2. Februar 2008

Musikwissenschaftliches Symposium in Buchform dokumentiert

Der in Buchform veröffentlichte Symposiumsbericht eröffnet dem Leser bedeutsame Aspekte südosteuropäischer Musikkultur und Einblicke in die Interaktion ethnischer Vielfalt dieser Land­schaft. Das bereits im Jahre 2003 durch das Institut für deutsche Musik im östlichen Europa (Bergisch Gladbach) in Hermannstadt organisierte Symposium ist Geschichte: Es war die letzte große Aktion dieser Institution vor ihrer Auflösung.
Heute gibt es in Deutschland keine musikwis­senschaftliche Einrichtung mehr, die sich mit der Musikkultur der Deutschen aus dem südosteuropäischen Raum beschäftigt. Um so erfreulicher ist es, dass sich die Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V. und der Münchner Verlag EDITION MUSIK SÜDOST dieser hochinteressanten europäischen Kulturforschung und Kulturpflege angenommen hat.

Das Inhaltsverzeichnis dieses Konferenzbe­richtes umfasst 16 Vorträge. Die aus Deutsch­land, Kroatien, Österreich, Rumänien, Serbien, Slowenien und Ungarn stammenden Referenten berichten über aktuelle Erkenntnisse sowohl aus musikhistorischer als auch rezeptiver Perspek­tive. Probleme der musikkulturellen Wechselbe­ziehungen im südöstlichen Europa, einer Re­gion, deren Musikkultur durch das Mit-, Neben- und Gegeneinander multikulturell geprägt wurde und wird, sind Schwerpunkte dieser Abhandlung. Die Einflüsse deutscher Musik (Siebenbürgen, Banat, Batschka, Syrmien, Gottschee, Zips, Sathmar, Hauerland, Ofener Bergland, Schwäbische Türkei) werden im Kontext gebührend berücksichtigt. Das geschichtsträchtige Hermannstadt bildet die historische Kulisse für die in dieser Publikation behandelten Themen.

Musikerpersönlichkeiten wie Béla Bartók, Johann Leopold Bella, Ana Voileanu Nicoara, Anton Schoendlinger, Wilhelm Georg Berger und Hans Peter Türk werden von Klaus-Peter Koch (Bergisch Gladbach/Bonn), Monica Vlaicu (Her­mannstadt), Ninuca Pop (Klausenburg), Richard Witsch (Engelskirchen/Bonn), Octavian Lazar Cosma (Bukarest) und Elena Șorban (Klausen­burg) einerseits reflexiv und andererseits im thematischen Zusammenhang betrachtet.

Franz Metz (München), Primo Kuret (Ljub­ljana/Laibach), Horst Gehann (Kludenbach, †), Hartmut Krones (Wien) und Alexander Schwab (Köln/Bonn) beleuchten vorwiegend musikgeschichtliche Aspekte und musikalische Wechsel­wirkungen, während Nice Fracile (Novi Sad/ Neusatz), Alexandru Guțoiu (Hermannstadt), Snjeana Miklaušić-Ćeran (Zagreb), Lucian Schi­wietz (Bonn) und Pál Enyedi (Budapest) Brauch­tum in der Wojwodina, aktuelle Bach-Rezeption in Rumänien, Phänomene und Funk­tionen nach 1945 und Aspekte der Orgelroman­tik in Fünf­kirchen/Pécs detailliert untersuchen.

Im Nachruf auf den Komponisten, Dirigenten, Organisten und Verleger Horst Gehann würdigen Johannes Killyen und Karl Teutsch den „Schöp­fer eines vielgestaltigen und reichhaltigen Wer­kes … einer der letzten vielseitig begabten und universal agierenden Musiker“, der am 21. Juni 2007 in Kludenbach starb. Die Widmung der Publikation „In Memoriam Horst Gehann“ ist mit dem Inhalt des Buches insoweit kongruent, als Horst Gehann während seines Wirkens im­mer wieder „eine Synthese zwischen heutigen und historischen Prinzipien in Struktur und Form“ anstrebte. Diese Intention verfolgten auch die Vortragenden, jede(r) auf seine Art. Diese Publikation ist im Münchner Verlag EDITION MUSIK SÜDOST (www.edition-musik-suedost.de) erschienen und wurde von der Gesellschaft für deutsche Musikkultur im südöstlichen Europa e.V. und dem Haus des Deutschen Ostens, Mün­chen, gefördert.

Dr. Richard Witsch

Klaus-Peter Koch, Franz Metz (Herausgeber): „Musikkultur und ethnische Vielfalt im Südosteuropa des 19. und 20. Jahrhunderts – Ein­flüsse deutscher Musik. Bericht über das inter­nationale musikwissenschaftliche Symposium Sibiu/Her­mann­­stadt, 6.-9. Sep­tember 2003“, Edi­tion Musik Süd­ost, Mün­chen 2007, Süd­ost­eu­ropäi­sche Mu­sik­hef­te, Band 8, 173 Sei­ten, ISBN 978-3-939041 11-5, Preis: 10 Euro.

Schlagwörter: Rezension, Musikgeschichte, Tagung

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