 1990 seine jahrzehntelangen Erfahrungen im Tourismusgeschäft zu nutzen und auszubauen versteht, dort Heltau, das „bis jetzt garantiert nicht touristisch präpariert“ worden ist und an die Stelle der wirtschaftlichen Monokultur des kommunistischen Weberstädtchens Akzente erst finden und setzen muss.



Anselm Roth, ein in München aufgewachsener Enkel von Dr. Hans Otto Roth, führt mit der liebevoll-selbstironischen Verbundenheit des Ortskundigen, aber auch mit dem leicht distanzierten Interesse des Touristen durch die Vergangenheit, vor allem aber durch die Gegenwart dieser beiden Orte. „Um Land und Leute kennen zu lernen und zu verstehen, hilft das Wissen um ihre Geschichte.“ – das ist sein Credo und dieses Wissen vermittelt er nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit Sinn für das Wesentliche, auch mit dem Sinn für das, was ein flüchtiger Besucher zu behalten bereit ist, besser gesagt bereit sein kann.

Nun mag der Leser dieser Zeitung meinen, er sei kein flüchtiger Besucher und kenne sich aus. Da belehren ihn Kapitel wie „Kennen – Energie, Handwerk und Tradition“ ebenso wie „Essen – Nobel oder familiär“ und „Schlafen – Bunte Bettenvielfalt“ eines Besseren. Man ahnt gar nicht, wie vielfältig das Angebot in den beiden Orten sein kann. Anselm Roth versteht es meisterhaft, in knappen Worten die Vorzüge und Nachteile jeder Lokalität beim Namen zu nennen, den Geschmacksnerv ob der beschriebenen Köstlichkeiten ebenso zu reizen wie die „rustikale Keule“ einer Herberge zu schwingen. Die Vielfalt der Museen und Heimatstuben in den beiden Orten (und in Zoodt) überrascht ebenso wie der Hinweis auf die Michelsberger Burg, auf der es inzwischen wieder „recht lebendig geworden: Es gab Gottesdienste, Konzerte und experimentelles Theater, sogar Geisterbeschwörer“.

Wer einen Urlaub in Hermannstadt und Umgebung plant, sollte sich dieses Büchlein zu Gemüte führen: Er wird korrekt informiert und auf den Besuch eingestimmt. Auch darauf, dass noch nicht alles perfekt ist in diesen beiden wunderbaren Ortschaften, dass es irgendwas „(noch) nicht“ gibt. Aber gerade diese mehrmals verwendete Redewendung wird vom Autor optimistisch verfremdet, mit einer der Zukunft vorgreifenden Klammersetzung. Es kann nichts schief gehen, wenn man den „Stadtführer Heltau und Michelsberg“ mit sich führt.

Konrad Gündisch




Anselm Roth: Stadtführer Heltau/Cisnadie und Michelsberg/Cisnadioara (Reihe: transsilvania compact, Band 3). Sibiu/Hermannstadt: hora Verlag 2006, 92 Seiten, zahlreiche Abbildungen, ISBN (13)978-973-8226-48-7, Preis 11,80 Euro, zu bestellen im Siebenbuerger.de-Shop oder direkt beim Verlag, Telefon: (00 40) 269-21 18 39.

Schlagwörter: Rezension, Reise, Rumänien und Siebenbürgen

Bewerten:

1 Bewertung: ++

Noch keine Kommmentare zum Artikel.

Zum Kommentieren loggen Sie sich bitte in dem LogIn-Feld oben ein oder registrieren Sie sich. Die Kommentarfunktion ist nur für registrierte Premiumbenutzer (Verbandsmitglieder) freigeschaltet.