2. August 2018

Hasso Plattner spendet Millionen für Universität in Hermannstadt

Am 19. Juli wurde in der Botschaft von Rumänien in Berlin ein außerordentlich wichtiger Vertrag unterzeichnet: Der vermutlich reichste Siebenbürger Sachse der Welt unterstützt eine Universität aus der Herkunftsstadt seiner Vorfahren mit 4,2 Millionen Euro – seit 30 Jahren die größte Förderung, die eine Universität in Rumänien je erhielt, so Ioan Bondrea, Rektor der Lucian-Blaga Universität Hermannstadt (ULBS), Empfänger der großzügigen Spende. Der Spender, Milliardär Hasso Plattner, Gründer des bekannten Softwareriesen SAP, ist einer der reichsten deutschen Unternehmer und gilt weltweit als einer der größten Mäzene für Forschung, Wissenschaft und Kunst.
Nun sollen Studenten, Ingenieure und Partnerunternehmen in Hermannstadt in einem neu zu gründenden Institut nach den Prinzipien des Hasso-Plattner-Instituts (Potsdam) forschen und innovative technische Produkte entwickeln. Die Großspende ist an zwei Bedingungen gebunden: Die von der ULBS vorzuschlagenden Projekte müssen im Zeitraum 2019-2021 stattfinden, und jedes Jahr wird ein aus internationalen Experten bestehender Finanzausschuss nach Hermannstadt reisen, um sich von der Erfüllung der Vorgaben zu überzeugen und die Buchhaltung zu überprüfen.

Eine Schlüsselrolle in der Anbahnung der Kooperation spielte der rumänische Botschafter Emil Hurezeanu. Zur feierlichen Vertragsunterzeichnung in der Botschaft in Berlin erschienen: der rumänische Bildungsminister Valentin Popa, der Beauftragte Brandenburgs für internationale Beziehungen, Staatssekretär Thomas Kralinski, der Leiter des Hasso- Plattner-Instituts (HPI), Prof. Christoph Meinel, mit dem auch die Vorverhandlungen stattfanden, und ULBS-Rektor Ioan Bondrea. Das Projekt, das bereits 2019 starten wird, beinhaltet die Neugründung eines Instituts, das den Namen des Geldgebers tragen wird, den Bau eines Gebäudes mit Laborräumen, sowie die Einrichtung eines Stipendienfonds für Studenten und junge Forscher. Die Neugründung des Instituts wurde beschlossen, um bürokratische Hürden geringer zu halten und das Vorhaben zu beschleunigen. Erste Ideen wurden mit dem deutschen Partner bereits diskutiert. Als Nächstes wird die ULBS konkrete Projekte zu Papier bringen, verriet Bondrea auf einer Pressekonferenz am 24. Juli in Hermannstadt.
Die Unterzeichnung des Spendenvertrags in der ...
Die Unterzeichnung des Spendenvertrags in der Botschaft von Rumänien in Berlin durch Prof. Dr. Christoph Meinel (links) und Rektor Ioan Bondrea fand im Beisein von Staatssekretär Thomas Kralinski, Botschafter Emil Hurezeanu und Bildungsminister Valentin Popa (stehend, von links nach rechts) statt.

Anlauf mit Hindernissen

Wie es zu der sensationellen Kooperation kam, erzählt Botschafter Emil Hurezeanu im Gespräch mit der Siebenbürgischen Zeitung: Vor zehn Jahren, im Rahmen seiner damaligen Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung România Liberă in Bukarest, hatte er die Idee, eine Reihe von Persönlichkeiten zu porträtieren, die in Rumänien wenig bekannt waren, darunter Matei Hoffmann, Enkelsohn des berühmten Generals Fălcoianu, der im Unabhängigkeitskrieg von 1877 gekämpft hatte. Hoffmann war Kabinettschef des Bundeskanzlers Helmut Kohl und wirkte später als Botschafter in europäischen Hauptstädten. Über die Siebenbürgische Zeitung erfuhr Hurezeanu von Hasso Plattner. Sein Vater, Dr. Horst Plattner (1919-2001), stammt gebürtig aus Agnetheln und wirkte nach seinem Studium in Deutschland als Augenarzt in Berlin. Der Großvater, Johann P. Plattner (1854-1942), war Pfarrer in Stolzenburg und Schriftsteller. Das Haus der Familie Plattner in der Wiesengasse (strada Tipografilor) in Hermannstadt war Emil Hurezeanu gut bekannt. Nur, dass Hasso Plattner, der keinerlei Kontakte zu Siebenbürger Sachsen pflegt und sich offenbar wenig für seine Wurzeln interessiert, das Interview rundweg ablehnte.

