13. Mai 2008
Claus Stephani in München: Blumenkind und Prikulitsch
Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Gesellschaft, Berlin, einen Hermannstädter Leseabend mit Claus Stephani in der Stadtbibliothek München-Pasing veranstaltet. Am 10. April war der siebenbürgische Schriftsteller und Ethnologe wieder Gast der Stadtbibliothek. Diesmal hatte die verdienstvolle Bibliotheksleiterin Petra Winnerlein eingeladen, die auch den Autor vorstellte und die zahlreich erschienenen Literaturfreunde begrüßte.
Nach einleitenden Worten zur Thematik seiner Prosa las Claus Stephani Fragmente aus seinem in Vorbereitung befindlichen Roman „Blumenkind. Von einer ungewöhnlichen Liebe“ sowie drei neue, noch unveröffentlichte poetisch-satirische Kurzgeschichten.
Der Roman, der auf wahre Begebenheiten zurückgeht, wie der Autor sagte, schildert das ungewöhnliche Schicksal der Jüdin Beila Altmann, geborene Wagner, die als junge Witwe seit ihrem 19. Lebensjahr ständig auf der Flucht ist. Ihr Weg führt sie aus einem kleinen Dorf am Fuße des Vrancea-Gebirges in die multiethnischen Landschaften der Moldau und Bukowina, nach Nordsiebenbürgen und schließlich in die Maramuresch.
Es sind alte Kulturräume, die Jahrhunderte hindurch geprägt wurden von seltsamen Mythen und archaischem Aberglauben. In der epischen Gestaltung des Autors aber wird Vergangenes wieder lebendig, und die Ereignisse rollen wie in einem farbigen Film vor dem Auge des Lesers ab. So werden z.B. auch Erlebnisberichte vom Prikulitsch, einer Werwolfgestalt aus der rumänischen und sächsischen Volkserzählung, und von der „Pădureanca“, der sagenhaften Schicksalsgöttin der Ostkarpaten, in die Handlung eingebaut. Dabei beeindruckt immer wieder auch die Tatsache, dass die Menschen der verschiedenen Ethnien – Rumänen, Sachsen, Juden, Zipser, Ruthenen, Zigeuner u.a. – hier einst in relativer Harmonie miteinander lebten – so lang bis das Gespenst des Nationalsozialismus sich eines Tages auch dieser Gegenden bemächtigte.
Wunderbare Naturschilderungen in poetisch unverbrauchter Sprache zogen die Zuhörer ebenso in ihren Bann wie der Verlauf der Handlung selbst, und man darf gespannt sein, wie sich Beilas tragischer Lebensweg weiter gestalten wird. Denn sie bekommt aus einer Liebesaffäre mit einem Bukowiner Schwaben ein „Blumenkind“, eine Tochter, die den Namen Maria erhält. Daher auch der Titel des Romans. Dazu Stephani: „Ein Blumenkind ist ein Liebeskind. Und ein Liebeskind ist ein Kind, das aus einer Liebesbeziehung geboren wird. Die Rumänen nennen ein solches Kind ‚copil din flori’, eben Blumenkind. Diese poetische Bezeichnung rührt wohl daher, heißt es, dass solche Kinder oft im Sommer auf einer Wiese mit Blumen gezeugt werden. Ob das nun richtig ist, darüber gehen die Meinungen selbstverständlich auseinander...“.
Im Anschluss an die gelungene Lesung – bei Rotwein und anderen Getränken seitens der gastfreundlichen Veranstalter – war noch genügend Zeit zu einem Gespräch mit dem Autor, der dem literarisch interessierten Publikum wieder einmal, wie auch bei anderen Begegnungen, reiche und auch nachdenkliche Stunden bereitet hat.
Der Roman, der auf wahre Begebenheiten zurückgeht, wie der Autor sagte, schildert das ungewöhnliche Schicksal der Jüdin Beila Altmann, geborene Wagner, die als junge Witwe seit ihrem 19. Lebensjahr ständig auf der Flucht ist. Ihr Weg führt sie aus einem kleinen Dorf am Fuße des Vrancea-Gebirges in die multiethnischen Landschaften der Moldau und Bukowina, nach Nordsiebenbürgen und schließlich in die Maramuresch.
Es sind alte Kulturräume, die Jahrhunderte hindurch geprägt wurden von seltsamen Mythen und archaischem Aberglauben. In der epischen Gestaltung des Autors aber wird Vergangenes wieder lebendig, und die Ereignisse rollen wie in einem farbigen Film vor dem Auge des Lesers ab. So werden z.B. auch Erlebnisberichte vom Prikulitsch, einer Werwolfgestalt aus der rumänischen und sächsischen Volkserzählung, und von der „Pădureanca“, der sagenhaften Schicksalsgöttin der Ostkarpaten, in die Handlung eingebaut. Dabei beeindruckt immer wieder auch die Tatsache, dass die Menschen der verschiedenen Ethnien – Rumänen, Sachsen, Juden, Zipser, Ruthenen, Zigeuner u.a. – hier einst in relativer Harmonie miteinander lebten – so lang bis das Gespenst des Nationalsozialismus sich eines Tages auch dieser Gegenden bemächtigte.
Wunderbare Naturschilderungen in poetisch unverbrauchter Sprache zogen die Zuhörer ebenso in ihren Bann wie der Verlauf der Handlung selbst, und man darf gespannt sein, wie sich Beilas tragischer Lebensweg weiter gestalten wird. Denn sie bekommt aus einer Liebesaffäre mit einem Bukowiner Schwaben ein „Blumenkind“, eine Tochter, die den Namen Maria erhält. Daher auch der Titel des Romans. Dazu Stephani: „Ein Blumenkind ist ein Liebeskind. Und ein Liebeskind ist ein Kind, das aus einer Liebesbeziehung geboren wird. Die Rumänen nennen ein solches Kind ‚copil din flori’, eben Blumenkind. Diese poetische Bezeichnung rührt wohl daher, heißt es, dass solche Kinder oft im Sommer auf einer Wiese mit Blumen gezeugt werden. Ob das nun richtig ist, darüber gehen die Meinungen selbstverständlich auseinander...“.
Im Anschluss an die gelungene Lesung – bei Rotwein und anderen Getränken seitens der gastfreundlichen Veranstalter – war noch genügend Zeit zu einem Gespräch mit dem Autor, der dem literarisch interessierten Publikum wieder einmal, wie auch bei anderen Begegnungen, reiche und auch nachdenkliche Stunden bereitet hat.
Monika Kafka
Schlagwörter: Lesung, München, Roman
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- 16.05.2008, 14:46 Uhr von Anchen: Hallo saedtler, mich würde wirklich interessieren, wen du als "unabhängigen" Deutsch publizierenden ... [weiter]
- 15.05.2008, 13:49 Uhr von Saedtler: In meinem Kommentar habe ich gleich eingangs darauf hingewiesen, dass ich mich bereits ähnlich hier ... [weiter]
- 14.05.2008, 19:19 Uhr von Saedtler: Lesen scheint einigen recht schwer zu fallen ... [weiter]
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