4. August 2021

Erinnerungsort und Identifikationsfigur: Feierlichkeiten zum 300. Geburtstag des Barons Samuel von Brukenthal

„Wodurch aber Brukenthal zu einem dauerhaften Erinnerungsort und zu einer Identifikationsfigur wurde, das ist die Stiftung seiner umfangreichen und wertvollen Sammlungen zu einem öffentlichen Museum mit Bibliothek in gemeinschaftlichem Besitz mit Prägekraft bis heute.“ Diese Worte stehen in der Einleitung zu dem Heft der Wanderausstellung „Ein früher Europäer“, die aus Anlass des 300. Geburtstags von Baron Samuel von Brukenthal von dem Deutschen Kulturforum östliches Europa Potsdam in Zusammenarbeit mit zahlreichen Partnern erstellt und von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien gefördert wurde.
Minister Sergiu Horia Hossu, Dr. Bernd Fabritius, ...
Minister Sergiu Horia Hossu, Dr. Bernd Fabritius, Cristina Popescu, Direktorin von Romfilatelia, und Dr. Paul Jürgen Porr (von links) präsentierten die Brukenthal gewidmeten Sonderpostwertzeichen. Foto: Beatrice Ungar
Das mit finanzieller Unterstützung des Departements für Interethnische Beziehungen der Rumänischen Regierung durch das Demokratische Forum der Deutschen in Rumänien (DFDR) und das Demokratische Forum der Deutschen in Siebenbürgen (DFDS) in zwei Sprachen – deutsch und rumänisch – gedruckte Heft lag bei der Brukenthalfeier auf. Die zweitägige Feier richtete das Departement für Interethnische Beziehungen gemeinsam mit dem Brukenthalmuseum aus. Am ersten Tag, am 26. Juli, an dem vor 300 Jahren Brukenthal das Licht der Welt erblickt hatte, fand ein Festakt im Innenhof des Brukenthalpalais in Hermannstadt statt, der unter dem Motto „Samuel von Brukenthal (1721-1803) – ein früher Europäer“ stand.

Die zahlreichen Gäste der Veranstaltung hörten fünf musikalische Einlagen und zwölf Ansprachen. Zum Abschluss stellte Romfilatelia-Direktorin Cristina Popescu die dem Anlass gewidmeten Sonderpostwertzeichen – einen Sonderbriefumschlag und eine Sonderbriefmarke – vor. Alle Gäste konnten ein Exemplar in einer schönen Mappe mitnehmen, die das DFDR zur Verfügung gestellt hatte.

Den Reigen der Redner eröffnete Minister Sergiu Horia Hossu, der als Kabinettschef des Premierministers die Bereitschaft kundtat, alle Einrichtungen zu unterstützen, die rumänische Kultur fördern. Dazu gehöre natürlich das Brukenthalmuseum in Hermannstadt.

Den „starken und positiven Einfluss“, den Brukenthal auf die Geschichte der Stadt und der Menschen ausgeübt hat, unterstrich Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten. Die Tatsache, dass der Baron erachtete, dass Wissen zum Wohle der Allgemeinheit eingesetzt werden müsse, sei zukunftsweisend gewesen. Fabritius wünschte zum Abschluss seiner Rede der Jubiläumsausstellung, die im Innenhof zu sehen war und noch bis Jahresende zu sehen sein wird, „einen großartigen Erfolg“.

Der Manager des Brukenthalmuseums, Prof. Dr. Sabin-Adrian Luca, lüftete im wahrsten Sinn des Wortes den Hut als „Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit“ für das Team, das dieses „einzigartige Projekt“ gemeinsam betreibt. Er meinte damit das Brukenthalmuseum, in dessen Aufsichtsrat aufgrund eines 2005 – als das Gebäude und Sammlungen an die Hermannstädter evangelische Kirchengemeinde rückerstattet worden ist – unterzeichneten Protokolls paritätisch das Kulturministerium, die evangelische Kirchengemeinde und das DFDR Vertreter haben.

