Kommentare zum Artikel

13. Juni 2009

Kulturspiegel

Volks- zu Kunstliedern aufgewertet

Stimmen zum Festkonzert und zur Liederwelt des Georg Meyndt (siehe Bericht in der Siebembürgischen Zeitung Online vom 12. Juni 2009). mehr...

Kommentare

Artikel wurde 8 mal kommentiert.

  • bankban

    1bankban schrieb am 13.06.2009, 09:36 Uhr:
    Hallo, ich bin kein Ethnologe oder Musikwissenschaftler, kenne mich daher in den Fragen, die ich stellen möchte, nicht aus. Ich fand diesen Artikel wie auch den "Die sächsische Volksseele in Kunstliedern offenbart" sehr interessant. Besonders zum Nachdenken anregend fand ich den Tenor der beiden Artikel, wonach diese Volkslieder erst durch ihre Überarbeitung zu Kunstliedern zu etwas "Höherem" und "Wertvolleren" geworden sind. Meine Frage an irgendeinen Musikwissenschaftler wäre, ob man denn diese Unterscheidung, ja diese Wertung wirklich machen kann und muss. Meiner Meinung nach, nämlich, sind die Volkslieder (wie auch die Volksmusik, die Volkskunst etc.) wertvoller, denn sie sind ursprünglicher und authentischer. Ein Kunstlied ist eben etwas Künstliches (meinem Empfinden nach), etwas künstlich Komponiertes. Die Volksmusik ist dagegen etwas, was sich stets wandelt, in den Dorfstuben stets neu entsteht, variiert wird etc. Dieses authentische Element war doch der Grund, warum Dvorak, Bártok usw. versucht haben, die Volksmusik zu studieren, zu sammeln und sie in ihre Werke einzubauen. Sie wollten ja (neben all der nationalen Programmatik) etwas Lebendiges und Authentisches in die um 1900 doch steif gewordene klassische ("ernste") Musik einhauchen. Ich bin daher mit diesem Tenor, wonach diese Volkslieder erst durch ihre Überarbeitung wertvoll geworden waren, nicht so richtig einverstanden. Mich würde aber die Meinung anderer interessieren. Ebenso nachdenklich stimmt mich die Überschrift:"Die sächsische Volksseele in Kunstliedern offenbart". Wie ich dargelegt habe, ist für mich die Volksmusik etwas Authentisches, aber nicht die klassisch-komponierte Musik. Daher denke ich, dass wenn sich eine "Volksseele" offenbart (sofern so eine "Seele" überhaupt existiert (der Gedanke erinnert mich an die Diskurse über Nationalcharaktere etc.)), dann tut sie das doch eher in der Volkskunst (also den Volksliedern), aber nicht in Kunstliedern. Oder? Wie gesagt: ich möchte hier bloss einige Fragen stellen, Fragen aufwerfen, meine eigene Unwissenheit überwinden. Vielleicht liest ja ein Musikwissenschaftler diese Zeilen und sagt ein paar Sätze dazu. Würde mich freuen und bedanke mich im Voraus. Noch ein schönes Wochenende, Bankban
  • Don Carlos

    2Don Carlos schrieb am 13.06.2009, 11:44 Uhr:
    Schlauer Kopf, bankban!
    Lesen Sie genau, was da steht:
    "Die originellen, der siebenbürgischen Seele entsprungenen Melodien wurden durch die künstlerische und kunstvolle Bearbeitung durch Prof. Heinz Acker zum tiefen Erlebnis."
    Die verdichtete Überschrift ist allerdings so nicht richtig!
    Denken Sie aber auch daran: Schubert hat den "Lindenbaum" vertont - andere haben " In einem kühlen Grunde " bearbeitet oder "Ännchen von Tharau" - das Volkslied kann das Kunstlied befruchten und das Kunstlied kann volkstümlich werden wie etwa Vertonungen von Goethe, Eichendorff, Heine und Lenau.
    Also nicht gleich alles auf die Goldwaage legen, sondern flexilebl und offen bleiben, bankban!
    Don Carlos.



  • der Ijel

    3der Ijel schrieb am 13.06.2009, 12:10 Uhr:
    Ein ba­nat­-schwäbisches Chormitglied---
    singt mit im Sachsenlied.

