26. Oktober 2009

Erfolgreiches Theaterseminar

Vom 9. bis zum 11. Oktober hatte Bundeskulturreferent Hans-Werner Schuster nach Westgarts­hausen, einem Vorort von Crailsheim, zum 5. Seminar für Leiter siebenbürgisch-sächsischer Theatergruppen eingeladen. Alle 21 Teilnehmer, nicht nur die fachlichen Seminarleiter Bettina Schubert und Günter Czernetzky sowie die Referenten Dr. Irmgard Sedler und Uwe Hatzack, tru­gen mit fundierten Beiträgen und durch engagierte Mitwirkung zum Erfolg des Seminars bei.
Nach einer vierjährigen Pause hatten die Theaterleiter wieder Gelegenheit, sich für ihren ehrenamtlichen Einsatz nicht nur Anregungen, und Motivation zu holen, sondern ihr Tun kritisch zu beleuchten und zu hinterfragen und sich mit Profis und weiteren Gleichgesinnten auszutauschen. Es wurde ein arbeitsintensives, aber auch kurzweiliges Wochenende – typisch Theater. Denn hinter jeder Inszenierung, und kommt sie noch so leichtfüßig wie nebenbei daher, steckt ein hartes Stück Arbeit.

Einen Schwerpunkt des Seminars bildete die Recherche und die Textanalyse sowie Methoden der Regieführung, angewendet an dem bekannten Volksstück „Das Lied vom König und vom Tod“. Zum Auftakt stellte Dr. Irmgard Sedler die siebenbürgische Variante des sogenannten To­tentanzes auf der Grundlage der noch erhaltenen Aufzeichnungen aus Alzen und Zied vor und beleuchtete dessen Funktion und Stellen­wert im Brauchtum des Kalenderjahres (Fa­schingszeit) vergangener Zeiten. Wie des Stück entstaubt und ansprechend-modern aufgeführt wird, davon konnte man sich im Anschluss über­zeugen. Günter Czernetzky zeigte seinen Mit­schnitt der Inszenierung von Bettina Schubert, die 2007 im Kleihues-Bau der Museen der Stadt Kornweistheim gezeigt wurde und beim Heimat­tag 2010 in Dinkelsbühl auch einem breiteren Publikum vorgeführt werden soll.

Die Regisseurin und Schauspielerin Bettina Schubert erlaubte nicht nur Einblicke in die Ent­wicklung und Inszenierung dieses Stückes. Sie leitete auch jene praktischen Übungen des Se­minars, bei denen den Theaterleitern nicht nur Techniken und Fertigkeiten der Schauspieler­führung, sondern auch Übungen zum Trainieren von Aussprache bis Körpersprache vermittelt wurden, denn so wie sich Sänger einsingen, soll­ten sich auch Schauspieler einspielen.
Interessiert und konzentriert folgen in Crailheim ...
Interessiert und konzentriert folgen in Crailheim Leiter siebenbürgisch-sächsischer Theater­gruppen den Ausführungen der Seminarleiter. Foto: Alfred Deptner
Schuberts Verständnis von Regiearbeit („un­sichtbarer Regisseur“) kontrastierte immer wieder – anregend und reizvoll – mit jenem des Re­gisseurs Günter Czernetzky („diktatorischer Re­gis­seur“). Czerntezky gab den Teilnehmern nicht nur das theoretische Rüstzeug zu Arbeitsplanung und -teilung bei der Theaterarbeit, zu Aufgaben und Fähigkeiten des Regiseurs mit, sondern machte immer wieder darauf aufmerksam, wie wichtig Beobachtung und Wahrnehmung als Voraussetzung von Darstellung sind. Damit hatte er schon bei der Vorstellungsrunde begonnen, die ebenso kurzweilig geriet, wie das ge­samte Seminar.

Eine weitere Hilfestellung für die Theaterlei­ter stellte Hans-Werner Schuster vor, das „Ver­zeichniss siebenbürgisch-sächsischer Bühnen­stücke“. Er warb dabei auch um die Mitarbeit der Theaterleiter, da das Verzeichnis sich im ste­tigen Aufbau befindet. Den jeweils letzten Stand können Theaterleiter als digitale Fassung vom Bundeskulturreferat kostenlos beziehen.

Dem Repertoire sollte auch der Beitrag von Uwe Hatzack dienen, hatte er doch Theaterstü­cke von Maria Haydl herausgegeben (nächstes Jahr jährt sich ihr 100. Geburtstag!). Allerdings brachte uns sein Referat nicht nur das Leben und Werk der Mundartautorin Maria Haydel, zu deren bekanntesten Stücken „Und wonn hie den­nich kit ...“ und „Meng Vueter“ gehören, näher, sondern bot auch einen ebenso informativen wie bewegenden Einblick in siebenbürgisch-sächsisches Theater heute.

Die Teilnehmer hatten Gelegenheit, aus ihrer Arbeit zu berichten. Besondere Aufmerksamkeit fand dabei der Bericht von Erika Hamlischer über die Aufführung der Theatergruppe Wiehl-Bielstein beim diesjährigen Sachsentreffen in Birthälm. Aber auch am Rande des Seminars fand unter den Teilneh­mern ein reger Erfahrungsaustausch statt, der sicher zur Inspiration und Motivation jedes Einzelnen beiträgt und wohl bald Früchte tragen wird.

Auf diesem Wege möchten wir uns noch einmal herzlichst bei Referenten, Teilnehmern und Kulturreferent Hans-Werner Schuster für die sehr gelungene Veranstaltung bedanken. Wir hoffen auch im Namen aller Freunde der sieben­bürgisch-sächsischen Kultur, dass unsere Thea­tertradition noch lange weitergeführt und ge­pflegt werden kann.

Alfred und Waltraud Gross

Schlagwörter: Seminar, Theater, Kultur

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