27. Dezember 2008

Mediascher Kammerchor bereichert das Kulturleben seit 30 Jahren

Im Oktober des Jahres 1978, also vor genau 30 Jahren, wurde in Mediasch ein Chor ins Leben ge­rufen, den die Weinländer schon lange sehr vermisst hatten. Es gab zwar einen Schülerchor unter Prof. Irtel, auch einen Kirchenchor, aber eine Singgemeinschaft, die sowohl klassische Chöre als auch gesellige Lieder im Repertoire hat, existierte nicht mehr.
Der junge, temperamentvolle Musikprofessor Johann Leber, der 1977 am Stephan-Ludwig-Roth-Gymnasium eingestellt wurde, gründete ursprünglich mit seinen Lehrerkollegen einen Chor. Das positive Echo über diesen kompetenten Musiker, der in seiner mitreißenden, aber auch geselligen Art seine Sänger begeisterte, zog immer mehr Musik liebende und sangesfreudige Menschen zu dieser Chorgemeinschaft an. Die Sängerinnen und Sänger kamen aus allen Berufssparten und waren unterschiedlichen Alters. Ein Pate für den Chor war auch rasch gefunden: das Haus der Gewerk­schaften, dem ein Chor der mitwohnenden Minderheiten ins Konzept passte.
Konzert des Mediascher Kammerchors unter Johann ...
Konzert des Mediascher Kammerchors unter Johann Leber 1985 in der Tartlauer Kirchenburg.
Hans Leber verstand es wunderbar, seine Sän­gerschar zu motivieren und dabei nicht zu überfordern, andererseits aber ließ er nicht locker, bis nicht jede Stimme rein und mit deutlicher Aussprache erklang. Auf die wöchentlichen Chorproben freuten sich die Choristen, denn die Atmosphäre unter den Sängern war eine ausgesprochen lockere und freundschaftliche. Unser Dirigent trachtete sehr danach, das Repertoire immer mehr zu erweitern und an­spruchsvollere Stücke einzustudieren; schließlich sollten ja unsere musikalischen Darbietungen ein Gewinn für das kulturelle Leben in Mediasch und seiner Umgebung sein. Schon nach sieben Monaten wagte sich unser Chorleiter zu ersten Konzert­ausfahrten auf die umliegenden Dörfer. Um für jeden Geschmack der Gastgeber etwas zu bieten, gab es Einlagen einer Volkstanzgruppe (Mit­glieder der Chorgemeinschaft unter Leitung von Johanna Bachner), einer Mundharmonikaforma­tion und der Bläserformation unter der Leitung von Musiklehrer Hans Stirner. Zur Erheiterung des Publikums gab Günter Zeck Anekdoten zum Besten und Reinhold Schneider sorgte für humorvolle Ansagen. Im Anschluss an jede dieser Ausfahrten folgte dann noch ein gemütliches Beisammensein mit den Gastgebern, wo ein guter Tropfen und Naschereien nie fehlten.

Am 14. Dezember 1979 trat der Kammerchor zum ersten Mal vor das Mediascher Publikum. Dieses Konzert war ein sehr erfreulicher Erfolg. Auch die anspruchsvollsten Zuhörer waren voll des Lobes. Da der Kammerchor zum Haus der Gewerkschaften gehörte, musste er auch „Pflichtübungen“ wahrnehmen. Eine solche war die Teilnahme am Landeswettbewerb „Cîntarea României“, in dessen Rahmen der Chor bei der Kreisphase und Landesphase sogar Preise er­rang. Bemerkenswert war auch die Zusammen­arbeit mit dem Kronstädter „Paul Richter Chor“ unter der Leitung von Prof. Kurt Philippi, die am 16. Mai 1981 zu einem gemeinsamen Kon­zert im Kronstädter Munizipalkulturhaus führte. Die Gegenveranstaltung erfol­gte am 6. Juni desselben Jahres in Me­diasch, zu der auch der Studentenchor aus Klausenburg unter der Lei­tung von Simon Acker eingeladen wurde. Am 13. November 1982 erfüllte sich unser aus dem Banat stammende Dirigent den lang gehegten Wunsch, mit seinem Me­diascher Kammerchor im Studiosaal des Temeschwarer Musiklyzeums aufzutreten. Die Darbietung wurde vom Publi­kum mit Begeisterung aufgenommen. Wie bei vielen Konzerten moderierte Sigrun Kelp mit viel Feingefühl und Kenntnis. 1983, anlässlich des fünfjährigen Bestehens des Kammerchors, fand in Mediasch ein Jubiläumskonzert statt. Der Vorstand unserer Singgemeinschaft, Horst Henning-Schlosser, dankte im Namen aller Cho­risten unserem Dirigenten, der stets mit vollem Einsatz für seinen Chor da war.

