7. April 2006

Vorbild an Treue und Heimatliebe: Nachruf auf Martin Kreutzer

Kurz vor Vollendung des 83. Lebensjahres ist der Ehrennachbarvater von Linz und langjährige Schriftführer der siebenbürgischen Landsmannschaft in Österreich, Martin Kreutzer, am 29. März dieses Jahres in Klagenfurt, umsorgt von seiner Familie, nach längerem Leiden gestorben. Er wurde am 1. April von Bundesobmann Volker Petri unter großer Anteilnahme verabschiedet.
Martin Kreutzers Tod ist nicht nur für die Familie ein schmerzlicher Verlust, denn sein reiches Leben umfasste in starker persönlicher Beziehung auch den Kreis seiner Mitbürger aus der Heimatgemeinde Wermesch in Nordsiebenbürgen, seine Schulfreunde aus dem Gymnasium in Bistritz und die Schicksalsgefährten der Kriegs- und Nachkriegszeit. So war er mit den Siebenbürger Sachsen in Traun und Linz als Nachbarvater und Amtswalter der Landsmannschaft durch Jahrzehnte seines Lebens verbunden und hat mit ihnen das Schicksal des Heimatverlustes, des Krieges und der Nachkriegszeit geteilt.

Das Leben des am 9. April 1923 geborenen Wermescher Bauernsohnes, eingebettet in die Zeitgeschichte, ist das Zeugnis der Lebensbewährung einer in siebenbürgisch-sächsischen Grundwerten, in Familiensinn, Heimattreue und evangelischem Glauben gefestigten Persönlichkeit. Nach der Volksschule in der Heimatgemeinde besuchte Martin das deutsche Gymnasium in Bistritz, wo er 1942 maturierte. Es folgten drei Jahre Kriegsdienst und ein Jahr Kriegsgefangenschaft, bis er 1946 in Linz zu den hier in der Artilleriekaserne geschlossen untergebrachten Wermerscher Landsleuten und Angehörigen stieß. Der Heimkehrer legte 1947 an der (heute historischen) "Lehrerbildungsanstalt für heimatlose Volksdeutsche" in Eferding die Reifeprüfung als Volksschullehrer ab, war dann vorübergehend Lagerarbeiter in einem amerikanischen Umschlaglager, bevor er 1950 eine Anstellung als Erzieher in einem Kindererholungsheim und ab 1954 als Heimleiter des "Schüler- und Lehrlingsheimes für heimatvertriebene Jugendliche" in Linz/Hausleitnerweg erhielt. In dieser, anfangs von der amerikanischen lutherischen Flüchtlingshilfe, später von einem Trägerverein der evangelischen Kirche erhaltenen Bildungsstätte vollendete sich über 30 Jahre lang Martin Kreutzers Berufung als Pädagoge und Vorbildpersönlichkeit. Mit menschlicher Wärme, natürlicher Autorität, Fleiß und Gewissenhaftigkeit hat er in dieser Zeit zahllose junge Menschen geformt und für das Leben vorbereitet.

In landsmannschaftlicher Betrachtung war Martin Kreutzer ein aktiver Mann der ersten Stunde. Er war als Sprecher der jungen Generation dabei, als Dr. Carl Molitoris, Pf. Sepp Scheerer, Prof. Dr. Dr. Karl Kurt Klein, Dr. Eduard Keintzel, Dechant Nikolaus und andere von 1948 bis 1952 sich um die Zukunft der nach Österreich geflüchteten Siebenbürger Sachsen bemühten. Er gehörte 1953 zu den Gründungsproponenten unserer Landsmannschaft (die Gründungsurkunde trägt seine Unterschrift), der er von 1954-1957 als Landesobmann vorstand und dann 36 Jahre lang als Schriftführer getreulich diente. Seine genauen Protokolle spiegeln das Leben, die Entwicklung und die Sorgen unserer Gemeinschaft und sind wertvolle Dokumente der oberösterreichischen Zeitgeschichte. Für sein Wirken wurde Martin Kreutzer, der stets für andere da war und nie eine Verantwortung gescheut hat, mit dem Silbernen Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. Unsere Landsmannschaft hat ihm das goldene Ehrenzeichen der Siebenbürger Sachsen verliehen und ihn zum Ehrennachbarvater von Traun und Linz ernannt, denn der mit Frau Silvia, geborene Hellmann, im Jahre 1950 begründete Hausstand der Kreutzers hat in Linz über Jahrzehnte die traditionellen Aufgaben eines Nachbarvaters und einer Nachbarmutter ausgeübt. Die Eheleute haben in bester sächsischer Tradition unzählige Veranstaltungen, Bälle, Adventfeiern, Jugendlager, Trachtenumzüge usw. gestaltet und waren für ganze Jahrgänge ehemaliger Bistritzer Gymnasiasten ein stets ansprechbarer geselliger Mittelpunkt. Sohn Klaus (geboren 1955) war bis zu seinem tragischen Tod im Jahr 1984 der Leiter des Jugendreferates der Siebenbürger Sachsen in Österreich, Tochter Dr. med. Maja, verehelichte Kerber, ist praktische Ärztin in Klagenfurt und setzt in ihrer Lebenshaltung die siebenbürgische Tradition ihrer Eltern fort. Ihre Abschiedsworte an den von seinen Leiden erlösten Vater waren ein erschütterndes, unvergessliches Zeugnis ihrer Liebe.

Die Siebenbürger Sachsen in Oberösterreich schulden Martin Kreutzer über den Tod hinaus einen großen Dank. Sie überbrachten diesen bei der Verabschiedung durch den Obmann ihres Verbandes, Konsulent Hans Waretzi aus Traun, und Ehrenobmann Dr. Fritz Frank aus Linz und verbanden ihn mit dem Versprechen, Martin Kreutzers Lebenshaltung, seine Treue und seinen Einsatz für die Siebenbürger Sachsen nicht zu vergessen, damit er denen, die nach uns in Amt und Aufgabe stehen, als Vorbild lebendig bleiben möge.

Dr. Fritz Frank

Schlagwörter: Österreich, Nachruf

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