15. März 2009

In Bad Kissingen: „Fluchtgeschichten – Illegal in den Westen“

Wie in dieser Zeitung bereits angekündigt, veranstaltet die Bildungs- und Begegnungsstätte „Der Heiligenhof“ vom 24. bis 26. April 2009 die Wochenendtagung „Fluchtgeschichten – Illegal in den Westen“.
Der damaligen Situation der Deutschen in Rumänien wird dabei besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Insbesondere unter den sächsischen und banatschwäbischen Jugendlichen reifte in den 1970er und 1980er Jahren der Gedanke, durch Flucht dem Elend des Sozialismus zu entfliehen und die Heimat zu verlassen.

Viele Menschen auf der östlichen Seite des Eisernen Vorhangs, denen die Freizügigkeit – die Auswanderung aber auch nur eine Besuchs- und Urlaubsreise – in den Westen über Jahrzehnte verwehrt worden war, versuchten illegal, die mit Minenfeldern, Selbstschussanlagen und von Soldaten bewachten Grenzen oder die von natürlichen Hindernissen (Berge, Meer, Flüsse, Sümpfe) markierten Grenzen unter Einsatz ihres Lebens zu überwinden mittels Tunnels, selbstgebauten Ballons, Booten, umgebauten Kleinflugzeugen, Verstecken in LKW oder Zügen, Schiffen etc. In den Ländern Ostmitteleuropas hatte nahezu jeder Bekannte, Freunde und Familienangehörige, die illegale Grenzübertritte gewagt haben. Manche „Grenzgänger“ wurden von Minen zerfetzt, erschossen, ertranken oder kamen auf andere Art und Weise ums Leben. Viele wurden gefasst und mussten Haftstrafen absitzen. Manche wurden vom Westen freigekauft und durften emigrieren. Auf der Tagung geht es darum, von vielen persönlichen Schicksalen zu erfahren, um die Opfer nicht dem kollektiven Vergessen und Verdrängen anheim fallen zu lassen.

Das Tagungsprogramm

Bei dieser für jedermann offenen Tagung –es sind insbesondere Personen angesprochen, die den Grenzübertritt gewagt haben - referieren: Prof. Dr. Anton Sterbling, Görlitz: „Fluchterfahrungen. Motive, Geschehnisse, Folgen“; Prof. Dr. Julis Schoenemann, Köln: „Der große Schritt – Ideologische Gleichschaltung in der DDR und persönliche Konsequenzen“; Dr. Georg Herbstritt, Berlin: „Fluchtversuche von DDR-Bürgern über Rumänien anhand von Stasi-Unterlagen“; Dr. Cornelius Radu Zach, München: „Juristische Rahmenbedingungen bei illegalem Grenzübertritt aus Rumänien“. Der Journalist und Herausgeber einer Anthologie von Fluchtgeschichten, Johann Steiner, Troisdorf, moderiert eine Podiumsdiskussion mit ehemaligen illegalen Grenzgängern. Es lesen aus ihren autobiographisch geprägten literarischen Werken die siebenbürgischen Autoren Dr. h.c. Hans Bergel, München aus: „Tanz in Ketten – Innenansichten aus kommunistischen Gefängnissen“ sowie Dietfried Zink, Bamberg, aus: „Für einen Fingerhut Freiheit – Liebe in den Zeiten der Securitate“.

Die Teilnahme an der Tagung kostet 60 Euro (ggf. plus 10 Euro Einzelzimmerzuschlag) und 3,40 Euro Kurtaxe und beinhaltet Unterkunft und Verpflegung für die gesamte Dauer sowie Programmkosten. Kontakt bei Rückfragen und Anregungen: Gustav Binder, „Der Heiligenhof“, Alte Euerdorfer Straße 1, 97688 Bad Kissingen, Telefon: (09 71) 71 47 14, E-Mail: studienleiter [ät] heiligenhof.de. Anmeldung bis zum 1. April 2009.

Schlagwörter: Bad Kissingen, Vergangenheitsbewältigung, Kommunismus

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Neueste Kommentare

  • 25.03.2009, 16:18 Uhr von der Ijel: http://www.heldsdorf.de/Aktuelles/Wir_Heldsdorfer/ ... [weiter]

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