    Ein schlauer,bankban-Kopf
    schöpft aus tiefem Topf,

    ein banat-schwäbischer Philosof
    setzt dazu sein Apostroph.

    ich---im Sächsischen Geracker
    gratuliere dem Herrn Acker.
  • bankban

    4bankban schrieb am 14.06.2009, 10:16 Uhr:
    Lieber Carl Gibson, ich habe schon fast gedacht (befürchtet), dass Sie sich auch als Musikologe verstehen... Ich denke schon, dass ich genau gelesen habe und/denn die gegenseitige Befruchtung von Volks- und Kunstlied habe ich gar nicht thematisiert. Mich hätte nur die Meinung eines Musikwissenschaftlers interessiert, wie es denn die heutige Misukwissenschaft mit dieser Unter- und Überordnung hält. Sie scheinen meine Einstellung zu gewissen gesellschaftlichen Phänomenen, Erscheinungen, zu unserem Gebrauch von Wörtern und Ausdrücken nicht zu verstehen: ich denke gerne über sie nach, ich versuche, über solche Sachen nachzudenken und meine Umwelt ebenfalls zu einem solchen Nachdenken anzuregen. (Dass ich bei diesem Nachdenken immer richtig liege, hab ich nie behauptet. Aber ich versuche wenigstens zu denken und würge andere bei ihrem einschlägigen Versuch nicht ab). Das wollte ich vor zwei Wochen auch schon erreichen, als es mir um den unterschiedlichen Gebrauch des Wortes "wechseln" in verschiedenen Kontexten/Sprachspielen ging und um die Konsequenzen, die dieser unterschiedliche Gebrauch nach sich zieht. Gestern ging es mir also nicht darum, die Arbeit von Herrn Acker irgendwie zu thematisieren, ich habe ihn nicht einmal erwähnt. Er hat bestimmt eine schöne und gute Arbeit geleistet. Ich wollte darauf hinweisen, dass sächsische Volkslieder auch als pure sächsische Volkslieder schön und wertvoll sind - sie brauchen nicht zu Kunstliedern "aufgewertet" zu werden. (Wenn jemand es tut, ist gut und schön, doch wertvoll waren/sind die Volkslieder auch ohne eine solche Bearbeitung). Die Annahme einer "endlich erfolgten Aufwertung" schien mir nämlich der Tenor der gelesenen Stellungnahmen zu sein und ich wollte eben fragen, wie die Mitglieder des Forums hierüber denken. Denn ich sehe dies etwas kritischer und wollte eben gerne ein Meinungsbild hierüber entstehen sehen. Ja, eine Diskussion in Gang bringen. Sie aber geben sofort "wertvolle Ratschläge" ("Lesen Sie genau...") und greifen den Punkt gar nicht auf, sondern unterstellen mir Krittelei ("legen Sie nicht alles auf die Goldwaage"). Irgendwie habe ich den Eindruck, ich könnte mich auch zur Schuhgröße von Maradona äußern und Sie würden sofort kontern und mir irgendetwas vorwerfen...:-) Bankban
  • Schiwwer

    5 • Schiwwer schrieb am 14.06.2009, 11:34 Uhr:
    Ich muss zugeben, erst hatte mich der Titel auch irritiert.
    Wenn man die Beiträge durchliest, kommt man erst drauf, was gemeint ist: Die Volkslieder, die man allein vor sich hin summen kann, in der Gruppe mit Klampfenbegleitung, im "Kränzchen" zum Glas Wein, - vorausgesetzt man kennt nicht nur eine Strophe- wurden von Herrn Acker in anspruchsvolle Chorwerke umgesetzt, d.h. die "Aufwertung" ist der Art, dass diese Stücke jeden Vergleich mit anderen Kompositionen dieser Kategorie standhalten. So habe ich das verstanden und der Beitrag lässt ahnen, dass die Aufführung ein ganz besonderes Ereignis war. In diesem Sinne schließe ich mich dem Ijel an:
    "...ich---im Sächsischen Geracker
    gratuliere dem Herrn Acker!"
    Bankban, es gibt eigentlich wenige echte siebb. sächsische Volkslieder; schon früh importierten die in deutschen Landen Studierenden Lieder und Literatur aus dem binnendeutschen Raum, was schon Johann Seivert Anfang des 19. Jahrhunderts beklagte. Für Laienchöre haben schon mehrere Komponisten Sätze geschrieben. Herr Acker scheint der erste zu sein, der dieses für Aufführungen in anspruchsvollem Rahmen getan hat.



