14. November 2009
Ausgezeichnete Denkmalpflege: Christoph Machat erhält den Georg-Dehio-Kulturpreis
Der Georg-Dehio-Kulturpreis 2009 wurde im Herzen Berlins – Unter den Linden, Atrium der Deutschen Bank – am 3. Oktober in festlichem Rahmen verliehen. Der Hauptpreis ging an Dr. Dr. h. c. mult. Christoph Machat und würdigt die Erfassung und Dokumentation der siebenbürgisch-sächsischen Kulturlandschaft. Mit dem Ehrenpreis wurde Zbigniew Czarnuch für seine Forschungen und Initiativen zur Erhaltung und Vermittlung der Kulturlandschaft Neumark ausgezeichnet. Die Preisverleihung wurde abgerundet mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „Stein gewordene Kultur“ am 27. Oktober im Berliner Rathaus sowie mit einem Vortrag und Gespräch über „Die Neumark“ am 12. November in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin.
Die Verleihung des diesjährigen Georg-Dehio-Preises war in doppeltem Sinne bemerkenswert.
Zum einen sind sowohl der Namensgeber als auch der Preisträger Kunsthistoriker und Denkmalpfleger: – Georg Dehio, 1850-1932, war Professor in Straßburg und ist mit dem von ihm initiierten „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“, dem „Dehio“, der Begründer der modernen Denkmalpflege – Christoph Machat, 1946 in Schäßburg geboren, ist beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege tätig, hat die Projekte zur Dokumentation des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes in den deutschen Siedlungen Siebenbürgens geleitet und übernimmt Lehraufträge an Universitäten und Institutionen im In- und Ausland.
Zum anderen wurde Christoph Machat mit dem Hauptpreis des Georg-Dehio-Kulturpreises ausgezeichnet, dessen Förderpreis er schon 1979 erhalten hatte. Damals wurde der Dehio-Preis vom Bundesministerium des Innern dotiert und von der Künstlergilde Esslingen verliehen. Erst seit 2003 geschieht dies durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Deutsche Kulturforum östliches Europa. Mit dem Dehio-Kulturpreis werden besondere Leistungen in der Erforschung, Bewahrung und Präsentation von Zeugnissen des gemeinsamen kulturellen Erbes im östlichen Europa sowie herausragendes Engagement für Verständnis und interkulturellen Dialog gewürdigt.
Würdig waren auch Ambiente und Ablauf der Preisverleihung. Das repräsentative, luftig-lichte Atrium der Deutschen Bank stimmte mit einer imposanten Luftansicht von Kastenholz auf die Preisverleihung ein. Die akustische Besonderheit des Raumes machten sich die vier Saxofonisten von „Saxofonquadrat“, die die Veranstaltung musikalisch umrahmten, insbesondere bei dem „Canon“ von Charles Mingus zunutze. Dr. Doris Lemmermeier, Direktorin des Kulturforums, und Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, konnten rund 200 interessierte Personen und hochrangige Vertreter aus Forschung, Wissenschaft und Politik begrüßen, darunter Dr. Zeno Pinter, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der Kanzlei des Premierministers von Rumänien.
Ihnen allen brachte Prof. Dr. Michael Petzet, Ehrenpräsident des „Internationalen Rates für Denkmalpflege“ (Icomos), Präsident von ICOMOS Deutschland und langjähriger Leiter des Bayerischen Denkmalamtes, die Persönlichkeit und die Leistungen von Christoph Machat näher. Waren für die Jury und die Preiszuerkennung „die flächendeckende Bestandsaufnahme des denkmalwerten Kulturgutes in den von Deutschen geprägten Kulturlandschaften Siebenbürgens, die die historische Bausubstanz in einem Umfang und einer Qualität dokumentiert, wie sie für kein anderes der ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa vorliegt,“ entscheidend, verdeutlichte Petzet, dass sich Machats Leistungen und Wirkung nicht darauf, und auch nicht auf Rumänien oder Deutschland eingrenzen lasse. Insbesondere durch die Tätigkeit im Rahmen von ICOMOS seit 1992 hat Machat international gewirkt. Gekrönt wurde das diesbezügliche Wirken durch die 1999 ratifizierte „Charta für ländliche Architektur“, die Machat als Präsident des ICOMOS-Komitees für ländliche Architektur vorbereitet hatte, und worin Grundsätze der Konservierung und Richtlinien für die Praxis der Erhaltung des ländlichen Kulturgutes festgelgt sind. Nach der Laudatio von Dr. Krzysztof Wojciechowski vom Collegium Polonicum in Slubice auf den Ehrenpreisträger Zbigniew Czarnuch und den Danksagungen der Preisträger wurde zu einem Empfang gebeten. Bei Wein und Baumstrietzel bot sich die Gelegenheit zu Gesprächen. Man konnte sich aber auch im Foyerbereich über die Preisträger und ihre Leistungen anhand von zwei Video-Präsentationen informieren oder das umfangreiche Büchersortiment des Deutschen Kulturforums östliches Europa kennenlernen. Dort fand sich auch die druckfrische Broschüre, die neben dem Programm und den an diesem Abend gehaltenen Ansprachen auch die Biographien der Preisträger, eine Liste der bisherigen Preisträger und die Mitglieder der Jury enthält.
