27. April 2017

Vierzig Jahre danach: Gedenken an die Opfer des Lawinenunglücks

17. April 1977. Eine Staublawine verschüttet am Bulea-See im Fogarascher Gebirge 23 Schüler und Lehrer der Brukenthalschule und des Pädagogischen Lyzeums. Was Hermannstadt, nicht nur die betroffenen Schulen und Familien erschüttert hat, ist bekannt. Auch über die vielen Gedenkfeiern wurde immer wieder berichtet.
Vierzig Jahre danach haben nun treue Vertreter von Schule und Kirche, Presse und Privat das diesjährige Gedenken vorbereitet und vorbildlich gestaltet. Am Gedenktag selbst – diesmal war es der Ostermontag – wurde zu einer Begegnung vor den Grüften am alten evangelischen Friedhofsteil in Hermannstadt und zu einem Treffen hinauf, zum Ort des tragischen Geschehens im Bâlea-Kessel, eingeladen. Dass die beiden Begegnungen zeitgleich auf 12 Uhr mittags angesetzt wurden, ließ sich wohl nicht vermeiden.

Bei der Gedenkveranstaltung am Friedhof in Hermannstadt war das Brukenthal-Gymnasium prominent vertreten, ebenso Angehörige der Lawinenopfer, Hermannstädter Persönlichkeiten wie der hochbetagte Ehrenvorsitzende des Landesforums, Prof. Dr. Paul Philippi, mit Gattin, die ehemalige Schulinspektorin Christine Manta Klemens und Stadtpfarrer i.R. Wolfgang Rehner mit Gattin, der 1977 mehrere Opfer beerdigt hatte.
Auf dem städtischen Friedhof in Hermannstadt ...
Auf dem städtischen Friedhof in Hermannstadt wurde der Lawinenopfer gedacht, rechts im Bild ist Pfarrer Hans-Georg Junesch, der über jedem Grab einen Segen sprach. Foto: Maximilian Braisch
Pfarrer Hans-Georg Junesch erinnerte in einer kurzen Andacht an des Geschehen und die vielen bisherigen Gedenkveranstaltungen. Bei dem anschließenden Rundgang, von Prof. Friedrich Philippi ortskundig geführt, wurde zu jedem der 17 auf diesem Friedhof befindlichen Gräber ein schöner blumengeschmückter Kranz gebracht. Pfarrer Junesch fand bei jedem Grab die passenden Bibel-Worte zum Segen. Im Anschluss fuhr man nach Neppendorf und Hammersdorf, wo auf dem jeweiligen evangelischen Friedhof je eines der Lawinenopfer begraben ist, und legte auch dort Kränze nieder.

Auf der Terrasse der etwa 2000 Meter hoch gelegenen Schutzhütte am Bulea-See (Bâlea-See) hatte man einen Altar improvisiert. Geleitet wurde dort die Andacht von Pfarrer Dietrich Galter, Bezirksdechant, und von Michael Reger, Pfarrer in Kerz, der die Predigt zweisprachig, deutsch und rumänisch, hielt.
Gedenkfeier am Ostermontag am Buleasee, ...
Gedenkfeier am Ostermontag am Buleasee, Bezirksdechant Pfr. Dietrich Galter (rechts) und Pfr. Michael Reger auf der Terrasse der Schutzhütte. Foto: Ute Hellmuth-Zweyer
Sowohl auf dem städtischen Friedhof als auch oben im Gebirge, in der Umgebung der Unglücksstelle, hatte man umsichtig Vorbereitungen geplant, jedoch wetterbedingt nicht alles durchführen können. Die Reinigung der 100 Kilogramm schweren In-Memoriam-Gedenkplatte aus Bronze, die vor vierzig Jahren am Felsen angebracht wurde, soll bei geeigneter Witterung erfolgen, da die Platte jetzt vereist ist. Auch an diesem Ostermontag war im Fogarascher Gebirge viel Neuschnee zum Hindernis für eine Skiabfahrt mit Fackeln geworden. Es wurden aber Fackeln in der Nähe der Schutzhütte angezündet. Und eine Schülergruppe, die mit ihrer Schulleiterin Monika Hay und zwei Sportlehrern und Leuten vom Bergrettungsdienst Salvamont vom 7.-9. April oben weilte, hatte eine Fackelfahrt geübt. Montagmittag sind dann Pfarrer Dietrich Galter, Hans-Georg Scherer aus Geretsried und drei Männer von Salvamont im Anschluss an den Gottesdienst mit Fackeln und Kränzen trotz der Schneemassen bis zur Gedenktafel aufgestiegen. Bei der Gedenkfeier am See war auch der Mann von der Seilbahngondel anwesend, der die Toten im April 1977 zu Tal gebracht hatte.

Dort oben wurden im Laufe der Jahre immer wieder Skiwettkämpfe um die In-Memoriam-Pokale (der Richard-Schuller-Pokal, der Edith-Treybal-Pokal, der Brüder-Gross-Pokal und der Maja-Heitz-Pokal) ausgetragen, und zwar unter der Leitung der Sportlehrer Franz Breitenstein (der gute Bübe), Hugo Wolff, Ernst G. Seidner und dessen Nachfolger Andy Fazekas. Nach der Siegerehrung hatte es jedesmal einen Fackelzug gegeben.

Schon am 13. April wurde eine Gedenk- und Informationsveranstaltung in der Aula des Brukenthal-Gymnasiums abgehalten. Prof. i.R. Friedrich Philippi, Landeskirchenkurator, hielt einen Lichtbildvortrag zum Ereignis, der einen starken Eindruck hinterließ. Seine Ausführungen wurden durch zwei Teile aus dem Deutschen Requiem von Johannes Brahms eingerahmt.
In der Aula der Brukenthalschule fand am 13. ...
In der Aula der Brukenthalschule fand am 13. April eine Gedenkstunde für die Opfer des Lawinenunglücks statt. Erdkundelehrer i.R. Friedrich Philippi (rechts, stehend) und drei Schüler/innen verlasen die Namen der Opfer, für die jeweils ein Teelicht angezündet wurde. Foto: Fred Nuss/Hermannstädter Zeitung
Vielen herzlichen Dank möchte ich aussprechen all jenen, die – auch dank einer großzügigen Geldspende von Unbekannt – das Gedenken mit beachtlichem Aufwand so tadellos und ordentlich vorbereiten und gestalten konnten. Ich tue das im Namen der in Hermannstadt und im Gebirge anwesenden Angehörigen sowie auch derjenigen, die ihrer Lieben daheim gedacht haben. Danke für die große Mühe! In memoriam ...

Ewalt Zweyer

P.S. Das von Gerlinde Schuller an die Redaktion gesandte und in der Folge 6 vom 10. April, Seite 4, veröffentlichte Foto mit Skifahrern auf dem Hang über dem Gebirgssee stammt von Hans Koch aus Hunedoara (siehe SbZ Online vom 14. April 2017).

Schlagwörter: Gedenken, Bulea, Hermannstadt, Lawinenopfer, Katastrophe

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