1. November 2009

Nachbarschaft Traun reiste nach Siebenbürgen

Es war bereits die zehnte Siebenbürgenreise, die Nachbarvater Dietmar Lindert organisiert hatte. Im mit 56 Personen vollbesetzten Bus waren viele Stammgäste aus Traun, Wels, Rosenau, Vöcklabruck sowie Landsleute aus Kanada, den USA und Deutschland. Altersmäßig spannte sich der Bogen von 17 bis 87 Jahre.
Unsere zehntägige Reise begann am 10. September mit einer Nachtfahrt und der Ankunft in Bistritz. Vor dem Abendessen machten wir noch einen Stadtrundgang über den Kornmarkt zur ev. Stadtpfarrkirche und weiter zum großen Park mit dem Gewerbevereinshaus.

Den Samstagvormittag nützten einige, um ihre Dörfer wie Wermesch, Senndorf, Burghalle, Mettersdorf, Dürrbach usw. zu besuchen. Andere bummelten durch die Stadt und kauften am Markt frisches Obst. Mittags führte uns der Bistritzer Stadtpfarrer durch die Kirche und informierte uns über die Renovierungsarbeiten an Kirche und Turm sowie über die Glockenweihe am 11. Oktober dieses Jahres. Am Nachmittag ging es in das Budaktal nach Waltersdorf, um dort die Gedenkstätte am ev. Friedhof einzuweihen. Vor zwei Jahren wurden viele Grabsteine, die zuvor ungeachtet unter Bäumen und Sträuchern gestapelt waren, zu einem großen Halbkreis aufgestellt. In der Mitte ragt ein vier Meter hohes Kreuz. Es wurde von unserem leider viel zu früh verstorbenen Freund Johann Böhm aus Hallein gefertigt. Vier Musiker in Tracht der Trauner Adjuvanten umrahmten die kleine Feier. Dietmar Lindert begrüßte alle Gäste, allen voran den ev. Pfarrer i.R. Mag. Gerhard Grager und den orthodoxen Pfarrer von Waltersdorf. Pfarrer Grager hielt eine bewegende Ansprache und fungierte auch als Dolmetscher für seinen rumänischen Amtskollegen. Martin Duka enthüllte die zweisprachige Gedenktafel mit der Inschrift: „Zum Gedenken aller Siebenbürger Sachsen, die bis 1944 in Waltersdorf ihre Heimat hatten.“ Alle Arbeiten sowie die Gedenktafel wurden von der HOG Waltersdorf finanziert. Im Anschluss an die Feier besichtigte man die ehemalige ev. Dorfkirche, die vor einigen Jahren von der orthodoxen Gemeinde übernommen wurde und mit finanzieller Unterstützung der Waltersdorfer aus dem Westen renoviert wurde. Am Abend waren wir zu Gast beim orthodoxen Pfarrer und wurden mit Suppe, Krautwickler und Striezel kulinarisch verwöhnt. Bei fröhlichen Liedern und flotter Musik tanzten wir in die Nacht hinein.

Für Sonntag war Entspannung angesagt. Mittags ging es nach Jaad und dort bestiegen alle die bereitstehenden Pferdefuhrwerke, um eine abenteuerliche Fahrt in die nahegelegenen Almen von Jaad zu einer Stina zu unternehmen. Die Schafhirten bewirteten uns mit Speck, Schafskäse und allerlei Getränken. Später gab es noch „Balmosch“ und eine Lammtokana. Erholt, doch übersättigt ging es wieder in die Gemeinde, wo das Dorfmuseum besichtigt wurde.

Montag war unser nächstes Ziel Kronstadt. Natürlich gab es in Schäßburg einen längeren Aufenthalt, um die Altstadt zu besichtigen. Alle Straßen in der Oberstadt sind aufgerissen und werden neu gepflastert. Die Bergkirche mit den wunderschönen Altären aus ganz Siebenbürgen und die Henndorfer Truhen waren es wert, die vielen Stufen der Schülertreppe hochzusteigen. Vorbei an der Repser Bauernburg und dem Geisterwald waren wir rasch im Burzenland. Ehe wir im Hotel Continental im Zentrum von Kronstadt die Zimmer bezogen, besichtigten wir die Ruinen der ersten „Marienburg“ des Deutschen Ordens.

Der Dienstag begann mit einem Stadtrundgang über den Hauptplatz mit dem imposanten Rathaus, dem Katharinentor, und endete mit einer Führung in der Schwarzen Kirche. Am Nachmittag stand die Törzburg auf dem Programm. Eigentlich hat ja diese Burg nichts mit Graf Dracula zu tun, dennoch ist am Fuße des Berges ein riesiger Markt mit allerlei Souvenirs entstanden. Den Rückweg nach Kronstadt machten wir über die Schullerau, den „Hausberg“ der Kronstädter. Das Abendessen hatten wir auf der Burg reserviert. Da die Zufahrtsstraße sehr eng ist, mussten wir alle mit Taxis hochfahren und vor dem Burgtor verweilen, ehe wir mit Posaunenklängen begrüßt wurden. Es erwartete uns ein wunderschöner Abend mit gutem Essen und gediegener Musik, dargeboten von Mitgliedern der Kronstädter Philharmonie und Sängern sowie Tänzerinnen des Balletts.
Auf Siebenbürgenreise: Reisegruppe aus Traun bei ...
Auf Siebenbürgenreise: Reisegruppe aus Traun bei einer Kutschenfahrt zur Stina in Jaad.
Mittwoch ging die Fahrt über Fogarasch nach Scharosch, wo wir zum Mittagessen eingeladen waren. Unsere Mitglieder Herta und Hans Haiser hatten dieses Culinarium für uns organisiert. Zuvor besichtigten wir die Kirchenburg und lauschten den Klängen der Orgel, die Johannes Teutsch für uns spielte. Es war eine große Tafel, schön gedeckt, wie bei einer siebenbürgischen Hochzeit, die wir im Hofe vorfanden. Jeder konnte sich von den guten Speisen und Getränken persönlich überzeugen. Wir bedankten uns für die schönen Stunden in Scharosch mit einigen Liedern. Weiter ging die Reise über den Königsboden, wo wir in Großschenk die größte Dorfkirche besichtigten. Wie bei den meisten unserer Kirchen wäre eine Renovierung auch der angrenzenden Gebäude nötig. Wie auf der ganzen Reise hatten wir schönstes Herbstwetter. Quartier bezogen wir im renovierten Hotel Continental–Forum in Hermannstadt.