Die eigentliche Kulturpreisverleihung wurde mit zwei Veranstaltungen ergänzt, die weitere Einblicke in die geehrten Leistungen bzw. Tätigkeitsbereiche der Preisträger ermöglichten. Am 27. Oktober fand eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Stein gewordene Kultur“ im Berliner Rathaus statt. Dr. Machat hielt dabei den Einführungsvortrag zur Frage „Die Denkmaltopographie – eine zeitgemäße Methode der Dokumentation?“ An der anschließenden Debatte, die von Dr. Jörg Haspel, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamts Berlin, moderiert wurde, nahmen teil: Dr. Hanna Derer, Direktorin des Instituts für Aufbaustudien der Universität für Architektur und Stadtplanung „Ion Mincu“ und Vorsitzende der Abteilung „Bestandsaufnahme“ der Nationalen Denkmalkommission Rumäniens, Dr. József Sebestyén vom staatlichen Amt für Denkmalpflege in Budapest und Leiter des „Barót-Project“ zur Dokumentation der Baudenkmäler in ungarischen Siedlungsgebieten Siebenbürgens, Dr. Andrzej Tomaszewski, Professor an der Technischen Universität Warschau und Generaldirektor des iccrom in Rom.
Am 12. November folgte in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin die Veranstaltung über die deutsch-polnische Geschichte der Neumark (polnisch Nowa Marchia), die bis 1945 Teil der preußischen Provinz Brandenburg war. 1947 wurde die deutsche Bevölkerung fast vollständig vertrieben und das Land mit Zuwanderern besiedelt. Zu den Neusiedlern gehörte der damals 15-jährige Zbigniew Czarnuch, der sich an der Beseitigung von Relikten der deutschen Geschichte seiner neuen Heimat beteiligt hat, später als Lehrer aber die Bedeutung der Geschichte seiner Stadt für die Identität ihrer Einwohner erkannte und heute vor allem jungen Menschen vermittelt. Programmgemäß führte die Publizistin Dr. Helga Hirsch ein Gespräch mit Zbigniew Czarnuch, dem Begründer zahlreicher Initiativen zum Erhalt der Kulturlandschaft der Neumark. Einleitend hielt Prof. Dr. Klaus Zernack, den Vortrag „Östlich der Oder, wo die Ebenen weit“.
Zum einen sind sowohl der Namensgeber als auch der Preisträger Kunsthistoriker und Denkmalpfleger: – Georg Dehio, 1850-1932, war Professor in Straßburg und ist mit dem von ihm initiierten „Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler“, dem „Dehio“, der Begründer der modernen Denkmalpflege – Christoph Machat, 1946 in Schäßburg geboren, ist beim Rheinischen Amt für Denkmalpflege tätig, hat die Projekte zur Dokumentation des siebenbürgisch-sächsischen Kulturgutes in den deutschen Siedlungen Siebenbürgens geleitet und übernimmt Lehraufträge an Universitäten und Institutionen im In- und Ausland.
Zum anderen wurde Christoph Machat mit dem Hauptpreis des Georg-Dehio-Kulturpreises ausgezeichnet, dessen Förderpreis er schon 1979 erhalten hatte. Damals wurde der Dehio-Preis vom Bundesministerium des Innern dotiert und von der Künstlergilde Esslingen verliehen. Erst seit 2003 geschieht dies durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Deutsche Kulturforum östliches Europa. Mit dem Dehio-Kulturpreis werden besondere Leistungen in der Erforschung, Bewahrung und Präsentation von Zeugnissen des gemeinsamen kulturellen Erbes im östlichen Europa sowie herausragendes Engagement für Verständnis und interkulturellen Dialog gewürdigt.
Würdig waren auch Ambiente und Ablauf der Preisverleihung. Das repräsentative, luftig-lichte Atrium der Deutschen Bank stimmte mit einer imposanten Luftansicht von Kastenholz auf die Preisverleihung ein. Die akustische Besonderheit des Raumes machten sich die vier Saxofonisten von „Saxofonquadrat“, die die Veranstaltung musikalisch umrahmten, insbesondere bei dem „Canon“ von Charles Mingus zunutze. Dr. Doris Lemmermeier, Direktorin des Kulturforums, und Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, Abteilungsleiterin beim Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, konnten rund 200 interessierte Personen und hochrangige Vertreter aus Forschung, Wissenschaft und Politik begrüßen, darunter Dr. Zeno Pinter, Unterstaatssekretär im Departement für interethnische Beziehungen der Kanzlei des Premierministers von Rumänien.
