23. Oktober 2006

Deutsch-rumänisches Liebesdrama mit Alexandra Maria Lara

Am 2. November läuft das Liebesdrama "Offset" in den deutschen Kinos an. Die klassische Dreiecksgeschichte spielt in Bukarest, in einer Offsetdruckerei, daher der Filmtitel. Der deutsche Ingenieur Stefan liebt die rumänische Dolmetscherin Brîndușa, Brîndușa liebt aber auch ihren Chef Iorga. Die eigentliche Hauptrolle spielen in dem neuen Film von Regisseur Didi Danquart, neben Alexandra Maria Lara (Brîndușa), Felix Klare (Stefan) und Răzvan Vasilescu (Iorga), einander fremde Mentalitäten.
Abgesehen von der Liebesgeschichte setzt sich der 109-minütige Film nicht zuletzt auch mit „Heimat“ auseinander. Mit filmischen Mitteln wird der Begriff in einem aktuellen Kontext (Rumänien an der Schwelle zum EU-Beitritt) hinterfragt. Für „Offset“ gilt frei nach Gerhard Polt: „Man spricht rumänisch.“ Im Sinne einer höheren Authentizität haben sich die Macher von „Offset“ dazu entschlossen, teilweise die Originalsprache Rumänisch mit deutschen Untertiteln zu benutzen. In deutschen Kinos dürfte dieses nicht alltägliche Spracherleben doch einen eigenen Reiz haben, zumal das deutsche Kinopublikum Alexandra Maria Lara erstmalig in ihrer Muttersprache Rumänisch sprechen hören wird.

Filmszene aus „Offset“: Das innige Vater-Tochter-Verhältnis von Valentin Plătăreanu und Alexandra Maria Lara ist nicht bloß gespielt.
Filmszene aus „Offset“: Das innige Vater-Tochter-Verhältnis von Valentin Plătăreanu und Alexandra Maria Lara ist nicht bloß gespielt.

Die aus Film und Fernsehen („Die Bubi Scholtz Story“, „Der Tunnel“, „Nackt“, „Der Untergang“), darunter verschiedene internationale Produktionen wie „Napoleon“ (als Gräfin Maria Walewska an der Seite von Christian Clavier, Gérard Depardieu und Isabella Rosselini) einem Millionen­publikum bekannte, preisgekrönte Schauspielerin wurde am 12. November 1978 in Bukarest geboren. Mit viereinhalb Jahren kam Alexandra Maria, mit bürgerlichem Namen Plătăreanu, mit ihren Eltern nach Deutschland, machte ihr Abitur am Französischen Gymnasium Berlin und absolvierte anschließend ihre schauspielerische Ausbildung an der Schauspielschule „Theater­werkstatt Charlottenburg“. In „Offset“ spielt Lara nicht nur in ihrer Geburtsstadt, mehr noch, an der Seite von Valentin Plătăreanu, der im Film ihren Vater (Herr Herghelegiu) mimt und de facto ihr leiblicher Vater ist. Valentin Plătăreanu, einst in Rumänien ein gefragter Schauspieler, zudem Vizedirektor des Staatlichen Theaters Bukarest, floh 1983 mit seiner Frau Doina und Tochter Alexandra Maria vor dem Ceaușescu-Regime nach Deutschland. Heute unterrichtet er als Professor für Schauspielkunst an der von ihm 1992 mitbegründeten Schauspielschule Berlin/Charlottenburg.

Für die Hauptdarstellerin Alexandra Maria Lara war es eine besondere Erfahrung, nach vielen Jahren in ihre alte Heimat Rumänien zurückzukehren und dort in der Rolle der Brîndușa einen Film über eine Liebe zwischen den Kulturen zu drehen. Liebe ist ein zerbrechliches Band, schnell zerstörbar durch Missverständnisse, Klischees und Ängste. Wenn Jung auf Alt, West auf Ost trifft, scheinen die Barrieren der Kulturen manchmal unüberwindbar. „Offset“ erzählt eindringlich von drei Menschen und ihren Familien, deren Ideale unterschiedlicher nicht sein könnten. Danquart portraitiert ihre ambivalenten Empfindungen. Der Regisseur sagt über sein „europäisches Melodram“: „Ästhetisch geprägt durch die Vorlage der beiden rumänischen Drehbuchautoren, die beide in Bukarest leben, formuliert ‚Offset‘ visuell nicht filmisches Illusionskino, sondern reale Wirklichkeit durch eine fiktionale Erzählstruktur.“

Der Film (eine Noirfilm Integral Film Unlimited C-Films Produktion in Koproduktion mit ZDF/ARTE, ARTE France Cinéma, SWR Schweizer Fernsehen; deutscher Verleih: 3L Filmverleih), der bereits für den Filmkunstpreis des „Festivals des deutschen Films“ in Ludwigshafen nominiert wurde, hat von der Filmbewertungsstelle Wiesbaden (FWB) das Prädikat „wertvoll“ erhalten. Im FWB-Gutachten heißt es u.a.: „‚Offset‘ ist ein genau inszenierter europäischer Film, der nicht beschönigt und verharmlost. Grundverschiedene Kulturen reiben sich hier aneinander: Deutschland und Rumänien, Westeuropa und Osteuropa, Männer und Frauen, Liebe und Besitz, Freiheit und Tradition. Was bedeutet Heimat, was die Sprache? Wie gelingt eine Verständigung, ohne die Sprache zu beherrschen? Wie können Ost und West zusammenfinden? Der von Didi Danquart sicher und überlegt inszenierte Film macht deutlich, wie schwer es ist, Missverständnisse zu vermeiden zwischen unterschiedlichen Kulturen.“ Ob es ein Happy End gibt, geben kann, wird hier nicht verraten.

Christian Schoger

Schlagwörter: Rezension, Film

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