    [Beitrag am 14.06.2009, 11:46 von Schiwwer geändert]
  • Carl Gibson

    6Carl Gibson schrieb am 14.06.2009, 11:52 Uhr:
    Sie haben das einsame Verdienst, sprachkritischer Bankban, mich als erster in dieser Zeitung mit Schmähungen und Unterstellungen aller Art überhäuft zu haben -
    aber das ist schon lange her.

    Und ich bin nicht nachtragend, weil ich Sie ja schon damals
    - zwar nicht als das Salz der Erde -
    aber immerhin als eine Art katalisierende "Hefe" bezeichnet habe,
    vor der einem nur übel wird, wenn man auf einmal zuviel davon zu sich nimmt,
    die aber sonst das Werden der Dinge ermöglicht und beschleunigt und die dafür sorgt, dass das wahre Leben blüht und gedeiht - auch in der Sprache, vor allem über Sprache in Musik, in Literatur!

    Denken vollzieht sich über Begriffe, über Sprache - und irrational auch über Musik - und die versöhnende Sprache der Musik!

    Muss ich Ihnen den Titel meines ersten Werks nennen, das vor 20 Jahren erschien?

    Dort schrieb ich auch über das Wechselverhältnis von Poesie und Musik, von Vertonungen, von Inspiration via Volksmusik und Volkslied (Schumann, Liszt, Brahms, Bela Bartok, Zoltan, Kodaly etc. etc. )

    Im meinem letzten Buch ist es der harmonische Zusammenklang, der im Mittelpunkt steht und der ein Thema con variazioni in einer Einheit exponiert - als Gegenentwurf zu Hass und Hetze!

    Raten Sie mal, bankban, welche Werke ich meine!

    Das "Volkslied" muss natürlich nicht erst "erhöht" werden,
    um in seiner Ursprünglichkeit und archaischen Struktur zu wirken -
    nur wenn es "zersungen" ist, bankban!

    Dann verdient es eine "Rehabilitation" und indirekte Aufwertung auch in der künstlerischen Darbietung!

    Deshalb sagte ich, lesen Sie genauer, Bankban - und meinte damit den ganzen Text! Und mit der Ihnen sogar vom Igel attestierten "Tiefe"!

    Auf meine Kommentare zu Ihrem mir aus dem fahrenden Zug zuflatternden Aufsatz (Barbara Bresach -Herta Müller aus "Spiegelungen") haben Sie mir immer noch nicht geantwortet - zu brisant das Ganze? Weshalb kneifen Sie?
    Carl Gibson.

    P.S. Und noch ein Wort zum Igel: Köstlich!

    [Beitrag am 14.06.2009, 12:01 von Carl Gibson geändert]

    [Beitrag am 14.06.2009, 12:05 von Carl Gibson geändert]
  • Schiwwer

    7 • Schiwwer schrieb am 14.06.2009, 23:46 Uhr:
    Auf die Theorie, das Volkslied sei anonym entstanden, wird immer mehr verzichtet; jedes Lied hat einen Autor; durch Weitersingen, Zersingen, Umsingen wird es populär und der Name des Autors geht verloren. Das hieß ursprünglich "Zersingungsprozess". Das bedeutet nicht, dass sein Wert verloren geht, es zur "Rehabilitation und Aufwertung" geeignet ist, wie Herr Gibson behauptet.
    Aber wahrscheinlich, Bankban, war das nur ein Vorwand, um wieder einmal Eigenwerbung zu betreiben. "Raten Sie mal, bankban, welche Werke ich meine!"

  • Carl Gibson

    8Carl Gibson schrieb am 15.06.2009, 00:06 Uhr:
    Der Ton macht die Musik, Schiwwer - oder muss ich beim genauen Hinhören Elsi, Siel, Lavinia sagen - oder Frau Pintilie aus Bukarest?
    Diese Töne kommen mir so bekannt vor - und dieser unverkennbare Stil!
    Carl Gibson.

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