Aus der Ferne verfolgte Hurezeanu die Karriere Hasso Plattners dennoch weiter, auch anhand der Artikel, die immer wieder in dieser Zeitung erschienen. 1944 in Berlin geboren, lebt Plattner vor allem in Amerika und Südafrika und gilt als einer der wichtigsten Mäzene mit einer eigenen Vision, wie Forschung gefördert werden soll. Diese wird im 1998 in Potsdam gegründeten Hasso-Plattner-Institut umgesetzt, einer Fakultät der Universität Potsdam im Rahmen einer öffentlich-privaten Partnerschaft, die Christoph Meinel seit 2004 leitet. 2017 wurde dort auch die Digital-Engineering-Fakultät ins Leben gerufen, die zu einem Exzellenzzentrum ausgebaut werden soll, vollständig von der Hasso Plattner Stiftung finanziert.

Die Karriere von Hasso Plattner, studierter Nachrichtentechniker, begann 1972 mit der Mitbegründung des Unternehmens SAP, heute SAP SE in Walldorf, weltweit drittgrößtes Softwareunternehmen. Das Vermögen des Großunternehmers, den das Manager Magazin als einen der zehn reichsten Deutschen bezeichnet, wird auf 5,4 Milliarden Euro geschätzt. Seit seinem Rückzug aus dem Tagesgeschäft von SAP engagiert sich Plattner als Mäzen und gilt als einer der bedeutendsten privaten Wissenschaftsförderer in Deutschland. Seiner 1998 gegründeten Stiftung gegenüber verpflichtete er sich, 20 Jahre lang mehr als 50 Millionen Euro aus seinem Privatvermögen zur Verfügung zu stellen – mittlerweile hat sich dieses Engagement vervierfacht. Plattner finanziert das Institut komplett, engagiert sich aber auch in Forschung und Lehre. 2005 gründete er mit der Stanford Universität das Hasso Plattner Institute of Design zur Entwicklung nutzerfreundlicher Innovationen durch interdisziplinäre Zusammenarbeit.

Die ZEIT schrieb 2008, Plattner gelte als einer der weltgrößten privaten Wissenschaftsförderer. Doch auch in Kunst und Kultur investiert der Mäzen: Eine seiner jüngsten Stiftungen ist das private Kunstmuseum Barberini in Potsdam, das im Januar 2017 eröffnet wurde und auch die Sammlung der Hasso-Plattner-Förderstiftung beherbergt. Bereits im ersten Jahr zählte es 520000 Besucher. Seit 2013 ist Plattner Mitglied der philanthropischen Kampagne The Giving Pledge, bei der sich wohlhabende Menschen zum Spenden ihres Reichtums für das Gemeinwohl verpflichten.
Botschafter Emil Hurezeanu freut sich, dass Hasso ...
Botschafter Emil Hurezeanu freut sich, dass Hasso Plattner das Angebot eines wissenschaftlichen Dialogs angenommen hat. Fotos: Botschaft von Rumänien, Berlin

Unerwarteter Durchbruch

Seit September 2015 Botschafter von Rumänien in Berlin, empfahl Hurezeanu schließlich seinem Hermann­städter Freund Ioan Bondrea, Rektor der Lucian-Blaga-Universität, sich schriftlich an Hasso Plattner zu wenden und ihm Hermannstadt als Standort für Ingenieurswissenschaften vorzustellen, wo allein die Continental Group, Reifenhersteller aus Hannover, zweitausend rumänische Ingenieure beschäftigt. Bondrea schrieb Hasso Plattner vor zwei Jahren an und regte ein gemeinsames Forschungsprojekt an. Meinel, Direktor des Hasso-Plattner-Instituts, antwortete vor eineinhalb Jahren und besuchte im Juni 2017 die Universität in Hermannstadt, wobei Hurezeanu zugegen war.

Bei der festlichen Unterzeichnung des Vertrags in der Botschaft in Berlin gestand Hurezeanu, dass er ihm nicht gelungen sei, Hasso Plattner über seine Gefühle als Siebenbürger Sachse und seine Herkunft anzusprechen – doch habe das Angebot eines wissenschaftlichen Dialogs zum erhofften Ergebnis geführt. Rektor Bondrea schlug nun vor, Hasso Plattner die Ehrendoktorwürde seiner Universität zu verleihen, die Stadt Hermannstadt will ihm die Ehrenbürgerschaft antragen. Hasso Plattner erklärte sich bereit, diese Ehrungen entgegenzunehmen – doch erst, wenn das Forschungsvorhaben effektiv wird und er das Band zur Eröffnung des neuen Instituts in Hermannstadt durchschneiden kann.

Nina May

Schlagwörter: deutsch-rumänische Beziehungen, Hermannstadt, Universität, Spenden, Hasso Plattner, Wissenschaft, Forschung

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