24. September 2006

Unglaubwürdige moralische Instanz

Vehement verteufelt: Das späte Eingeständnis seiner Mitgliedschaft in der Waffen-SS brachte dem deutschen Schriftsteller Günter Grass (78), Träger des Literatur-Nobelpreises, massive Kritik und Kampagnen gegen seine Person ein. Als hintergründige Replik auf die mitunter überzogene Medienberichterstattung versteht sich diese Karikatur aus den „Tagebuch-auf-Zeichnungen“ des Siebenbürgers Gert Fabritius, der "zu den bedeutendsten Holzschnitt-Künstlern im Südwesten Deutschlands gehört" (Kunstkritiker Günter Baumann).
Fabritius kommentiert seine Zeichnung: „Bei Grass habe ich nicht seine Mitgliedschaft als verdammungswürdig betrachtet, weil jeder weiß, wie leicht man die Jugend korrumpieren kann; doch seine moralische Instanz schien mir dadurch unglaubwürdig. Deswegen das Zitat von Brecht: ‚Zuerst kommt das Fressen und dann die Moral.‘“
Seit acht Jahren führt Fabritius, der, 1940 in Bukarest geboren und in Mühlbach aufgewachsen, heute in Ostfildern lebt, zeichnerisch Tagebuch. 1997 wurde ihm der Sonderpreis zum Lovis-Corinth-Preis der Esslinger Künstlergilde verliehen, eine Auszeichnung, die vormals u. a. auch ein Oskar Kokoschka erhalten hat. Große Beachtung fand Gert Fabritius’ im Dezember 2005 veröffentlichtes Buch „Zu Sisyphos Tagebuch auf-Zeichnungen eines Unbefugten (Auswahl 2004), Hatje-Cantz, Ostfildern-Ruit 2005“ (Auflage: 340 Exemplare, davon 80 als Vorzugsausgabe mit zwei beigelegten Eigendruckholzschnitten und einem Eigendruck als Umschlag; Preis: 40 €, Vorzugsausgabe 220 €; Bestellung per: E-Mail).
Karikatur aus den „Tagebuch-auf-Zeichnungen“ des Siebenbürgers Gert Fabritius.
Karikatur aus den „Tagebuch-auf-Zeichnungen“ des Siebenbürgers Gert Fabritius.

Schlagwörter: Schriftsteller, Nationalsozialismus

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