Diese Zusammenarbeit würdigte auch Stadtpfarrer Kilian Dörr, der darauf hinwies, dass das 1817 eröffnete Museum mehr als 80 Jahre lang „in der Museenlandschaft Europas gut situiert“ gewesen sei und zwei Weltkriege überstanden habe. Ab 1948, als es enteignet wurde, seien die Sammlungen zerstückelt worden. Die Rückgabe 2006 sei ein Meilenstein in der neueren Geschichte des Brukenthalmuseums gewesen, nun hoffe man auch auf eine Unterstützung seitens des Kulturministeriums für die notwendige Restaurierung des Brukenthalpalais, das die evangelische Kirchengemeinde für den symbolischen Betrag von 1 Leu zur Verfügung gestellt hatte.

Dr. Paul Jürgen Porr, Vorsitzender des Demokratischen Forums der Deutschen in Rumänien, sprach im Namen der Mitveranstalter und wies darauf hin: „Brukenthal war nicht zuletzt Patriot, weil er sich seiner Heimat verpflichtet fühlte. Dafür gebührt ihm noch heute alle Ehre.“ Dem pflichtete Unterstaatssekretär Dr. Thomas Șindilariu in seiner kurzen Wortmeldung bei, in der er erwähnte, dass die Veranstaltung ursprünglich unter dem Arbeitstitel „Samuel von Brukenthal - ein untypischer Baron“ vorbereitet worden sei und man sich schließlich auf die Übernahme des Titels der Wanderausstellung geeinigt habe.

Die designierte deutsche Konsulin in Hermannstadt, Kerstin Ursula Jahn, stellte an ihrem zweiten Arbeitstag fest: Brukenthal sei auch 300 Jahre danach in Hermannstadt „allgegenwärtig“. Man begegne diesem „wahren Europäer, einem Mann des kulturellen Austausches über Grenzen hinweg“ auf Schritt und Tritt.

Die rumänische Botschafterin in Berlin, Adriana Stănescu, sagte, Brukenthal sei weiterhin „ein Vorbild an Offenheit und Großzügigkeit“ und stelle eine „Brücke in Zeit und Raum zwischen Siebenbürgen und Europa, zwischen Rumänien und Deutschland“ dar.

Kulturattaché Thomas Kloiber, Leiter des Österreichischen Kulturforums, hob seinerseits die Rolle Brukenthals als Brückenbauer hervor, für die der Name Breckner und auch der Adelstitel „von Brukenthal“ prädestiniert seien. Kloiber überbrachte auch die Grüße der scheidenden österreichischen Botschafterin in Bukarest, Isabel Rauscher, und würdigte Brukenthal „als Beispiel für Courage und Standfestigkeit“. Der Ausstellungs- und Veranstaltungstitel könne ergänzt werden: „Ein früher und großer Europäer“.

Rumäniens Botschafter in Wien, Emil Hurezeanu, meinte, der Baron wäre sehr zufrieden mit der Zusammensetzung der Festgesellschaft, schließlich habe er in fast allen Bereichen gewirkt. Er schloss mit der Vermutung, dass Brukenthals Wirken auch auf die Geschicke des „anderen“ Barons, des späteren ersten Metropoliten von Siebenbürgen, und inzwischen heilig Gesprochenen Andrei Șaguna Einfluss genommen hätte.

Seitens des Verbands der Siebenbürger Sachsen in Deutschland wies der Bundesvorsitzende Rainer Lehni darauf hin, dass der Geehrte im „kollektiven Gedächtnis der Siebenbürger Sachsen als Museumsgründer und Namensgeber der Brukenthalschule“ geblieben sei. Lehni erwähnte auch, dass Brukenthal „gerne auch den Dialekt“ gesprochen habe und „evangelisch geblieben“ sei.

Die Moderatorin der Veranstaltung, Staatssekretärin Laczika Enikö Katalin, schloss die Reihe der Redner ab und wies auf die Devise restitutio in integrum hin, die für alle im Kommunismus enteigneten Besitztümer gelten sollte. Insofern habe die für das Brukenthalmuseum gefundene Lösung Vorbildcharakter.

Beatrice Ungar



(Zuerst erschienen in der Hermannstädter Zeitung vom 30. Juli 2021)

Schlagwörter: Brukenthal, Jubiläumsfeier, Hermannstadt, Hermannstädter Zeitung

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