5. August 2007

12. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival in Hermannstadt

Mit dem Preisträgerkonzert ging am 15. Juli das diesjährige Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival zu Ende. Laut Ioan Bojin, Direktor der Hermannstädter Philharmonie, präsentierte sich das Event als eine der wichtigsten Veranstaltungen des Jahres 2007 in der Europäischen Kulturhauptstadt. Die diesjährige Veranstaltung hob sich nicht nur quantitativ von den vorhergehenden Auflagen ab: 61 Teilnehmer 2007 (im Vergleich zu 33 Teilnehmern 1995) aus neun Ländern Europas und Asiens. Auch qualitativ wurde, so Peter Szaunig, Präsident der internationalen Jury, ein einmalig hohes und homogenes Niveau aller Teilnehmer erreicht. Für die Jury unter dem Vorsitz des aus Hermannstadt stammenden Pianisten, Klavierlehrer und Musikologen Peter Szaunig war es bestimmt nicht einfach, Entscheidungen zu treffen und Preise (im Gesamtwert von 7 000 Euro) zu vergeben. Doch letztendlich sollten sich alle als Gewinner sehen, so der deutsche Konsul Hilmar Münch in seiner Eröffnungsrede, da hier neben harter Arbeit, Selbstbeherrschung und Disziplin auch die Freude am Spiel im Vordergrund stehen sollten.
Sowohl bei der Eröffnung am 9. Juli als auch beim Schlusskonzert der Preisträger am 15. Juli wurde auf die beiden magischen Zahlen 7 (2007) sowie 12 (12. Auflage) verwiesen. Die Zwölf ist wie auch die Sieben eine Zahl der Begegnung von Gott und Mensch. In diesem Fall könnte man sagen, dass es die Begegnung vom Göttlichen im Menschen ist, wenn man die jungen Interpreten im Laufe einer Woche bei „Pflicht“ und „Kür“ zu Gehör bekam.

Von den 61 Kandidaten erhielten 35 einen Preis oder eine lobende Anerkennung. Zehn davon bestritten das Konzert der Preisträger am Sonntagabend. Nach der von Peter Szaunig vorgenommenen Prämierung der jüngsten Teilnehmer der Gruppe A begann der musikalische Abend mit dem Vorspiel des neunjährigen Andrei Mihai Surdu aus Rumänien, der Claude Debussys „Le Petit Nègre“ erstaunlich selbstsicher vortrug. Botac Alexandru Cadmiel (1. Preis, Gruppe A) überzeugte mit einem virtuos gespielten dritten Teil einer Hatschaturian-Sonatine. Die drei Filtsch-Preise gingen an Ana Vucmanovici/Rumänien (1. Gruppe), Cristian Sandrin /Rumänien (2. Gruppe), der in einem eigenwilligen Tempo in weich fließenden Übergängen vom Piano zum Pianissimo dem Steinway-Flügel eine neuartige Filtsch-Interpretation der Mazurka entlockte, und Marc Antoniu Mai-Antal/Rumänien (3. Gruppe), der das Impromptu in Ges-Dur zu „objektiv“ und ohne Persönlichkeit zu Gehör brachte. Die Prämierungen der zweiten Alterstufe nahm Jurymitglied Marcella Crudelli aus Italien vor. Mit südländischer Begeisterungsfähigkeit sprach sie von der wunderbaren Stadt Hermannstadt und dem warmherzigen Publikum. Der erste Preis der Gruppe B ging an Frank Pierre Dupree aus Deutschland (dessen Eltern aus Temeswar stammen), einem außergewöhnlichen Interpreten und schöpferischen Talent, erster Preisträger des „Concorso Pianistico Internationale Roma 2006“. Etwa in Carl Filtschs Alter, faszinierte er in einer technisch fulminanten Interpretation des 1. Mephisto Walzers von F. Liszt. Dupree erhielt auch den 1. Preis für Komposition.
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12. Carl-Filtsch-Wettbewerb-Festival in Hermannstadt: die Preisträger der Gruppen A und B. Foto: Jürgen Schenker
Die Preise der Gruppe C überreichte der Schirmherr dieser Veranstaltung, Bürgermeister Klaus Werner Johannis, persönlich. Er betonte die Bedeutung dieser einmaligen Veranstaltung für Hermannstadt und beglückwünschte die Teilnehmer, aber auch die außergewöhnliche Philharmonie. Erwähnenswert in der Kategorie C die Bulgarin Silviya Georgieva Kyoseva, die mit jugendlichem Elan und femininer Intuition Chopins Barcarolle Opus 10 und die Etude Opus 10 Nr. 1 vortrug. Der Abend endete mit dem erfrischenden Vortrag der 2. Preisträgerin Krisztina Fejes aus Ungarn, die S. Prokofiews Sonate in F-moll Opus 1 Nr. 1 extrem eigenwillig und dynamisch vortrug.

Dank gebührt allen, die durch ihre finanzielle Hilfe eine Fortführung des Festivals möglich gemacht haben, allen voran dem Haus des Deutschen Ostens München, der Siebenbürgisch-Sächsischen Stiftung München, der Heimatgemeinschaft der Deutschen aus Hermannstadt, der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, dem Demokratischen Forum der Deutschen in Rumänien sowie dem deutschen Generalkonsulat in Hermannstadt. Walter Krafft, einer der Hauptinitiatoren des Wettbewerb-Festivals, dankte dem Rumänischen Theologischen Institut in Hermannstadt, das den Teilnehmern kostenlose Unterkunft gewährte.

Nicht unerwähnt bleiben sollte die Entdeckung zweier verschollen gewähnter Kompositionen Carl Filtschs durch den amerikanischen Musikwissenschaftler Ferdinand Gajewski. Es handelt sich um das „Klavierstück“ für Klavier und Orchester sowie eine „Ouvertüre“ für großes Orchester, die beide beim nächstjährigen Filtsch-Wettbewerb zu hören sein werden. Im Übrigen wurde die Tradition hochkarätiger, ergänzender Abendveranstaltungen während der Filtsch-Woche auch in diesem Jahr fortgesetzt. U. a. bestritten Cristina Bojin/Flöte und Csiky Boldizsar/Klavier einen Abend mit Werken von Philippe Gaubert, Robert Schumann und Sergej Prokofiev. Zum Schluss ein Wort des Bedauerns: Die öffentlich veranstalteten Wertungsspiele der jungen Künstler waren kaum besucht. Eine traurige Tatsache, die weder im Sinne der Teilnehmer noch der Jury ist. Die ganze Bandbreite pianistischer Literatur kam zu Gehör und hätte die jungen Künstler stimuliert und zusätzlich motiviert. Sicher könnte dieses Manko durch mehr Resonanz in der Presse und seitens der Hermannstädter Musiklehrer wettgemacht werden. Ein beeindruckendes internationales Ereignis, das die Hermannstädter und die Musikwelt nicht mehr missen möchten ist zu Ende gegangen. Unter dem Applaus des Publikums wird einer neuen Auflage, der 13. (auch eine magische Zahl) entgegengesehen.

Dagmar Dusil

Schlagwörter: Filtsch, Kulturhauptstadt, Hermannstadt

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