4. Oktober 2007

Tagung in Bad Kissingen: "Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit"

Die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ lädt an deutscher und ostmitteleuropäischer Zeitgeschichte interessierte Personen vom 4. bis zum 9. November 2007 zu der Ta­gung „Über den Umgang mit der kommunistischen Vergangenheit“ nach Bad Kissingen ein. Es konnten prominente Referenten und Autoren gewonnen werden: Freya Klier, Eginald Schlatt­ner, Georg Herbstritt u.a. Die Einladung des Veranstalters wird im Folgenden wiedergegeben.
Fast zwei Jahrzehnte nach den weitgehend friedlichen Revolutionen in Ostmitteleuropa, die zur Wiedervereinigung Deutschlands und des europäischen Kontinents nach einem halben Jahrhundert Krieg und Kaltem Krieg, aber auch zur beinahe vollständigen Abwande­rung der Deutschen aus Ostmitteleuropa ge­führt haben, breitet sich mancherorts N-Ostalgie und Verklä­rung über das Wesen des Kommunismus aus. Dieser Tendenz muss mit Aufklärung und politischer Bildung begegnet werden. Auf der Tagung in Bad Kissingen sollen Oppositionelle und Ge­fängnisopfer kommunistischer Gewaltherr­schaft, Journalisten, Lehrer und Pfarrer, Mitar­beiter von Behörden zur Dokumentation und Aufarbeitung dieser Zeit­epoche sowie von Wis­senschaftseinrichtungen zu Wort kommen und uns diese Zeit mit ihren Schrecknissen und Arrangements, Lügen und Kompromissen etc. vergegenwärtigen und verständlich machen. Den mancherorts anzutreffenden Verniedlichungs­tendenzen des Kommu­nis­mus in der Öffentlich­keit soll entgegengewirkt werden. Neben der deutschen Vergangenheitsbewältigung als Schwerpunkt werden vergleichend Probleme und Diskurse in den östlichen Nachbarstaaten berücksichtigt. Wie kaum eine andere Gruppe stellen sich auch die Rumäniendeutschen einer ehrlichen und vorbehaltlosen Aufarbeitung ihrer jüngsten Ge­schichte.

Als Referenten und Autoren konnten gewonnen werden: Pfarrer Eginald Schlattner, Roth­berg, Siebenbürgen, mit einer Lesung aus dem Roman Rote Handschuhe, in dem er seine Ver­haftung, Verurteilung, Zermürbung und seinen „Verrat“ in der Isolationshaft als Student Ende der 1950er Jahre beschreibt; Freya Klier, Berlin, DDR-Bürgerrechtlerin, Buch- und Filmautorin, mit dem Vortrag Am Vorabend eines 9. Novem­ber sowie dem Dokumentarfilm Verschleppt bis ans Ende der Welt – Deutsche im Gulag; Dr. Thomas Ahbe, Leipzig, Generationenmodelle in der DDR und Die neuen Bun­desbürger und ihr Rückblick auf die DDR; Dr. Heinz Gstrein, Erlen­bach, Schweiz, weiland Korrespondent der Neu­en Zürcher Zeitung in Moskau, Von der Wende zur Kehrtwende – nationalkommunistisches Wiedererstarken im ehemaligen Ostblock; PD Dr. Winfrid Halder, Direktor des Gerhart-Haupt­mann-Hauses, Düssel­dorf, Anziehung und Abstoßung – Eu­ropäische Intellektuelle und der Kommunismus 1917-1953; Hans Fink, Gießen, ehemaliger Redakteur des Neuen Wegs, Buka­rest, Kompromisse und Kompromittierungen – In­nenansichten eines „Kulturschaffenden“; Georg Herbstritt, Berlin, Mitarbeiter bei der Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR, Aus der Perspektive der Stasi-Unterlagen-Behör­de: Aufarbeitung in Deutschland und Bezüge zu Rumänien; Stadtpfarrer Mathias Pelger, Augs­burg, Die Evangelische Kirche A.B. und die Se­curitate; Gudrun und Hannes Schuster, Har­deg­sen, vormals Deutschlehrerin in Kronstadt bzw. Redakteur der Karpatenrundschau sowie Chef­redakteur der Siebenbürgischen Zeitung in Mün­chen, Vergangenheitsbewäl­tigung in den Werken rumäniendeutscher Au­toren, sowie Dr. Andrej Kaluza, Deutsches Polen-Institut, Darmstadt, Die politischen Auswirkungen der Lustrations-Debatte in Polen.

Die Kosten für die Teilnahme an dem fünftägigen Seminar betragen 150 Euro und beinhalten Unterkunft und Verpflegung. Zusätzlich fallen eine Kurtaxe in Höhe von 8,50 Euro und gegebenenfalls 20 Euro Einzelzimmerzuschlag für den gesamten Zeitraum an. Auf Anfor­derung erhalten Sie ein detailliertes Programm der Seminarwoche. Anmeldungen und Anfra­gen sind bis zum 26. Oktober zu richten an Gustav Binder, „Der Heiligenhof“, Alte Euer­dorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefon: (09 71) 71 47 14, Fax: (09 71) 71 47 47, E-Mail: studienleiter [ät] heiligenhof.de.

Schlagwörter: Vergangenheitsbewältigung, Kommunismus

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  • 04.10.2007, 11:06 Uhr von gemeser: "Wie kaum eine andere Gruppe stellen sich auch die Rumäniendeutschen einer ehrlichen und ... [weiter]

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