In den folgenden Jahren reifte immer mehr der Gedanke, ein größeres Werk einzustudieren. Die Wahl fiel auf Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“. Im Juni 1986 wurde dieses wunderschöne Werk aufgeführt und es war sicher die Höchstleistung unseres Chors. Die deutschsprachige Presse berichtete von „einem Auftritt mit Niveau“ oder von einer „bestandenen Reife­prüfung“. Die Ausfahrt nach Almen war für „unseren Leber“ sozusagen der Abschied von seinem Chor, da er sich mit seiner Fa­milie zum Auswandern entschlossen hatte. Die­se Tatsache war für uns Choristen sehr schmerz­lich, doch sorgte unser scheidende Dirigent Gott sei Dank für einen würdigen Nachfolger: Es war der sehr tüchtige und auch sympathische Musiklehrer Lászlo Iszlay. Die erste Aufführung unter der Leitung des neuen Dirigenten fand im April 1988 mit Chorwerken von Joseph Haydn statt. Das Konzert kam beim Publikum sehr gut an und wurde auch in der deutschsprachigen Presse gewürdigt. Anlässlich des zehnjährigen Beste­hens des Kammerchors fand im November 1988 ein Jubiläumskonzert statt, das einen Quer­schnitt durch das reichhaltige Repertoire dieser Singgemeinschaft bot.

Von dem politischen Umbruch in Rumänien 1989/90 blieb unsere Chorgemeinschaft natürlich nicht verschont. Der neue Vorstand, Fritz Göckler, musste bei der traditionellen Faschings­unterhaltung am 3. März 1990 im Kulturhaus der Gewerkschaften mit Bedauern feststellen, dass dies wohl die letzte Zusammenkunft in diesem Rahmen sein würde. Das Gefühl der Zusam­mengehörigkeit der Chormitglieder und die Energie unseres Dirigenten Hans Leber waren jedoch so groß, dass er schon im September des Jahres 1989 zu einem Treffen in den Odenwald (wo er inzwischen ansässig geworden war), nach Kolmbach/Lindenfels, eingeladen hat. Die Wie­dersehensfreude war groß. Im September 1990 organisierte unser unermüdlicher Hans das zweite Treffen, wieder in Kolmbach. Von da an fanden unsere Chortreffen fast regelmäßig in einem Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Dabei werden immer alte Lieder gesungen und ein paar neue einstudiert. Traditionsgemäß kommt jedoch auch das ge­mütliche Beisammensein nicht zu kurz. Das Treffen im Jahr 2002 stand vorwiegend im Zeichen der CD-Aufnahme durch das High-First-Tonstudio: eine gelungene Präsenta­tion eines Teils unseres Chor-Repertoires.

Bei den letzten drei Großen Mediascher Tref­fen in Kufstein ist unser Kammerchor jeweils in der Festveranstaltung am Samstagvormittag aufgetreten. Im September dieses Jahres trafen wir uns in Wahlen, im Odenwald, zu dem 30-jährigen Jubiläumsfest unseres Kammerchores. Wieder erlebten wir ein frohes, geselliges Bei­sammensein mit 45 Weinländern, von denen 26 Chormitglieder waren. Zu diesem besonderen Anlass hatte Fritz Göckler nach den akribisch zusammengetragenen Unterlagen von Horst und Liane Henning-Schlosser eine Chronik des Cho­res verfasst, wovon jeder Sänger ein Exemplar erhielt. An unseren lieben, unermüdlichen Diri­genten richtete Horst Henning-Schlosser herzliche Dankesworte und überreichte ihm einen Bildband mit siebenbürgischen Kirchenburgen, und seiner lieben Frau Leni eine schöne Orchi­dee.

Ingeborg Göckler

Schlagwörter: Mediasch, Chor

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