9. Juli 2014

Renovierung der Stadtpfarrkirche in Hermannstadt: "Keine Gefahr einer Zubetonierung"

Die Fassade und der Innenraum der Evangelischen Stadtpfarrkirche in Hermannstadt sollen restauriert werden. Die evangelische Kirchengemeinde Hermannstadt erklärte auf Anfrage der Siebenbürgischen Zeitung, dass dabei „keine Gefahr einer Zubetonierung“ bestünde und „eine schlanke Variante“ der Kirchenrenovierung bevorzugt werde. Bischof Reinhart Guib lud zu einem Runden Tisch im Juli ein, an dem neben Vertretern der örtlichen Kirchengemeinde und der Landeskirche auch Denkmalpfleger wie Dr. Hermann Fabini und Dr. Paul Niedermaier teilnehmen werden.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes der Siebenbürger Sachsen in Deutschland, Dr. Bernd Fabritius, hat in einem Schreiben an Bischof Guib „kontroverse Meinungen besorgter Landsleute zu unterschiedlichen Renovierungskonzepten“ angesprochen (siehe auch SbZ Online vom 5. Mai und 28. Juni 2014). Die Stadtpfarrkirche in Hermannstadt habe für alle Siebenbürger Sachsen „eine übergeordnete Bedeutung“, sie sei „Teil des gemeinsamen Kulturerbes, für das wir im Sinne der letzten Konsultationen gemeinsam Verantwortung tragen“.

Besonders dankbar zeigt sich das kirchliche Oberhaupt in dem Antwortschreiben vom 3. Juli 2014 für „den „Einsatz und das Engagement, gemeinsam Verantwortung für das wertvolle kirchliche wie siebenbürgisch-sächsische Kulturgut wahrzunehmen“. Da die Stadtpfarrkirche zugleich „Bischofskirche“ sei, liege die Kirchenrenovierung nicht nur der Kirchengemeinde, die rechtmäßiger Eigentümer und Bauherr ist, sondern auch dem Landeskonsistorium und dem Bischof „am Herzen“. Aus diesem Grund hat der Bischof zu einem Runden Tisch im Juli eingeladen. Zudem verweist Reinhart Guib auf die gemeinsame Haltung aller kirchlichen Vertreter, die „eine gute und vertretbare Lösung anstreben, die einer angemessenen, denkmalgerechten und finanziell tragbaren Renovierung entspricht“. Dass dieses ohne Finanzierung aus EU-Mitteln aus dem Programm 2014-2020 nicht möglich sein wird, liege auf der Hand.

Auch Stadtpfarrer Kilian Dörr geht in seinem Schreiben vom 5. Juli von den guten Finanzierungsmöglichkeiten aus, die sich durch den neuen EU-Haushalt für „unsere Kirchengemeinde wie auch die gesamte sächsische Gemeinschaft“ ergeben. Diese Mittel wolle man durch „ein gutes Projekt“ einwerben. Mit dessen Ausarbeitung wurde nach einer Ausschreibung ein Hermannstädter Architekturbüro beauftragt. Das Konzept liege seit Monaten zur Einsicht aller Interessierten im Stadtpfarramt bereit und sei in der Gemeindevertretung intensiv erörtert worden. Eine öffentliche Beratung mit den Planern fand am 30. April 2014 statt, wobei viele Bedenken geklärt wurden, „z.B. dass die Richtlinien für die Erdbebensicherheit für öffentliche Gebäude zu beachten sind und dass im Folgeprojekt keine Gefahr einer Zubetonierung besteht, da Beton fast nur in Fundamentbereich Verwendung finden würde“. Wie der Stadtpfarrer weiter berichtet, wurde die Genehmigungsplanung der nationalen Denkmalkommission vorgestellt und von deren Fachleute befürworteten. Diese Variante sei jedoch in der Gemeindevertretung als „zu massiv“ empfunden worden. Daraufhin habe das Presbyterium ein Ingenieursbüro mit Expertise in Sachen Tragwerksplanung bei Kirchenburgen mit einer Begutachtung beauftragt. Diese ergab, „dass auch kleinere Eingriffe den Anforderungen Genüge tun würden“. Die Herausforderung bestünde nun darin, „mit diesem Gutachten zu versuchen, mit den Planern eine neue, schlankere Variante auszuarbeiten und diese dann in der noch ausstehenden Ausführungsplanung von der Denkmalkommission genehmigen zu lassen“.

Ausführlich berichtet wird auch über die erste Bauetappe, die Renovierung von Dach und Gewölbe der gesamten Stadtpfarrkirche, die nun kurz vor der Fertigstellung steht. Als Hermannstadt 2007 Europäische Kulturhauptstadt war, sei „unsere geliebte Stadtpfarrkirche in keinem guten Zustand“ gewesen. Die Gemeindevertretung und das Presbyterium hätten sich im Laufe des mehrjährigen Projektes immer wieder rückversichert, „durch professionelle Beratung, externe Gutachter und durch das Auswechseln von Teams, die den Qualitätsanforderungen nicht entsprachen“. Die Arbeit sei von Kommissionen der Regierung wie auch Delegationen verschiedener EU-Stellen begutachtet und „als gelungene Investition unserer Kirchengemeinde modellhaft vorgestellt“ worden.

Die Dach- und Gewölbereparatur wurde von allen Seiten „als notwendig, gut geplant und durchgeführt“ bezeichnet. „Wir danken Gott, dass niemand dabei zu Schaden kam und die nächsten Generationen ihre Gottesdienste unter einem schönen und sicheren Dach feiern können“. Damit auch das zweite Projekt, die Renovierung der Fassade und des Innenraums, gut gelinge, „bitten wir um die Mithilfe und konstruktive Zuarbeit all derer, denen die evangelische Stadtpfarrkirche von Hermannstadt am Herzen liegt“, schreibt Stadtpfarrer Kilian Dörr zusammen mit Kuratorin Anita Pavel und dem Presbyterium der Evangelischen Kirchengemeinde Hermannstadt.

Siegbert Bruss

Schlagwörter: Denkmalpflege, Hermannstadt, Kirchenrenovierung, EKR

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