1. Oktober 2019

Verein Wien: Gerda (Gida) Petrovitsch 80 Jahre alt

Gida wurde am 11. September 1939 in Heldsdorf im Burzenland als zweites Kind des Volksschullehrers Wilhelm Nagy und der Sekretärin Gerda (Liess) geboren. In der Familie war sie, wie meine Mutter feststellte, das Gewitterchen, da sie so einen ernsten Blick hatte.
1943 übersiedelte die Familie nach Kronstadt, da mein Vater für die NS-Bewegung arbeitete. Dort besuchte sie mit Bruder Wilgerd, genannt Wiggi, den Kindergarten. Unser Vater musste zur SS einrücken und Mutter Gerda flüchtete vor den Bomben, die in dem Jahr auf Ploiești, das Erdölgebiet, gefallen waren – zuerst zu ihrer Mutter nach Hermannstadt, dann weiter nach Agnetheln. In dem 10 000 Einwohner-Ort im Harbachtal glaubte sie sich sicherer. Mein Vater war im Mai 1944 zum letzten Mal bei uns in Agnetheln zu Hause. Aus dieser Zeit gibt es auch die letzten Fotos der Kindheit, denn er nahm den Fotoapparat mit. Mit Bruder Wiggi besuchte Gida weiter den Kindergarten, wurde in Agnetheln eingeschult und besuchte dort die siebenklassige Elementarschule und anschließend das Gymnasium, in dem sie maturierte.

Da Schmalhans bei uns Küchenmeister war (Urgroßmutter im Haushalt, drei Kinder und ein Verdienst von monatlich 310 Lei (ein Paar Schnürschuhe kosteten 120 Lei), nahm sie in der örtlichen Apotheke die Stelle einer Kassierin an. Damit wurde sie in der ganzen Kleinstadt bekannt. Dort blieb sie bis Februar 1959, dem Monat der Auswanderung zu unserem Vater nach Wien. Hier wurde sie in der Firma Timpl Lederwarenbetrieb als Bürokraft eingesetzt und begann gleichzeitig einen Abendkurs an einer Handelsschule, den sie positiv abschloss. Später machte sie die österreichische Matura in Abendkursen im 10. Bezirk nach.
Gerda Petrovitsch Anfang der 1980er Jahre in Wien ...
Gerda Petrovitsch Anfang der 1980er Jahre in Wien
Mit Gida waren wir in Wien in der Tanzgruppe der Siebenbürger Sachsen, wo sie ihren späteren Mann Erich kennenlernte und heiratete. (Die Tanzgruppe tanzte in siebenbürgischer Tracht sogar in Schottland.) Dieser Ehe entstammen zwei Kinder, Bernd und Harald, und mehrere Enkelkinder. Gida wurde Nachbarmutter der Nachbarschaft Penzing, der letzten noch aktiven Nachbarschaft der Siebenbürger Sachsen in Wien, der sie heute noch vorsteht. Sie organisierte die letzten zahlreichen Sommerfeste des Vereins, so auch 2019, und stand dort bei der Zubereitung der Speisen selbst an der Front.

Von uns drei Kindern hatte sie immer die besten Zeugnisse und die hat sie auch heute noch. Mit ihrer Zähigkeit und Beständigkeit war sie immer ein Vorbild in der Familie. Wir wünschen ihr das Beste!

Soweit Gidas Bruder Wiggi. Wir als Verein der Siebenbürger Sachsen in Wien möchten uns diesen Wünschen anschließen, ihr Gesundheit, Zufriedenheit und Freude wünschen, und uns, dass sie uns mit ihrer Tatkraft und Energie noch lange erhalten bleibt. Auch danke ich ihr ganz persönlich für ihren Rat, wenn ich wieder einmal anrief und bat, mit mir mitzudenken. Es kam immer etwas Vernünftiges dabei heraus. Doch hat Gida noch weitere Funktionen und Betätigungen. Sie übernahm mit ihrem Mann Erich den Seniorenkreis und leitet ihn bis heute, ein zwangloses monatliches Treffen der älteren Generation mit Gedankenaustausch, Erinnerungen und ab und zu einem filmischen Beitrag der Ereignisse einst und jetzt. Die jährliche Weihnachtsfeier Anfang Dezember plant und organisiert sie auch, bei der Durchführung ist sie tatkräftig mit dabei. Zum runden Geburtstag alles Gute!

Susanne Salmen

Schlagwörter: Österreich, Wien, Geburtstag, Jubilarin, Petrovitsch

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