7. Januar 2009

Großfamilie feiert 90. von „Lenchen“ Acker

Neunzig ist sie geworden, Helene Acker, die vielen Hermannstädtern als beliebte Kindergärtnerin, als ihre immer fröhliche und begeisternde „Lenchentante“ in unvergesslicher Erinnerung geblieben ist.
Ihr Geburtstag wurde zum Anlass genommen, mit der Großfamilie – wie in früheren Zeiten – zu feiern. Rund 120 Personen waren gekommen, aus ganz Deutschland, aus Österreich, Frankreich und Luxemburg, aus Kanada und freilich auch aus der alten Heimat Siebenbürgen, allesamt Mitglieder der Familien Reich - Galter – Georg und Acker und wie sie alle heißen mögen. Als Nachkommen des Carl Reich, des bekannten sächsichen Liederdichters hielten sie hier in der Jugendherberge ihre „Reichstage zu Heidelberg“ ab, drei Tage herzlicher Begegnung voll gefüllt mit Musik und künstlerischem Programm.
Aufführung der Neuen Kaffee-Kantate. Die 90 ...
Aufführung der Neuen Kaffee-Kantate. Die 90-jährige Helene Acker nimmt die Gratulation von Chor und Orchester entgegen.
Im Mittelpunkt stand die Jubilarin, die – am 1. Oktober 1918 in Kerz geboren – mit ihren 90 Jahren geistig und körperlich noch äußerst rüstig wirkt. Ein großer Familienchor und das Familienorchester waren angetreten, um „Lenchen“ Acker als Stamm-Mutter eines riesigen Familienclans zu ehren. Enkel und Urenkel musizierten Selbstkomponiertes. Der Familienchor sang aus den Liedern des Stammvaters Reich („Angderm Līrber såß ech īst“, „Wat schengst ta si gäldän?“ u.a.).

Bachs „Kaffee-Kantate“ bildete den Einstieg zu einer eigens von Sohn Heinz Acker komponierten neuen Kaffee-Kantate für das Geburtstagskind, die Bachs Ausgangssituation auf den Kopf stellt. Denn „Lenchen“ ist – anders als Bachs Lieschen – dem Kaffeegenuss und sämtlichen Lastern nicht zugetan, womit sie – in einer Arie – ihr hohes und gesundes Alter begründet.

Aber sicher war es nicht nur ihr begnügsames Leben, das dieses biblische Alter erklärt. Es war auch ihr fröhliches Gemüt und ihre tiefe Gläubigkeit, die ihr die Kraft gaben, ihr oft nicht leichtes Schicksal zu meistern: die Zwangsdeportation nach Russland, den Tod des Mannes an der russischen Front, die Aufgaben als alleinerziehende Mutter zweier Söhne in schwierigen Nachkriegszeiten. Ungebrochen aber waren ihr Optimismus und ihre Lebensfreude, die sie auch als Kindergärtnerin, als die allseits beliebte „Lenchentante“ an unzählige Hermannstädter Kindergenerationen weitergeben konnte. Viele Jahrgänge angehender Kindergärtnerinnen der Pädagogischen Schule in Hermannstadt haben wertvolle Berufserfahrungen in ihren pädagogischen Praktika bei Helene Acker sammeln können. Ihre „Sammlung von Versen, Liedern und Spielen für den Kindergarten“ (Bukarest 1971) wurde zum geschätzten Standardwerk siebenbürgischer Erzieherinnen. Sicher hat Helene Acker ihre Lebensfreude und Kraft auch aus dem Rückhalt einer traditionsreichen Lehrer- und Pfarrerfamilie geholt. Eine große Diashow führte durch die Familiengeschichte beginnend mit dem Stammvater Carl Reich (1872-1953), dem bekannten Kerzer Pfarrer und Liederdichter, bis hin zu den zahlreichen Nachkommen, die heute größtenteils in Deutschland leben. Seine künstlerische Begabung, sein ausgeprägter Familiensinn wie auch seinen Einsatz für das Gute und Edle im Menschen, das scheint er an seine Nachkommen weitergegeben zu haben, denn das Fest zeigte, wie lebendiger Familienzusammenhalt auch über Generationen und Grenzen hinweg gepflegt werden kann.

Eine beachtliche Geldspende dieser „Reichstage“ konnte für die Renovierung der Hermannstädter Kirche überwiesen werden.

Chr.

Schlagwörter: Pädagogen, Erzieherin, Hermannstadt

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