24. November 2008

Arzt und Forscher Walter Roth in Hermannstadt ausgezeichnet

Es gibt wenige Siebenbürger Sachsen, die vorher in Rumänien und besonders nach ihrer Aussiedlung in Deutschland eine so vielseitige Tätigkeit entfaltet haben wie der in Neubeuern bei Rosenheim lebende Arzt, Wissenschaftler, Forscher, Buchautor, Maler, Zeichner und Kunstsammler Dr. Dr. med. Walter Roth. Vor kurzem wurde er für seine herausragenden wissenschaftlichen Leistungen anlässlich einer internationalen Fachtagung in Hermannstadt von der Rumänischen Gesellschaft für Dermatologie ausgezeichnet.
Es waren, so Pressemeldungen, über tausend Teilnehmer, die sich in Hermannstadt eingefunden hatten, darunter auch geladene Gäste und wissenschaftliche Fachreferenten aus Deutschland, Österreich, Frankreich, Finnland, Norwegen, Ungarn, Slowenien, Griechenland, Bulgarien und der Republik Moldau. Unter ihnen gab es jedoch nur drei Wissenschaftler, die während dieser Tagung im Rahmen einer besonderen Festlichkeit als Ehrengäste begrüßt und vom Vorsitzenden, Prof. Dr. Virgil Feier, als Ehrenmitglieder in die Rumänische Gesellschaft für Dermatologie (SRD) aufgenommen wurden: Dr. Dr. med. Walter Roth (Neubeuern), Prof. Dr. Eckart Hanecke (Freiburg) und Dr. Mircea Bârsan (Bukarest). Walter Roth ist somit der erste Siebenbürger Sachse, dem die Ehrenurkunde dieser traditionsreichen, seit 1928 bestehenden Gesellschaft „für seinen wertvollen und kontinuierlichen Beitrag zur Entwicklung von Wissenschaft und Erziehung in Dermatologie und Venerologie“, wie es in der Urkunde heißt, verliehen wurde.
Walter Roth wurde als Ehrenmitglied in die ...
Walter Roth wurde als Ehrenmitglied in die Rumänische Gesellschaft für Dermatologie (SRD) aufgenommen.
Nach dem Medizinstudium in Temeswar (1951-1957) und nach dem obligatorischen „Landdienst“ in einem lipowanischen Fischerdorf im Donaudelta wurde er Facharzt für Balneologie und Physikalische Therapie in Hermannstadt und Salzburg (Ocna Sibiului). Nach seiner Aussiedlung erwarb er 1968 an der Hohen Medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität, Erlangen-Nürnberg, mit einer Dissertation zum Thema „Tinea pedis und periphere Durchblutungsstörungen“ seinen zweiten Doktortitel. Zwei Jahre später eröffnete Dr. Dr. med. Walter Roth seine eigene Praxis in Rosenheim.

Bereits als leitender Oberarzt an der Dermatologischen Klinik Nürnberg und danach als wissenschaftlicher Assistent und Habilitant an der Universität des Saarlandes, Homburg, hatte er über 20 wissenschaftliche Arbeiten publiziert – inzwischen sind es bereits über 50 Titel geworden –, darunter seine maßgeblichen Erkenntnisse über „Die topische Therapie mit Metronidazol“, die ihn in internationalen Fachkreisen bekannt machten. Walter Roth war weltweit der erste Arzt, der Metronidazol bei der perioralen rosaceaartigen Dermatitis anwandte und seine Erkenntnisse in der Fachzeitschrift „Der deutsche Dermatologe“ veröffentlicht hat. Zwei amerikanische Ärzte haben anscheinend bald danach seine somit bekannt gegebenen Forschungsergebnisse übernommen und selbst angewandt – eine Tatsache, die Walter Roth verärgert hat, auch wenn ihm inzwischen – zuletzt von Prof. Dr. H. Schöfer am Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität, Frankfurt/M. – eindeutig bescheinigt wurde, dass er weltweit der Erstbeschreiber dieser Therapieform ist.

Über die ersten Jahre und seine Erlebnisse als junger Facharzt erzählt er lebendig und eindrucksvoll im Memoirenband „Gesang der Fischer. Als Arzt im Donaudelta“, der 2004 im Hermannstädter Hora Verlag erschienen ist und sich einer zahlreichen Leserschaft erfreut. Auf dem Umschlag des Bandes ist ein Ölbild zu sehen, das damals in jenem Fischerdorf am Schwarzen Meer entstanden ist, wo Walter Roth seinen Weg als Arzt, Wissenschaftler und Künstler begann, der ihn schließlich zurück nach Hermannstadt, dann aber bald nach Homburg, Nürnberg und Rosenheim führte.

Die Thematik der wissenschaftlichen Arbeiten, die während der Tagung in rumänischer oder englischer Sprache präsentiert wurden, war weitgespannt. Sie umfasste in den verschiedenen Sektionen, Kolloquien und Diskussionskreisen Bereiche wie Präkanzerosen der Haut, Arten von Schuppenflechten, Formen der Venenerkrankungen und neueste Therapiemethoden in Dermatologie und Kosmetik. Dr. Dr. med. Walter Roth sprach in seinem Referat, das er in rumänischer Sprache hielt, über „Hauterscheinungen, dargestellt auf Ölgemälden alter Meister in verschiedenen Museen Europas“ und machte damit noch einmal auf eine seiner sensationellen Entdeckungen aufmerksam.

„Als Ehrengast hatte ich das besondere Privileg, zu Rundfahrten eingeladen zu werden, die meine beiden Kollegen und mich durch die vertrauten Gassen von Alt-Hermannstadt führten sowie nach Michelsberg, Heltau, Salzburg und sogar auf die Hohe Rinne... Es war ein nostalgisches Wiedersehen mit den Orten der Kindheit und Jugend, die sich jedoch im letzten Jahrzehnt sehr verändert haben. Manchmal auch auf eine wenig erfreuliche und schmerzliche Art und Weise, wie ich leider feststellen musste, als ich die vielen Neubauten sah, die nun auf den einst stillen Wiesen am Weg zur Hohen Rinne stehen. Doch die traditionelle rumänische Gastfreundschaft und die individuelle Betreuung der Ehrengäste durch die Veranstalter“, so Walter Roth in einem Gespräch, „waren einmalig. Ein Auto mit Fahrer stand mir die ganze Zeit über zur Verfügung. Beeindruckend war auch das hohe wissenschaftliche Niveau dieser bedeutenden internationalen Tagung.“

Claus Stephani

Schlagwörter: Arzt, Hermannstadt

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