Der Donnerstag begann mit einem Stadtrundgang, geführt wie bei den letzten Rundgängen von unserem Pfarrer Gerhard Grager. Als Kenner Siebenbürgens konnte er uns geschichtliches, gesellschaftliches und bauhistorisches Wissen auf der gesamten Reise vermitteln. Am Nachmittag ging es vorbei an Großau und Großpold nach Kelling, wo wir die seit kurzem renovierte Burg mit dem Museum besichtigten. Auf der Heimreise hielten wir in Großpold und besuchten Pfarrer Meitert und konnten so die Dorfkirche besichtigen und von der Geschichte der Landler hören. Das abendliche Ziel war Sibiel mit der größten „Hinterglas-Ikonensammlung“ Rumäniens. Nach dem Rundgang im Museum hieß es wieder in Pferdekutschen Platz nehmen. Vor dem Kulturhaus wurden wir von Musikern und Tänzern in rumänischer Tracht empfangen. Einige Reiseteilnehmer wurden zum Mittanzen aufgefordert, die dies auch gerne taten. Das Abendessen wurde uns in einem Bauernhof, in den Stuben der Familie serviert. Die Stunden in Sibiel waren eine schöne Erfahrung.

Der Freitagvormittag wurde zum Einkaufen genützt, ehe es zu einem Picknick auf die Hohe Rinne ging. In der schönen Berglandschaft schmeckten die Jause und der Wein aus Wermesch und Scharosch besonders gut. Über Michelsberg mit seiner romanischen Basilika und über Heltau ging es nach Alzen. Nachbarvater Dietmar Lindert lud alle Reiseteilnehmer zu einem Gläschen Nachbarschaftswein und Nussstriezel auf seinen Hof ein. Im Anschluss spielten die Adjuvanten ein Geburtstagsständchen für einen lieben Alzner Freund. Am Pfarrhof warteten bereits die Alzner mit Kaffee und Kuchen. Die Kuratorin Rosi Müller führte die Besucher durch die Kirchenburg und erzählte über die Geschichte des Ortes und der Kirche. Nach der Führung stärkten sich alle bei einer Jause. Viel zu früh hieß es wieder Abschied nehmen. In den Ansprachen wurde gedankt für die Gastfreundschaft und die liebenswerte Bewirtung. Es verbindet uns eine lange Freundschaft mit Alzen und seinen Bewohnern. Fast bei jeder Reise sind wir in diesem schönen Ort im Harbachtal zu Gast und wieder hörten wir das Lied „Willst du Gottes Werke schauen, komm ins Siebenbürgerland“. Gemeinsam sangen wir „Kein schöner Land“, „Wahre Freundschaft“ und Siebenbürgenlied.

Am Samstag fand in Birthälm das diesjährige Sachsentreffen statt. Wir, die Reisegruppe aus Traun, nahmen am Fest geschlossen teil. Einige hatten sich dafür die Tracht mitgenommen. Der Gottesdienst in Anwesenheit des Bischofs war sehr beeindruckend, die Grußworte teils sehr langatmig. Am Dorfplatz spielten die Bistritzer und die Burzenländer Blasmusik. Im Burgareal spielten die Propsdorfer Musikanten auf. Musiker, die wir schon viele Jahre kennen und Freunde nennen dürfen. Man stärkte sich bei Holzfleisch, Wurst und Mici vom Grill, ehe man die Auftritte der vielen Volkstanzgruppen beklatschte.

Sonntag traten wir die Heimreise an. Spontan hielt Pfarrer Gerhard Grager im Bus einen Gottesdienst mit einer sehr einfühlsamen Predigt. Es waren schöne Tage in Siebenbürgen, für jeden war etwas dabei. Ein Dankeschön an alle Reiseteilnehmer für das gute Miteinander. Dank gilt unserem Busfahrer Klaus für die sichere Fahrt und seine Freundlichkeit. Ein besonderer Dank gilt unserem Pfarrer Mag. Gerhard Grager für seine geschichtlichen Ausführungen, für seine Sprüche des Tages und für den Gottesdienst bei der Heimreise. Die Siebenbürger Nach­barschaft hofft, dass viele beim nächsten Mal wieder dabei sind.

Dietmar Lindert

Schlagwörter: Österreich, Reisebericht, Siebenbürgen

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