6. April 2016

14. Ostermarkt in Bistritz

Bunte Vielfalt, Frohsinn, Engagement waren auch heuer beim 14. Ostermarkt am 19. März in Bistritz offensichtlich. Organisatoren und Teilnehmer trotzten den tiefen Temperaturen bei den Freiluftveranstaltungen vor dem neu renovierten früheren Gewerbevereinshaus, kürzlich zum Kulturpalast des Munizipiums Bistritz erhöht. Das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien und der Deutsche Jugendverein Siebenbürgen – Filiale Bistritz hatten in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde erstmals vor vierzehn Jahren dieses bedeutendste Fest der kleinen deutschen Minderheit (in Bistritz leben weniger als 250 Deutsche bei über 80 000 Einwohnern) aus der Taufe gehoben.
Seit 2012 richten die Stadtverwaltung und der Bürgermeister mit ihren umfassenderen finanziellen, organisatorischen und personellen Ressourcen das Fest aus. Dabei geht es auch darum, das sächsische Brauchtum und die bedeutende Kulturleistung der Deutschen in der Stadt, in ganz Nordsiebenbürgen zu würdigen.

Das ganze Wochenende über konnte man in den Verkaufsbuden, die zum Weihnachtsmarkt 2015 neben der evangelischen Kirche aufgestellt worden waren, vielfältige österliche Produkte besichtigen und erwerben. Angeboten wurden u. a. vielfarbige, filigran dekorierte Eier aus der Bukowina, aus Siebenbürgen, Blumengebinde, süßes Ostergebäck, Kosmetikerzeugnisse, Keramik, Geschirr aus Ton, Volkskunstprodukte, Holzgegenstände, Schmuck, Textilien und vieles mehr. Der bunte Festumzug der Kulturformationen, angeführt von der Garnisonskapelle, begann um 12 Uhr und führte die Teilnehmer von der ev. Stadtkirche zur Festbühne unmittelbar vor dem Kulturpalast. Vor der Festbühne betonte die Militärmusik mit dem gekonnten Vortrag der Hymnen Rumäniens, Deutschlands, Österreichs und Europas den würdevollen Charakter der Veranstaltung. Bei der traditionellen ökumenischen Andacht, zelebriert vom ev. Stadtpfarrer Johann Dieter Krauss, vom griechisch-katholischen Stadtpfarrer Ioan-Vasile Frișan, vom katholischen Stadtdekan Gered Péter und dem orthodoxen Protopopen Alexandru Vidican, dominierte der Hinweis auf das zentrale christliche Osterfest. Anschließend würdigten die Gäste die Veranstaltung mit Grußworten: in Vertretung von Bürgermeister Ovidiu Teodor Crețu, Vizebürgermeister George Avram, der Ehrenvorsitzende des Demokratischen Forums der Deutschen im Kreis Bistritz-Nassod Eckehardt Zaig, der Vorsitzende der HOG Bistritz-Nösen Dr. Hans Franchy. Durchgehend wurde die Freude hervorgehoben, trotz ethnischer oder konfessioneller Unterschiede traditionell in Eintracht zu leben und sich der Erhaltung siebenbürgisch-sächsischer Kulturgüter bewusst zu sein. „Wir freuen uns über und sind dankbar für die vielfältige Unterstützung der deutschen Kultur und der sächsischen Traditionen der Stadt Bistritz.“, betonte Eckehard Zaig.
Ostermarkt in Bistritz: Zorin Diaconescu (links) ...
Ostermarkt in Bistritz: Zorin Diaconescu (links) und Mihai Berbunschi bei der Buchpräsentation. Foto: Horst Göbbel
Bei dem folgenden ca. zweistündigen, sehr bunten und fröhlichen musikalischen und tänzerischen Programm (wiederum bei niedrigen Außentemperaturen) wurden die Darbietungen folgender Gruppen mit viel Applaus bedacht: die des Profiorchesters des Bistritzer Kulturpalastes, der deutschen Tanzgruppe aus Schäßburg, der Bistritzer Tanzgruppe „D-Fantasy“ des Chores „Andrei Mureșanu“, und der 4. Klasse der deutschen Abteilung des Nationalkollegs „Liviu Rebreanu“ (Lehrerin Christine Armean), der deutschen Tanzgruppen aus Hermannstadt, aus Zeiden, aus Kronstadt („Korona“), aus Sächsisch Regen („Goldregen“) und aus Neumarkt („Sonnenschein”) sowie des Chores „Edelweiß“ aus Kampulung. Die Bistritzer Zeitung „Evenimentul zilei“ schrieb (deutsch übersetzt): „Es war ein schönes Fest, das uns die Freude des Lebens in der alten sächsischen Burg wiedergebracht hat.“)
Viertklässler mit ihrer Leiterin Isabella Popescu ...
Viertklässler mit ihrer Leiterin Isabella Popescu nach dem Auftritt. Foto: Horst Göbbel
Im Rahmen des heurigen Ostermarktes wurde im historischen „Löwenhaus“ ein „sächsischer Salon“ festlich eröffnet. Dabei präsentierte der Journalist Zorin Diaconescu zweisprachig auf sehr hohem Niveau den Lyrikband „Flug“ von Dorel Cosma. Im „Deutschen Zentrum“, wie das historische Goldschmiedehaus heißt, fand die Vernissage einer prächtigen Ausstellung von Werken des sächsischen Malers Norbert Thomae (1887-1977) und die Vorstellung eines hochwertigen Katalogs dazu statt. Das Werk des Bistritzer Malers (bis 1944 auch Zeichenlehrer am Ev. Gymnasium Bistritz) schließt nach den Worten des Kunsthistorikers Vasile Duda eine Lücke der Bistritzer Malerei der Zwischenkriegszeit mit einer großen Fülle an Themen und künstlerischen Möglichkeiten. Dr. Corneliu Gaiu stellte das Leben und Werk von Thomae vor („Er war nicht nur ein sensibler Maler, er war auch eine Persönlichkeit mit hoher Bildung, der auch zwei wesentliche Werke zur siebenbürgischen deutschen Malerei verfasst hat.“), während der Direktor des Deutschen Zentrums Alexandru Gavrilaș präzisierte: „Es ist eine große Ehre für uns, einen derartigen Katalog, gewidmet dem Werk und dem Leben von Norbert Thomae, herauszugeben. Wir haben damit den hohen Wert des historischen und künstlerischen Erbes der Stadt hervorgehoben.“ In diesem Zusammenhang sei erwähnt, dass die Enkelkinder des Malers Antje Hella Neumann, Wolfgang Rohling, Rangar und Wolfram Wenzl, von denen zwei erstmals 2010 im Rahmen eines Projekts des Bistritzer Kreismuseums und des Siebenbürgischen Museums in Gundelsheim einer ersten Ausstellung mit Werken ihres Großvaters in Bistritz beiwohnten, mehr als 90 Bilder aus dem Schaffen von Norbert Thomae sowie Dokumente und Objekte aus dessen Nachlass dem Bistritzer Museum geschenkt haben. Nun wurden diese Werke und nachkommen in besonderem Maße gewürdigt.

Wie auch bisher war der Vorstand der HOG Bistritz-Nösen beim Ostermarkt vertreten, diesmal durch Dr. Hans Franchy, Annemarie Wagner und Horst Göbbel, auch um die Verbundenheit mit der Heimatregion und ihrer bescheidenen sächsischen Gemeinde zum Ausdruck zu bringen, zugleich um mit den örtlichen zuständigen Partnern Vorhaben und Projekte zu besprechen.

Horst Göbbel


Schlagwörter: Ostermarkt, Bistritz

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