Ihnen allen brachte Prof. Dr. Michael Petzet, Ehrenpräsident des „Internationalen Rates für Denkmalpflege“ (Icomos), Präsident von ICOMOS Deutschland und langjähriger Leiter des Bayerischen Denkmalamtes, die Persönlichkeit und die Leistungen von Christoph Machat näher. Waren für die Jury und die Preiszuerkennung „die flächendeckende Bestandsaufnahme des denkmalwerten Kulturgutes in den von Deutschen geprägten Kulturlandschaften Siebenbürgens, die die historische Bausubstanz in einem Umfang und einer Qualität dokumentiert, wie sie für kein anderes der ehemaligen deutschen Siedlungsgebiete in Ost- und Südosteuropa vorliegt,“ entscheidend, verdeutlichte Petzet, dass sich Machats Leistungen und Wirkung nicht darauf, und auch nicht auf Rumänien oder Deutschland eingrenzen lasse. Insbesondere durch die Tätigkeit im Rahmen von ICOMOS seit 1992 hat Machat international gewirkt. Gekrönt wurde das diesbezügliche Wirken durch die 1999 ratifizierte „Charta für ländliche Architektur“, die Machat als Präsident des ICOMOS-Komitees für ländliche Architektur vorbereitet hatte, und worin Grundsätze der Konservierung und Richtlinien für die Praxis der Erhaltung des ländlichen Kulturgutes festgelgt sind. Nach der Laudatio von Dr. Krzysztof Wojciechowski vom Collegium Polonicum in Slubice auf den Ehrenpreisträger Zbigniew Czarnuch und den Danksagungen der Preisträger wurde zu einem Empfang gebeten. Bei Wein und Baumstrietzel bot sich die Gelegenheit zu Gesprächen. Man konnte sich aber auch im Foyerbereich über die Preisträger und ihre Leistungen anhand von zwei Video-Präsentationen informieren oder das umfangreiche Büchersortiment des Deutschen Kulturforums östliches Europa kennenlernen. Dort fand sich auch die druckfrische Broschüre, die neben dem Programm und den an diesem Abend gehaltenen Ansprachen auch die Biographien der Preisträger, eine Liste der bisherigen Preisträger und die Mitglieder der Jury enthält.
Die eigentliche Kulturpreisverleihung wurde mit zwei Veranstaltungen ergänzt, die weitere Einblicke in die geehrten Leistungen bzw. Tätigkeitsbereiche der Preisträger ermöglichten. Am 27. Oktober fand eine Podiumsdiskussion unter dem Titel „Stein gewordene Kultur“ im Berliner Rathaus statt. Dr. Machat hielt dabei den Einführungsvortrag zur Frage „Die Denkmaltopographie – eine zeitgemäße Methode der Dokumentation?“ An der anschließenden Debatte, die von Dr. Jörg Haspel, Landeskonservator und Direktor des Landesdenkmalamts Berlin, moderiert wurde, nahmen teil: Dr. Hanna Derer, Direktorin des Instituts für Aufbaustudien der Universität für Architektur und Stadtplanung „Ion Mincu“ und Vorsitzende der Abteilung „Bestandsaufnahme“ der Nationalen Denkmalkommission Rumäniens, Dr. József Sebestyén vom staatlichen Amt für Denkmalpflege in Budapest und Leiter des „Barót-Project“ zur Dokumentation der Baudenkmäler in ungarischen Siedlungsgebieten Siebenbürgens, Dr. Andrzej Tomaszewski, Professor an der Technischen Universität Warschau und Generaldirektor des iccrom in Rom.
Am 12. November folgte in der Zentral- und Landesbibliothek Berlin die Veranstaltung über die deutsch-polnische Geschichte der Neumark (polnisch Nowa Marchia), die bis 1945 Teil der preußischen Provinz Brandenburg war. 1947 wurde die deutsche Bevölkerung fast vollständig vertrieben und das Land mit Zuwanderern besiedelt. Zu den Neusiedlern gehörte der damals 15-jährige Zbigniew Czarnuch, der sich an der Beseitigung von Relikten der deutschen Geschichte seiner neuen Heimat beteiligt hat, später als Lehrer aber die Bedeutung der Geschichte seiner Stadt für die Identität ihrer Einwohner erkannte und heute vor allem jungen Menschen vermittelt. Programmgemäß führte die Publizistin Dr. Helga Hirsch ein Gespräch mit Zbigniew Czarnuch, dem Begründer zahlreicher Initiativen zum Erhalt der Kulturlandschaft der Neumark. Einleitend hielt Prof. Dr. Klaus Zernack, den Vortrag „Östlich der Oder, wo die Ebenen weit“.
Hans-Werner Schuster
Schlagwörter: Georg-Dehio-Kulturpreis, Denkmalpflege, Preisverleihung, Machat
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