24. November 2017

Verein Wien nimmt Abschied von Ludwig Brandt

Wir mussten Abschied nehmen vom Gatten, Vater, Opa, Freund und Landsmann Ludwig, unserem lieben, viele Jahre uns, auch im Rahmen des Vereins begleitenden und bereichernden Ing. Ludwig Brandt. Als überzeugter Siebenbürger Sachse und mit glühendem Herzen Schäßburger, trug er mit viel Elan, Ideen und dann als langjähriger Nachbarvater von Penzing die Belange unseres Wiener Sachsenvereins entscheidend mit.
Als Kompensation für seine schwere Kindheit und Jugend, für die ersten Berufsjahre in Rumänien und dann für die Aufbau- und Weiterbildungsjahre in Österreich ab 1956, die ein großes Maß an Energie und Selbstdisziplin einforderten, waren ihm geruhsamere spätere Jahre mit Kinder- und dreifachem Enkelsegen geschenkt, die er im Kreise der Lieben, von Freunden seiner Herkunft, aber auch anderen, in der österreichischen Wirklichkeit gewonnenen Gefährten genießen konnte.

Am 21. Mai 1939 in Schäßburg als Sohn von Friedrich Brandt und Regina geb. Binder auf die Welt gekommen, wurde ihm als Einjährigem zunächst der Vater, den es nach Wien verschlug, dann 1945 auch die nach Russland deportierte Mutter genommen , so dass der kleine Ludwig zunächst vier Jahre im Waisenhaus, dann bei einer rumänischen Pflegefamilie im Altreich aufwuchs und, nach Besuch einer landwirtschaftlichen Fachschule in Arad, knapp zwei Jahre auf einer Farm zusammen mit seiner inzwischen aus Russland zurückgekehrten Mutter arbeitete. 1956 fand dann der Exodus nach Österreich statt. Eine Automechanikerlehre, eine Verpflichtung beim österreichischen Bundesheer, eine Maschinenbau-Matura an der HTL Schellinggasse, danach der Beruf des Maschinenbauingenieurs am Amt für Wehrtechnik folgten und sicherten ihm und seiner anwachsenden Familie ein gutbürgerliches Dasein. Seine Frau Christl stand ihm diese vielen segensreichen Jahre unerschütterlich treu zur Seite, integrierte sich unverzichtbar in die siebenbürgisch-sächsische Gemeinschaft, übernahm wie selbstverständlich Arbeiten und Funktionen im Verein. Ludwig selbst wurde 1996 in den Vorstand gewählt, ab 1999 war er bis zu seinem Ableben Nachbarvater von Penzing und war immer für die Aktivitäten des Vereins verfügbar und zur Stelle.

Während all dieser Jahre zum Österreicher geworden, konnte und wollte er dennoch sein heimatliches Schäßburg nicht vergessen, kannte das Kokelstädtchen wie kein anderer, und hatte immer Antworten auf Fragen zur Stadt, ihrer Geschichte und den Menschen, die dort lebten oder immer noch leben. Wahrscheinlich waren es gerade die ihm zugemuteten Wanderjahre weg von Schäßburg, die seine Verbundenheit mit, seine Liebe zu seiner Geburtsstadt erklären; und er hat es wie nur wenige von uns verstanden, diese Liebe zu Siebenbürgen und Schäßburg an seine Frau, die nächste Generation und sogar an die Enkel weiter zu geben.

Wir sollten, wie es ein großer Mann einst meinte, „nicht traurig sein, dass wir ihn nicht mehr haben, sondern dankbar sein für die vielen gemeinsam verbrachten Stunden“, die so gewinnbringend für Familie und Gefährten waren. Für all das danken wir ihm hier und heute. Du bist nicht von uns gegangen, lieber Freund, sondern bloß vor uns!

Dr. Kurt Thomas Ziegler

Die Nachbarschaft Penzing trauert

Am 16. Oktober verstarb unser Nachbarvater Ing. Ludwig Brandt, geb. in Schäßburg, nach kurzer, schwerer Krankheit im 79. Lebensjahr. Die Nachbarschaft Penzing wird ihn als Verantwortlichen der Nachbarschaft und Freund in allen Lebensjahren vermissen. Die Lücke, die er hinterlässt, wird spürbar und nachhaltig sein, nicht nur bei den Penzingern, sondern auch beim Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien.

Er war schon Anfang der 1990er Jahre aktiv mit Hilfstransporten nach Siebenbürgen unterwegs, und bis zuletzt, wenn es galt, Kontakte dort zu pflegen, war er immer bereit, mit seiner Gattin Christl vor Ort zu sein. Es ist ihm ja auch gelungen, seine ganze Familie für die Belange des Siebenbürger Vereins und der Nachbarschaft zu interessieren und sie zur Mitarbeit zu ermuntern.
Abschied von Nachbarvater Ing. Ludwig Brandt beim ...
Abschied von Nachbarvater Ing. Ludwig Brandt beim Begräbnis auf dem Asperer Friedhof, von links: Pfarrer Sepp Lagger, Bernd Petrovitsch und Klaus Petrovitsch mit der Fahne. Foto: E. Petrovitsch
Am 7. November begleiteten ihn zahlreiche Mitglieder und Freunde auf dem Asperer Friedhof zu seiner letzten Ruhestätte. Mit einem Kranz mit blau-roter Schleife dankten wir ihm für die Leitung unser kleinen siebenbürgischen Gemeinschaft und mit dem Lied „Af deser Ierd“ am Grab für seine Bemühungen im Verein. Auch der Vorstand des Vereins ehrte und dankte ihm beim Begräbnis mit der Vereinsfahne und einer besinnlichen Ansprache. Wir trauern mit seiner Gattin, den beiden Söhnen und drei Enkeln und gedenken Ludwigs als einem gestandenen Schäßburger mit dem Anfang der „Siebenbürgischen Elegie“ von Adolf Meschendörfer: „Anders rauschen die Brunnen, anders rinnt hier die Zeit“.

GP

Schlagwörter: Österreich, Wien, Penzing, Abschied, Nachruf, Nachbarschaft

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